Einer der wichtigsten Automobilzulieferer mit Stammsitz in Baden-Württemberg ist Bosch. Um den Nachwuchs in der Leistungselektronik sicherzustellen, wurde im Sommer ein Studien- und Forschungszentrum für Leistungselektronik im Reutlinger Stadtteil Rommelsbach eröffnet. Bosch hat bei Absolventen zwar ein hervorragendes Image, wie Pressesprecher Dirk Haushalter betont, doch will es der Konzern dabei nicht belassen. In das Institut will der Konzern in den nächsten zehn Jahren 20 Mio. Euro investieren. Insgesamt sieben Lehrstühle der Universitäten Reutlingen und Stuttgart kooperieren in dem neuen Verbund, den Bosch als den ersten seiner Art in Deutschland bezeichnet.
Audi hat einen Sitz in Neckarsulm und klagt derzeit ebenfalls noch nicht über Nachwuchssorgen, denn bei Ingenieursabsolventen ist er seit Jahren einer der beliebtesten Arbeitgeber. „2011 werden wir unternehmensweit 1200 Experten einstellen. Schwerpunktbereiche sind unter anderen neue Antriebskonzepte, Leichtbau, Elektronik, Fertigungs- und Methodenplanung sowie die Weiterentwicklung verbrauchsreduzierter Antriebsaggregate. Ein großer Teil der neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird sich also mit dem Bereich Elektromobilität beschäftigen“, sagt Michael Groß, Leiter Personalmarketing bei Audi. „Innerhalb der Technischen Entwicklung arbeiten derzeit über 500 Spezialisten an dem Thema. Sie werden von vielen hundert Kollegen aus den verschiedensten Fachbereichen unterstützt.“ Groß: »Wir können bis dato alle Stellen gut besetzen. Dennoch stellen wir fest, dass es für bestimmte Expertenfunktionen schwieriger wird, qualifizierte Mitarbeiter zu rekrutieren.“
Und selbst Dr. Michael Schanz, Experte für Ingenieurausbildung und -beruf beim VDE, der in punkto Fachkräftemangel“ sonst eher auf dem Teppich bleibt, registriert einen steigenden Bedarf: »Speziell zum Thema Elektromobilität und auch im weiteren Rahmen hinsichtlich eines Smart Grid, was in Zusammenhang mit der Nutzung regenerativer Energien zu sehen ist, mehren sich die Meldungen nach steigendem Bedarf im elektrotechnischen Fachgebiet der Leistungselektronik.“
Ein Weg hierhin ist der Studiengang „Elektrotechnik und Informationstechnik“ mit Schwerpunkt „Elektrische Energietechnik“ und Vertiefung in Leistungselektronik. Schanz: „Die Hochschulen reagieren darauf und schaffen eigene Master- oder Bachelorstudiengänge mit der entsprechenden Vertiefungsrichtung „Elektromobilität“. Meist werden diese Studiengänge von den Fachbereichen „Elektrotechnik und Informationstechnik“ angeboten, aber auch im Fahrzeugbau. Schwerpunkte solcher Angebote sind natürlich diejenigen Zentren, in denen sich die Automobilhersteller befinden“, sagt Schanz. Also etwa im Großraum Stuttgart.
Im Bereich Automotive ist die schwäbische Metropole so erfolgreich, dass selbst Ingenieurdienstleister, deren Geschäft nicht zuletzt von der Mobilitätsbereitschaft ihrer Ingenieure lebt, den Angestellten nahezu eine Bleibe-Garantie versprechen können – so viel gibt es zu tun.
Ein Blick zurück in die vergangene Krise zeigt aber, dass auch Ingenieure nicht gegen Konjunkturflauten gefeit sind, speziell wenn sie als Externe beschäftigt sind. Bosch etwa reagierte schnell und ließ Zeitverträge auslaufen, auch andere Unternehmen „flogen auf Sicht“, wie damals das geflügelte Wort unter Personaldirektoren hieß. Einstellungsstopps und Sparmaßnahmen waren an der Tagesordnung, Kurzarbeit wurde flächendeckend eingesetzt. Zuletzt erreichte der Personalstand in der baden-württembergischen Industrie aber wieder ein Niveau wie im Frühjahr 2009. Die Industrieumsätze übertrafen im August 2011 mit nominal 21,9 Milliarden Euro das Vorjahresergebnis kräftig um 20 Prozent auf 3,6 Mrd. Euro.