Neuerscheinung »Die Personalfalle«

»Schwaches Personalmanagement ruiniert Unternehmen«

1. April 2010, 10:09 Uhr | Corinne Schindlbeck
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

»Bei den meisten Personalabteilungen handelt es sich um ein sich selbst entsorgendes System«

Richtig interessant und handfest wird Knoblauch jedoch später, wenn er darauf eingeht, wie man Einstellungsfehler vermeidet und A-Mitarbeiter anzieht. Dazu sei als erstes der Stellenwert des eigenen Personalmanagements zu überprüfen. Denn wer etwas ändern wolle, brauche ein herausragendes Personalmanagement, verlangt Knoblauch und führt als Beispiel Jack Welch an, der sich die meiste Zeit seiner Arbeit dem Thema Mitarbeiter gewidmet habe. »Das Top-Management weist die Richtung, aber die Personalabteilung muss das Rüstzeug haben, um in diese Richtung zu marschieren. Die Personalabteilung muss eine Schlüsselstellung in der Geschäftsführung haben.« In der Regel sei sie aber zur reinen Verwaltungseinheit degradiert – wie man die besten Mitarbeiter finden könnte, spiele keine Rolle. Somit handele es sich bei den meisten Personalabteilungen um ein sich selbst entsorgendes System: steigende Outsourcing-Zahlen (Shared Services) sprächen für sich.


Jörg Knoblauch, Die Personalfalle. Campus-Verlag 2010, 29,90 Euro. Knoblauch war bis Ende 2006 Dozent für Personalmanagement an der Universität St. Gallen und hat Lehraufträge an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen und an de

Fälschlicherweise dächten die meisten Firmenlenker in Krisenzeiten zuallererst an neue Produkte, Strategien oder Innovationen. Dabei liege das Gute so nah: »In keinen Bereich ihres Unternehmens gelingt Ihnen ein Turnaround so schnell wie beim Personal!« Dazu müsse man Leistungsbeurteilungen einführen. Wie man das macht: Man sensibilisiere die Belegschaft, etwa  durch A-, B- und C-Mitarbeiterbriefe. C-Mitarbeiter ließen sich per Leistungsbewertungsbogen identifizieren - so könne man Minderleistung klar benennen und Leistung fordern. Dies sei, so Knoblauch, keine fragwürdige Kontrolle, sondern Verantwortung gegenüber dem Unternehmen und allen seinen Mitarbeitern und in den USA (vgl. GE) akzeptiert. Bei erneuter, wiederholter Zielverfehlung müsse man handeln und entlassen. Und die Angst  vor dem Betriebsrat? »Da bleibt eben mal ein C-Mitarbeiter im Unternehmen, wenn man dafür im Gegenzug durchsetzen kann, dass der Rest der Belegschaft Überstunden machen darf: Alltag in unseren Unternehmen und wahrhaft traurig!«, so Knoblauch

»Die Krise ist genau die richtige Zeit, um A-Leute einzustellen!«

In der Krise sei genau die richtige Zeit, um Talente zu suchen. »Wer schlau ist, geht gerade in unruhigen Zeiten auf A-Mitarbeiterfang!« Denn in solchen Phasen seien mehr Menschen bereit zu wechseln, »und das auch noch zu günstigeren Konditionen.« Wie man A-Mitarbeiter identifizieren könne? Hier gelte es, unkonventionell zu sein. Beispiel Auszubildende: »Wir schreiben einen Brief, und zwar an die Lehrer der oberen Klassen an den umliegenden Schulen. Wir bitten diese, uns die Namen und Adressen ihrer fünf besten Schülerinnen und Schüler zu nennen.« Oder: »Die eigenen Auszubildenden in die Schulen schicken, um Werbung für das Unternehmen zu machen. Das ist glaubwürdiger als farbige Broschüren«, so Knoblauch.

Der ideale Einstellungsprozess, kurz gefasst nach Knoblauch: Bedarf vorhersehen (nicht erst einstellen, wenn auch Positionen frei sind!), die Stelle klar beschreiben (inkl. spezieller Anforderungen!), den Bewerber-Pool zusammenstellen (dazu Netzwerk aktivieren, Personalfragebogen zuschicken), die Bewerber beurteilen (nicht nur Bauchgefühl! 30 Minuten strukturiertes Telefoninterview, Referenzen einholen  - »Lieber einmal mehr telefonieren und echte Referenzen einholen, als Bewerbungsmappen blind vertrauen.« -, dann weitere Einstellungsverfahren, Bewerber für das Unternehmen gewinnen, den Vertrag schließen (Interessen des Bewerbers aktiv unterstützen!), den neuen Mitarbeiter integrieren (Probezeit nutzen: alle erforderliche Unterstützung geben!), zum Schluss Effektivität der Verfahren prüfen.

Zu einem mehrstufigen Einstellungsverfahren, in dem der Chef involviert sein müsse, rät Knoblauch dringend. Denn: »Ein solches bringt die beteiligten Personen an einen Tisch und zwingt sie dazu, sich der Situation zu stellen.« Sei dagegen ein Headhunter vorgeschaltet, richteten sich wichtige Zwischentöne, intuitive und emotionale Eindrücke, persönliche Werte und Charaktereigenschaften an die falsche Adresse. Aber: »Sie glauben gar nicht, wie viele Chefs damit überhaupt nichts zu tun haben wollen!«

Mehr Infos und Checklisten hat Dr. Jörg Knoblauch (www.joergknoblauch.de) auf www.die-personalfalle.de zusammengestellt.


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