Innovation durch technische Kreativität

Ideen und ihre Killer

8. Juni 2018, 13:30 Uhr | Von Dipl.-Ing. Frauke Frerichs-Gundt
Tricks und Tipps um Ideen zu verwirklichen.
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Ideen gibt es überall. Doch sie sind fragil; oft sterben sie viel zu früh durch die Hand zahlreicher Ideenkiller. Dabei könnte manche Idee zur Innovation aufblühen, hätte man sie gut gepflegt.

Laut dem amerikanischen Werbefachmann James Webb Young ist eine Idee »nicht mehr oder weniger als eine neue Kombination alter (bekannter) Elemente«. Wird z.B. eine Weinpresse mit einer Münzlochstanze kombiniert, entsteht die Gutenbergsche Druckerpresse. Diese Art der Innovationsfindung lässt sich auch in der Bionik finden. Für den Bereich IoT (Internet der Dinge) ist das »Thermostat« für den Spargeldamm des Start-up-Unternehmens Deepfield Robotics von Bosch ein gutes Beispiel. Als »alte« Elemente standen hierbei das Wissen über den Anbau des Edelgemüses sowie Know-how in Sensorik, Funktechnik und App-Programmierung zur Verfügung. In Kombination ergab sich daraus ein neues Geschäftsmodell.

Kreativität beschränkt sich keinesfalls auf bunte Bastelstunden oder Trommeltöpfern in der Toskana. Im Kern bedeutet Kreativität die Fähigkeit, Lösungen zu finden. Neben der künstlerischen gibt es auch die technische Kreativität. Konzentriert man sich auf die technische Kreativität, dann ist sie die Ressource, mit der Ingenieure ihre täglichen Herausforderungen lösen. Der von Ingenieuren oft geäußerte Einwand, man sei nicht kreativ, kann deshalb so nicht stehen bleiben. Es ist wichtig, diese Kreativität zu motivieren. Es hemmt Innovation, wenn altbekannte, konservative Wege stets die erste Wahl sind.

Wie entstehen Ideen?

Jeder kann tolle Ideen produzieren, vorausgesetzt es wird richtig angegangen. Doch wir erlauben es uns selten, Ideen sprudeln zu lassen. Selbstzensur hat einige von uns so sehr diszipliniert, dass sie von sich behaupten, sie hätten keine Ideen. Zudem wird Kreativität in Firmen erst dann zu einer mächtigen Ressource für den Innovationsprozess, wenn das Wissen und die Phantasie vieler Menschen gemeinsam aktiviert werden.

Ein bekanntes, aber auch relativ schwaches Tool dafür ist das Brainstorming. Es gibt eine Vielzahl von wirkungsvollen Methoden, die je nach Aufgabenstellung kreative Ideen hervorlocken, weiterentwickeln, bewerten und für die Umsetzung vorbereiten. Dabei kann ein externer Trainer helfen.

Was sind die typischen Killer einer Idee?

Ideen sind wie zarte Pflänzchen, die gepflegt werden müssen, um aufblühen zu können. Doch gerade in Gruppen und im Kontext mit Hierarchien ist ihre mögliche Vielfalt durch die folgenden Faktoren bedroht.

  • Selbstzensur: Es braucht Mut, sich in der Gruppe zu äußern. Eine hochgezogene Augenbraue oder ein tiefes Luftholen des Gegenübers genügen meist schon, um diesen Mut schwinden zu lassen. Wir Menschen verhalten uns gruppenkonform, da es Stress reduziert und Anerkennung sichert. Manche Idee löst sich in Nichts auf, lange bevor sie das Licht der Welt erblickt. Niemand will sich blamieren. Es braucht deshalb genug Freiraum, in dem Ideen als wichtige Kristallationskeime für nachgelagerte Prozesse sprudeln dürfen. Geeignete Methoden geben Sicherheit.
  • Status-quo-Falle: Es ist bequem, zunächst die bekannten Möglichkeiten zu sehen. Potenzial steckt aber in scheinbar verrückten Ideen. Entwickelt man sie weiter, können sie den Durchbruch bedeuten. Es benötigt Kraft und Disziplin, sich nicht mit der ersten halbwegs umsetzbaren Idee zufriedenzugeben.
  • Production Blocking: Ideen brauchen Zeit für ihre Wachstumsphasen. Vorschnelle Inputs von anderen beeinflussen sie. Dann verlassen sie unreif den Pfad ihres eigenen Gedankenganges und folgen der Ablenkung. Ein Mittel gegen solche Störungen sind ganz gezielt geplante Phasen der Einzelarbeit.
  • Ideenkiller: »Das geht doch nicht, das haben wir ja noch nie gemacht, ist ja nett, aber…«. Jeder kennt diese Killerphrasen. Dieses »ja, aber« sollte schnellstmöglich durch ein »ja, und« ersetzt werden. Denn das »aber« drängt in die Defensive, raubt Energie und bremst die Ideenvielfalt aus. Hingegen ist ein »und« lösungsorientiert, selbst wenn inhaltlich der gleiche Einwand geäußert wird. Vergleichen Sie die Wirkung der beiden folgenden Sätze. »Ja, aber die Kosten sind unüberschaubar« versus »Ja, und die Kosten müssen wir im Blick haben«. Ablehnung versus Aktionspunkt. Ende der Diskussion versus Problembewusstsein.

Kasten: Lego Serious Play – Denken mit den Händen

»Lego Serious Play method and materials« (LSP) ist eine angeleitete Denk-, Kommunikations– und Problemlösungstechnik für Organisationen, Teams und Einzelpersonen. Die verwendeten Lego-Bausteine sind speziell für diesen Prozess sortiert und zusammengestellt. Damit verwertbare Ergebnisse erzielt werden, leitet ein ausgebildeter Vermittler (Faciliator) durch den vierstufigen Prozess, bestehend aus Frage, Bauphase, Story und Reflexion. Jeder Teilnehmer baut sein eigenes, dreidimensionales Lego-Modell als Antwort auf die gestellte Frage. Dabei werden keine Modelle im Sinne des klassischen Modellbaus gefertigt. Vielmehr werden Metaphern erstellt, mit denen ein Sachverhalt erklärt wird. Die Bausteine mit ihren speziellen Formen, Farben und Zusammenstellung erhalten erst durch die erklärende Story des Modellbauers ihre Bedeutung. Die 3-D-Modelle bilden den Ausgangspunkt für Diskussionen. Der Einsatz der Methode ist unter anderem dann sinnvoll, wenn es um sehr komplexe Themen geht oder um Fragen, auf die es keine eindeutigen Antworten gibt.

Ideenfindung oder auch strategische Überlegungen profitieren beim Einsatz von LSP davon, dass das »Denken mit den Händen« Zugang zu Teilen des unterbewussten Wissens schafft und somit tiefergehende Einsichten liefert.

  • Vorzeitiges Ende der Suche: Gruppen mit starken Hierarchieunterschieden neigen dazu, den Ideen des Ranghöheren zu folgen. Vorschnell wird sich auf eine Idee geeignet und das kreative Potenzial der Gruppe bleibt auf der Strecke. Hierarchieunterschiede können beispielsweise mit der Lego-Serious-Play-Methode wirkungsvoll gemildert werden.
  • Trittbrettfahrer: »Ich habe keine Idee. Den Kollegen wird schon etwas einfallen. Schließlich sind wir ein Team«. In dem Fall ist Team die Abkürzung für »toll, ein anderer macht‘s«. Auch in diesem Fall wirkt die oben genannte Methode hilfreich entgegen.
  • Funktionale Fixiertheit: Perspektivwechsel fällt schwer und eindimensionale Sicht auf Dinge behindert die Entwicklung alternativer Konzepte. Nutzen Sie die unterschiedliche Sichtweise Ihres interdisziplinären Teams. Setzen Sie geeignete Methoden ein, wie beispielsweise die Reframing-Matrix. Hierbei betrachten Sie ein Problem gezielt aus vorher vereinbarten Perspektiven.

Von der Idee zur Lösung

Ideen sind zunächst wertneutral, können hinterfragt und weiterentwickelt werden, bis sie zur Lösung veredelt sind. Es gibt keine schlechten oder falschen Ideen. Es gibt nur solche, die funktionieren und solche, die nicht funktionieren. Aber auch die »Flops« bringen uns weiter. Statt auf die Konkurrenz mit wehmütigem »das hätte uns auch einfallen können« zu blicken, ist Handeln angesagt. Ideen hat jeder. Manche sprudeln über davon, andere ringen sie sich tröpfchenweise ab.

Ein professioneller Umgang mit Ideen öffnet den Zugang zu firmeninternen Ressourcen. Ein guter Start in eine kreative Innovationskultur sind Innovationsworkshops. Sie bauen eine Brücke zwischen interdisziplinär vorhandenem Wissen, geben kreativen Prozessen den passenden Rahmen und gewähren bei überschaubarem Zeitaufwand die nötige Auszeit vom Tagesgeschäft.


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