Zum Jahresende hat die Wechselwilligkeit auf dem deutschen Arbeitsmarkt im Vergleich zum dritten Quartal abgenommen - von 36 % auf 29 %. Dieser Rückgang zum Ende eines Jahres ist normal - traditionell steigt die Lust auf einen neuen Arbeitgeber nach dem Jahreswechsel wieder schnell an.
Der »Jobwechselkompass« ist eine quartalsweise, repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts bilendi im Auftrag der Königsteiner Gruppe und stellenanzeigen.de, bei der jeweils rund 1.000 Beschäftigte zu ihren beruflichen Zukunftsaussichten sowie ihrer Wechselbereitschaft befragt werden.
Laut aktueller Umfrage sind es gerade die jüngeren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die sich überdurchschnittlich mobil zeigen, wenn es um ihren Job geht – ihre aktuelle potenzielle Wechselquote liegt bei 43 %, das sind 14 % über dem allgemeinen Schnitt.
Bei denjenigen, die einen Jobwechsel in Betracht ziehen, ist Homeoffice offenbar ein Kriterium in den Überlegungen. Zumindest haben 41 % der wechselwilligen Beschäftigten im laufenden Jahr von ihrem Arbeitgeber die Aufforderung erhalten, weniger von zu Hause zu arbeiten als noch zu Corona-Zeiten. 40 % der potenziellen Wechselkandidaten geben zudem an, 2023 weniger im Homeoffice gearbeitet zu haben als noch 2022.
»Viele Unternehmen planen für das kommende Jahr, ihre Mitarbeitenden wieder verstärkt an den Unternehmensstandort zu binden. In den USA beispielsweise wurde das sogar bei den großen Tech-Giganten schon 2023 umgesetzt. Aus Arbeitgebersicht ist es allerdings wichtig, dass behutsam zu tun und vor allem mit klaren Regelungen für Heim- und Präsenzarbeit zu versehen. Ansonsten könnte das für einige Beschäftigte zum Wechselgrund werden«, erklärt Nils Wagener, Geschäftsführer der Königsteiner Gruppe. Zu seiner Einschätzung passt, dass 56 % der wechselwilligen Befragten Arbeitgeber mit klaren Homeoffice-Regelungen attraktiver finden als ohne.
Der VDI hatte sich schon im Sommer zum Thema New Work in der Ingenieursarbeit positioniert. Um den Fachkräftemangel hier zu bewältigen, ist es laut VDI-Arbeitsmarktexperte Ingo Rauhut essenziell, den Wunsch nach einer ausgewogenen Work-Life-Balance zu berücksichtigen und flexible Arbeitsmodelle anzubieten. Flexible Arbeitsformen, Freiheitsgrade in der Arbeitsgestaltung und Remote Work erwarten insbesondere die jüngeren Generationen Y und Z von ihrem Arbeitgeber.
Zumal die Befragten der aktuellen Umfrage ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt nach wie vor gut einschätzen. Aktuell gehen fast zwei Drittel von ihnen davon aus, über eine gute oder sehr gute Ausgangslage auf dem Arbeitsmarkt zu verfügen. Das sind 2 % mehr als im 3. Quartal des Jahres.
Krisenstimmung mit Blick auf 2024? Nicht wirklich. Jeder fünfte Befragter ist fest davon überzeugt in sechs Monaten noch einmal bessere Jobaussichten zu haben als zurzeit schon. Und mehr als ein Viertel (28 %) gehen von einer solchen positiven Situation auch in 12 Monaten aus.
Besonders aktiv auf dem Jobmarkt zeigen sich die jüngeren Menschen. 43 % sind laut Umfrage offen für einen Arbeitgeberwechsel. Mehr als drei Viertel (78 %) sind sich ihres aktuellen Marktwertes bewusst und gehen davon aus, gute oder sehr gute berufliche Perspektiven zu besitzen. Das sind noch einmal 9 % mehr als noch im vergangenen Quartal in dieser Altersklasse.
Ohnehin über das Jahr 2023 hinweg auf einem hohen Niveau, rechnen Autoren 2024 mit einem weiteren Anstieg. Im ersten Quartal 2023 lag die Wevhselbereitschaft trotz Energiekrise und Preissteigerungen noch bei 28 %, stieg dann kontinuierlich von 32 % im zweiten Quartal auf den Höchstwert von 36 % im dritten Quartal.
Der Rückgang im vierten Quartal überrascht die Experten derweil nicht. »Zum Ende des Jahres beschäftigen sich viele Menschen weniger mit ihren beruflichen Zielen. Erfahrungsgemäß werden solche Vorsätze mit dem Beginn eines neuen Jahres wieder akuter. Bester Beweis: Ab Mitte Januar steigen die Zugriffszahlen auf Online-Jobbörsen enorm an und die Wechselbereitschaft nimmt wieder Fahrt auf. Dieser Trend verfestigt sich dann im Februar und März. Für Arbeitgeber bedeutet das, sich am besten schon jetzt auf dieses günstige Zeitfenster für die eigene Mitarbeitersuche vorzubereiten«, erklärt Manuel Sigl, Geschäftsführer der Online-Jobbörse stellenanzeigen.de.