Umdenken erforderlich

Der Arbeitsmarkt für Manager ist dicht

13. Oktober 2009, 17:10 Uhr | Corinne Schindlbeck

Führungskräfte sind derzeit schwer vermittelbar, sagen Personalberater, was diese aber erstaunlich wenig anficht. Den neuen Job gibt es aber selten über den Golfpartner, sondern nur durch saubere Positionierung, mahnt Personalberater Frank Adensam.

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Leider funktionieren die alten Seilschaften in der Krise nicht mehr so zuverlässig. Das hat die Personalberatung »Adensam Die Personalberater GmbH« bei einer Analyse von 87 Manager-Biographien herausgefunden. All diese Manager hatten vor ihrer Entlassung eine Führungsposition in ihrem Unternehmen inne und waren im Zeitraum August 2008 bis Juli 2009 auf Stellensuche.

Dabei zeigt sich unter anderem: Obere Führungskräfte sitzen nah am Machtapparat, sie merken es deshalb meist früh, wann es Zeit wäre zu gehen - und wechseln dann doch nicht. Weil aktives Bewerben ab einer bestimmten Position nicht mehr so einfach geht. Weil Gerüchte um Wechselabsichten schädlich für das Unternehmen sein könnten. Manchmal ist man in der Branche auch einfach zu bekannt.

Jedenfalls ließen die Betroffenen zuweilen Monate tatenlos verstreichen. Und oft trösteten sie sich mit dem Gedanken: Wenn das endgültige Aus kommt, erhalte ich zumindest eine hohe Abfindung und habe immer noch genug Zeit, mir eine neue Stelle zu suchen. Personalberater Frank Adensam warnt vor solchen Gedankenspielen: »Geschäftliche Beziehungen erweisen sich meist als weniger tragfähig als vermutet – zumindest wenn es um das Suchen einer neuen Stelle geht.«

Außerdem würden Geschäftsführer von Mittelständlern und Führungskräfte aus der zweiten oder dritten Konzernreihe nach einem Jobverlust nicht automatisch von anderen Unternehmen und Headhuntern umworben; ihnen würden auch keine »Übergangsjobs« bei Beteiligungsgesellschaften offeriert, wie einst Ulrich Schumacher, der bald nach seinem Rauswurf bei Infineon bei Francisco Partners anheuerte.

In der aktuellen wirtschaftlichen Situation gerät die Jobsuche oft zum Geduldsspiel, vor allem, wenn eines der folgenden Hindernisse besteht: Die Person ist stark spezialisiert. Oder sie möchte sich im Einkommen nicht verschlechtern. Oder sie ist älter als 45 Jahre. Oder sie möchte beispielsweise wegen schulpflichtiger Kinder in der Region bleiben. »Dann dauert die Stellensuche«, so der »Executive Placement«-Experte Adensam, »oft viele Monate – auch weil die Auswahlverfahren beim Besetzen von Schlüsselpositionen in Unternehmen langwierig sind.«

Aus der Analyse der Biografien sowie Erfahrungen der Stellensucher lassen sich laut Adensam folgende Tipps für mittlere und obere Führungskräfte ableiten, die (mittelfristig) eine neue berufliche Perspektive für sich entwerfen müssen:

 

  • Frühzeitig aktiv werden, berufliche Sackgassen vermeiden.
  • Für die Stellensuche mindestens ein halbes Jahr einkalkulieren, realistischer sind neun bis zwölf Monate.
  • Klare Ziele definieren: Welche Bedingungen muss mein neuer Job erfüllen? Was ist verhandelbar, wenn ...?
  • Stärken und Erfahrungen herausarbeiten: Für welche Unternehmen bin ich deshalb attraktiv – auch außerhalb meines Fachgebiets und meiner aktuellen Branche?

 

Frank Adensam empfiehlt für diese Positionierung einen erfahrenen Berater als Sparringspartner. »Denn Ihnen selbst erscheint vieles, was Sie taten, als so selbstverständlich, dass Sie die dahinter steckenden ‚Pfunde’ für die Stellensuche leicht übersehen. Informieren und kontaktieren Sie Ihr Netzwerk sehr vorsichtig und selektiv. Denn nicht jeder meint es gut mit Ihnen und kann schweigen.«, so Adensam.

»Spielen Sie über Bande, wenn nicht vorzeitig publik werden darf, dass Sie sich beruflich neu orientieren. Engagieren Sie gegebenenfalls einen Berater, der Sie beim Selbstmarketing diskret unterstützt. Lüften Sie Ihr Inkognito erst, wenn klar ist: Hier habe ich eine realistische Chance.«

Bei der Auswahl des Beraters sollte man darauf achten, dass er die Zielbranchen gut kennt und auch gut mit anderen Personalberatern verdrahtet ist. Denn ein Berater allein habe nur einen begrenzten Einblick in den verdeckten Stellenmarkt.

»Und noch ein Tipp: Nehmen Sie nicht vorschnell eine Stelle an. Sonst ist die Gefahr groß, dass Sie in einem halben Jahr oder Jahr wieder auf der Straße stehen – gerade in der aktuellen Wirtschaftssituation.«, warnt Adensam. Denn auch die Firmeninhaber seien gerade oft sehr nervös und entsprechend geneigt, vermeintliche »Hoffnungsträger« wieder zu entlassen, wenn nicht schnell die gewünschten Erfolge gezeigt werden.


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