Häufig sieht es doch so aus, dass die Anwender weiterhin ASSPs einsetzen und ein FPGA als Begleitchip benutzen, etwa um das System an unterschiedliche Standards anzupassen.
Das ist meist der erste Schritt. Wenn wir aber schon mal auf dem Board gelandet sind, dann können wir vielleicht in einem weiteren Schritt den ASSP ganz ersetzen. Das ist nicht überall so, aber passiert doch recht häufig. Denn es gibt noch einige Argumente, die für ein FPGA sprechen: Es skaliert im Gegensatz zum ASSP.
Und wir fertigen unsere Produkte über einen sehr langen Zeitraum, die Anzahl der verkauften FPGAs nimmt nämlich nach dem Scheitelpunkt der Umsatzkurve nur sehr langsam ab. Es lohnt sich also für uns, sie lange zu produzieren. Die Anwender aus der Industrie und die Autohersteller haben zudem weit weniger Probleme mit Abkündigungen. Und wenn eine ASIC-Firma ganz aus dem Geschäft aussteigt, was bleibt den Anwendern dann übrig? Viele wenden sich deshalb an uns.
Welche Stückzahl pro Socket ist aus Ihrer Sicht denn typisch für FPGAs? In dieser Hinsicht dürften die FPGAs für Flachbildschirme ja eher eine Ausnahme darstellen…
Ja, Flachbildschirme sind eher die Ausnahme, wir liefern in diesen Sektor 11 Mio. Stück pro Jahr. Als typische Anzahl pro Sektor würde ich für die Virtex-Familie 5.000 bis 10.000 Stück und für die Spartan-Familie 50.000 bis 100.000 Stück ansehen.
In Infotainment-Systemen für Autos gibt es Referenz-Designs mit dem Atom von Intel und mit FPGAs von Xilinx. Ist das ein Beispiel dafür, was Sie unter dem Ansatz der Targeted Design Platform verstehen?
Intel ist einer unserer Partner, und das ist ein sehr schönes Beispiel für unseren Ansatz. Derzeit wird in das Infotainment-System auch die Fahrer-Information integriert. Das erfordert eine hohe Flexibilität, und da ist die Prozessor-FPGA-Kombination sinnvoll. Interessant dabei ist, dass Intel ja keine ASSPs macht, auch die Chipsets für North- und South-Bridge will Intel nicht für alle Anwendungen zur Verfügung stellen. Das machen wir.
Xilinx und Intel sprechen dann direkt mit den OEMs?
Ja, das ist sehr wichtig, auf dieser Ebene zu sprechen.
Das war in der Vergangenheit etwas anders. Haben die OEMs ihre Meinung in diesem Punkt geändert?
Ja, sie überlegen sich sehr genau, wie und wo sie Kosten sparen können.
Wird sich das zu einer Standard-Kombination entwickeln, ein Prozessor von einem beliebigen Hersteller plus FPGAs, ähnlich wie DSPs plus FPGAs in Basisstationen?
Ja, das wird sich auf breiterer Basis durchsetzen, egal ob nun in Kombination mit Intel oder ARM oder einem anderen Prozessor.
Werden Sie den Anteil im Consumer-Markt erhöhen?
Wir machen derzeit 5 bis 6 Prozent des Umsatzes im Consumer-Markt, 11 Mio. FPGAs für FPDs sind ja kein Pappenstil. Aber der Anteil wird in absehbarer Zeit sicherlich nicht dominieren, obwohl wir hier wachsen.
Um wirklich im Cosumer-Markt Erfolg haben zu können, müssten Sie FPGAs anbieten, die tatsächlich wenig Leistung aufnehmen.
Es gibt batteriebetriebene Geräte, die ständig eingeschaltet sind, wie etwa das Handy. Dafür eignen sich unsere FPGAs nicht. Aber wir sind in einer Reihe von batteriebetriebenen Geräten drin, die die Nutzer immer nur für einen begrenzten Zeitraum einschalten, beispielsweise Videokameras. Hier gibt wiederum die Flexibilität den Ausschlag. Außerdem machen wir enorme Fortschritte, den Leistungsverbrauch zu senken, sehen Sie sich nur die Virtex6-Familie an...
...die nun wirklich nicht für Consumer-Geräte bestimmt ist...
...richtig, aber wir kennen uns sehr genau darin aus, wie man die Leistungsaufnahme senken kann.
SiliconBlue visiert nun mit den von Anfang an auf geringe Leistungsaufnahme entwickelten FPGAs genau diesen Markt an. Warum mussten die Kunden auf ein Start-up-Unternehmen warten, um für diesen Marktsektor die richtigen FPGAs zu bekommen?
Wir sind überzeugt, dass wir derzeit größere Chancen in den Märkten haben, in denen wir vertreten sind. Wenn man ein FPGA für 1 bis 2 Dollar verkauft, dann muss man schon sehr viel verkaufen, um einen Umsatz von 100 Mio. Dollar zu generieren. Aber wenn der Markt einmal interessant für uns werden sollte, dann können wir sicherlich jederzeit einsteigen.