Xilinx will mit der Targeted Design Platform die Flexibilität von FPGAs erhalten, aber den Umgang mit den neusten Generationen ihrer hochkomplexen FPGAs vereinfachen. Vim Ratford, Senior Vice President World Wide Marketing von Xilinx, im Interview.
Markt&Technik: Xilinx bietet FPGAs mit umfangreichen Funktionsblöcke an, die auf bestimmte Marktsegmente zugeschnitten sind. Mit der Targeted Design Platform begleitet Xilinx den Anwender noch ein erkleckliches Stück weiter auf dem Weg zu seinem spezifischen Design. Warum der Aufwand?
Vim Ratford: Es geht darum, dass wir versuchen müssen, es unseren Kunden so einfach wie möglich zu machen, mit der enorm hohen Komplexität der FPGAs umzugehen. Sie wollen die Flexibilität, die ihnen das FPGA verspricht. Aber sie verlangen, dass sie schnell Lösungen designen können.
Es nützt ihnen nichts, ein leeres FPGA auf den Tisch gelegt zu bekommen. Deshalb packen wir Funktionen in Hardware gegossen oder auch als Soft-Blocks – die nur so aussehen als seien sie hart verdrahtet – in unsere FPGAs. Dann können Sie schon mal mit Ihrem Design loslegen.
Ist Xilinx mit dem Targeted Design Platform auf dem Weg zum ASSP-Firma?
Sicherlich nicht. Die Plattform macht ja nicht Xilinx, sondern unser Ecosystem. Wir verfügen heute bereits über ein Netz von 330 Partnern. Xilinx sorgt dafür, dass die Grundlagen stimmen, dass alles geprüft ist und vor allem auch, dass die Architektur skalierbar ist.
Dennoch ist das für Xilinx mit viel zusätzlichem Aufwand verbunden.
Das ist richtig, wenn wir den ASICs Marktanteile wegschnappen wollen, müssen wir uns das erst einmal verdienen. Und der Erfolg wird nicht über Nacht kommen. Es wird schon noch einige Jahre dauern, bis wir über die enge Zusammenarbeit mit den Partnern, etwa mit den EDA-Firmen, die Früchte ernten können.
Aber die vielen fest verdrahten Funktionen gehen doch in Richtung ASSP?
Ich gebe dazu ein Beispiel: In der Spartan-6-Familie haben wir uns entschlossen, einen fest verdrahteten Speicher-Controller einzubauen. Den Ausschlag gab die Antwort auf die Frage, wie wir das beste Verhältnis aus Kosten, Leistungsaufnahme und Performance erzielen können. Unter Berücksichtigung dessen, was viele unserer Kunden uns sagten, haben wir uns in diesem Fall dafür entschieden.
Es kann aber sein, dass wir uns in der nächsten Generation wieder gegen dieses Vorgehen entscheiden und es in Software realisieren. Und es gibt sicherlich eine Reihe von IP-Typen, die wir ähnlich behandeln werden. Andere wie Serdes-Transceiver müssen wegen der Anforderungen an die Performance fest verdrahtet werden. Damit sind wir aber weit von einem ASSP entfernt.
Wie treffen Sie die Entscheidungen, was fest sein wird und was flexibel?
Das müssen wir natürlich sehr genau prüfen, denn wir sind nicht in der glücklichen Situation der ASSP-Hersteller, unsere Typen nur auf die Anforderungen weniger Kunden richtig anpassen zu müssen. Wir arbeiten sehr eng mit den Marktführern in ihren Bereichen zusammen, die uns sagen, was aus ihrer Sicht erforderlich ist. Die Hersteller von Basisstationen sprechen sehr offen mit uns und sagen uns, was sie bis in fünf Jahren brauchen. In anderen Bereichen haben wir mit 200 Marktführern gesprochen.
Dann ist es sicherlich sehr schwierig, einen gemeinsamen Nenner zu finden?
Das ist gar nicht so schlimm. Was allen gemeinsam ist, kristallisiert sich ziemlich schnell heraus.
Wo ersetzen Sie denn nun ASSPs?
Erstens überall dort, wo die Standards sehr schnell wechseln oder wo es eine Vielzahl unterschiedlicher Standards gibt. Wir ersetzen natürlich nicht jeden Tag ein ASSP, aber wir legen stetig zu. In Infotainmentsystemen im Auto beispielsweise.
Zweitens dort, wo die Anwender sich differenzieren möchten. Hier können wir gegen ASICs gewinnen. Dass die Möglichkeit zur Differenzierung in einer Anwendung wie Flat Panel Displays den Ausschlag geben könnte, vermutet man gar nicht auf den ersten Blick. Aber die Differenzierung liegt dort eben nicht im LCD an sich, sondern in der Elektronik, und deshalb haben wir dort die FPGAs die ASSPs weitgehend ersetzt.