Sie haben zwei 150-mm-Fabs in Cames und in der Nähe von Milpitas, wo die kleinste Prozessgeometrie derzeit 0,6 μm beträgt. Wollen Sie sich in Richtung kleinerer Prozessgeometrien entwickeln?
Der Nutzen unserer Produkte hängt mehr von den Herstellungsprozessen als von Prozessgeometrien ab. Unsere Kunden interessieren Produkteigenschaften wie der Wirkungsgrad, der Temperaturbereich, höhere Spannungsbereiche oder geringes Rauschen mehr als die Frage, wie viel Silizium wir verbaut haben. Einige Produkte, es handelt sich um weniger als 5 Prozent unseres Sortiments, benötigen kleinere Prozessgeometrien. Diese lassen wir in Foundries fertigen. Wir untersuchen trotzdem das Foundry-Modell für zukünftige Entwicklungen sehr genau.
Ein anderer Grund, möglichst viele Produkte selbst herzustellen, ist die Tatsache, dass Sie, wenn Sie eine Foundry nehmen, sich an deren Prozesse anpassen müssen und damit gegebenenfalls technische Produkt-Vorteile aufgeben müssen. Auch unsere Reaktionszeiten auf veränderte Marktnachfrage sind durch die Eigenfertigung kürzer.
Mit welcher Foundry arbeiten Sie zusammen, und welche Prozessgeometrien haben Sie ausgelaagert?
Wir arbeiten vornehmlich mit TSMC zusammen und nutzen dort die 0,25-μm-Technologie.
Planen Sie irgendwelche Akquisitionen?
Linear Technology ist ein »Window-Shopper«, wir schauen uns um, aber wir haben keine konkreten Pläne. Leider sehen wir nicht viele attraktive potentielle Übernahmekandidaten. Und wenn, dann eher kleine Unternehmen mit einem ganz speziellen technischen Know-how.
Alle Analog-Firmen klagen über einen Mangel an Design-Ingenieuren, speziell wenn es um die Erfahrenen und die Guten geht. Ist Headhunting der einzige Weg für Sie, neue Mitarbeiter zu gewinnen, und wie schützen Sie sich selbst gegen den Verlust von wichtigen Arbeitskräften?
Wir nutzen zwei Wege: Wir gehen überall dort hin, wo Analog-Designer sind. Wir haben in den letzten zwei Jahren drei neue Design Center in Texas, Arizona und München eröffnet, um lokale talentierte Designer zu finden. Wir integrieren sie bei uns, und das funktioniert prima. Ein anderer Weg sind zahlreiche Kooperationen mit Universitäten, das sind interne Programme, wo Studenten bei uns während ihres Studiums zeitweise arbeiten. Nach dem Studium kommen viele zu uns und sind sofort produktiv einsetzbar, da sie unsere Arbeitsabläufe schon kennen. Linear Technology ist die einzige Firma, die zu 100 Prozent High-Performance-Analog-Produkte herstellt, daher sind wir auch am Markt attraktiv.
Eine andere Geschichte ist die Frage, wie wir unsere Mitarbeiter halten. Sicher ist ein marktgerechtes Gehalt wichtig, wichtiger aber ist eine Gewinnbeteiligung für alle Mitarbeiter. Da wir regelmäßig Gewinne einfahren, zahlt sich das entsprechend aus. Ein dritter Weg ist sind Aktienoptionen.
Als Sie Ihr neues Design-Center in München eröffnet haben, sprachen Sie davon, 50 bis 100 neue Mitarbeiter dort beschäftigen zu wollen. Wie viele arbeiten denn augenblicklich tatsächlich dort?
Derzeit haben wir 15 bis 20, und wir versuchen so viele wie möglich dazuzugewinnen. Unsere Türen sind immer offen. Sie können ruhig ein wenig Headhunting für uns treiben und schreiben, wie attraktiv Linear Technology als Arbeitgeber ist … (lacht herzhaft)
Welchen Umsatzanteil erzielen Sie eigentlich in Europa und vor allem in Deutschland?
Wir erzielen rund 23 Prozent unseres Umsatzes in Europa, was etwa 200 Millionen Dollar entspricht. Deutschland ist der größte Markt in Europa, speziell in den Bereichen Industrie und Automotive.
Als der Mitbegründer von Linear Technology, Bob Swanson, 2005 die CEO-Position an Sie übergeben hat, nachdem er selbst 23 Jahre CEO war, spürten Sie da noch seinen Schatten?
Sicher ist da ein langer Schatten, der längste betrifft aber die Geschäftsstrategie von Linear. Diese hat sich in den letzten 25 Jahren nicht geändert, wir wollen mit unseren Highend- Designs die profitablen Märkte adressieren. Einige geringe Änderungen bezüglich der Firmenleitung habe ich vorgenommen, aber die Ausrichtung und Ziele von Linear werde ich genau so weiterverfolgen wie Bob.