Durchbruch in der dreidimensionalen Audio-Codierung

Viele Lautsprecher – ein Übertragungskanal

7. September 2010, 14:42 Uhr | Von Clemens Par
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Wie lässt sich das 3D-Audio-Codiersystem implementieren?

Bleibt nur noch die Frage offen, in welcher Form sich mein entwickeltes 3D-Audio-Codiersystem implementieren lässt. Aus der Perspektive der theoretischen Elektrotechnik wäre das Grundmodul ohne stochastische Optimierung sogar als analoger Schaltkreis realisierbar – freilich mit erhöhtem technischen Aufwand. Als Software realisiert, bleibt VoiCode einschließlich des stochastischen Moduls anspruchslos und für den Echtzeit-Betrieb konzipiert. Derzeit bereiten wir die ersten industriellen Implementierungen vor; als Plattformen sind sowohl DSP- als auch FPGA-basierte Systeme vorgesehen; und auch ein Chip-Layout ist in Vorbereitung. In jedem Falle bleibt der Algorithmus, der für professionelle Anwendungen entwickelt wurde, auch bei seiner Anwendung im Massenmarkt völlig erhalten. Das Resultat sind demnach in jedem Falle Ausgangssignale in höchster Qualität, welche sowohl professionellen als auch hochwertigen Audio- Geräten gleichermaßen gerecht werden – und der Miniaturisierung der Audio-Welt weiteren Vorschub leisten.

Langfristig könnte VoiCode zur lingua universalis der modernen Elektroakustik werden. Denn wenige Parameter können hier einen einzigen Audio- Kanal nach Belieben des Benutzers in ein vielkanaliges System verwandeln – und könnten somit die heutigen sperrigen mehrkanaligen Audio-Formate gänzlich ersetzen.

Wenn Michael Anthony Gerzon, der große britische Theoretiker, kurz vor seinem Tod ausgerechnet der Pseudostereophonie eine seiner letzten Arbeiten widmete, dann deutet dies darauf hin, dass er – entgegen der allgemeinen Meinung – in einkanaligen Modellen alles andere als eine Sackgasse sah. Auch Blumlein wusste nicht, dass sein System Ende der Fünfzigerjahre (er starb 1942) die Welt erobern würde. Dies ist das Enigma, dem der Forscher insgesamt nur ehrliche Arbeit entgegenzusetzen vermag.

 

Der Autor:

Clemens Par
ist Gründer der swissaudec GmbH, die von McKinsey & Company, der ETH Zürich und der Schweizerischen Eidgenossenschaft kürzlich als eines der drei besten High-Tech-Startups prämiert wurde. Für seine dreidimensionalen VoiCode-Filter, die durch sieben Patente weltweit geschützt sind, wurde er mit dem Gorodissky-Preis und dem World Intellectual Property Organisation Award 2009 ausgezeichnet. Er studierte am „Mozarteum“ in Salzburg Orchesterdirigieren sowie an der ETH Zürich Mathematik (u.a. bei Rudolf E. Kálmán). Anschließend war er für den Rundfunk tätig, u.a für ARD und Schweizer Radio DRS. Für Insel-Suhrkamp hat Paul Valéry übersetzt.

swissaudec@bluewin.ch



  1. Viele Lautsprecher – ein Übertragungskanal
  2. Ein Kanal – mehrere Signale
  3. Wie lässt sich das 3D-Audio-Codiersystem implementieren?

Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!