Toshiba: »Es gibt viele Lichtblicke«

10. August 2009, 10:12 Uhr | Heinz Arnold, Markt&Technik
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Toshiba: »Es gibt viele Lichtblicke«

Gibt die Krise noch einmal einen zusätzlichen Anstoß dazu, die eigene Halbleiterfertigung zunehmend auszulagern?

Fablight oder gar fabless ist für uns kein Thema, wir wollen auch künftig die Kontrolle über unsere Fertigungstechnik besitzen. Im LSI-Bereich arbeiten wir dazu mit IBM und NEC zusammen. Die NAND-Prozesse entwickeln wir derzeit alleine, da gäbe es ja auch keinen Partner.

Derzeit trägt das Foundry-Geschäft zwischen 15 und 17 Prozent zum Umsatz von Toshiba bei. Soll es auf diesem Niveau bleiben?

Wir streben ungefähr 20 Prozent an. Erstens, weil es ein guter Weg ist, um Know-how im Unternehmen zu halten, und zweitens, weil wir damit auch eine schöne Möglichkeit haben, Geld zu verdienen.

In Europa erwirtschaftet Toshiba zwischen 10 und 12 Prozent des Umsatzes. Ist Europa für Toshiba immer noch ein wichtiger Markt?

Europa ist sehr wichtig, die Hersteller sind im Bereich der Mobilkommunikation und Automotive führend. Hier laufen viele Entwicklungen, und die Entscheidungen werden hier getroffen.

Was den Automotive-Markt angeht, hat sich das Verhältnis zwischen den OEMs und den Halbleiterherstellern über die letzte Zeit geändert?

Wir sitzen viel häufiger am Tisch mit den OEMs als früher. Wenn es etwa um künftige Techniken wie Hybridfahrzeuge geht, von denen das Wohl und Wehe für die OEMs abhängt, wollen sie Einfluss nehmen und direkt mit den Halbleiterlieferanten sprechen. Das gleiche gilt für alles, was mit visueller Wahrnehmung zu tun hat. Was etwa die Farbe der LEDs, die Gestaltung der Bildschirme und der Head-up-Displays betrifft, hat sich eine Dreiecksbeziehung zwischen OEMs, Systemzulieferern und Halbleiterherstellern gebildet. Für uns ist es von Vorteil, wenn wir früher in die Entwicklungen involviert werden und die Informationen aus erster Hand bekommen.

Nun haben die Automobilhersteller weltweit hohe Überkapazitäten aufgebaut. Sie sind gezwungen, die Kapazitäten an den tatsächlichen Bedarf anzupassen, was wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Das heißt für die Zulieferer, dass sich das Geschäft so schnell nicht wieder auf das Niveau von 2008 steigern lässt?

Grundsätzlich mache ich mir über die Zukunft der Elektronik keine Gedanken, auch nicht was den Sektor Autos angeht. Die Hybridautos werden kommen, da spielt die Elektronik eine große Rolle. In Verkehrs-Management-Systemen sehe ich noch sehr viel Potenzial, auch hier läuft ohne Elektronik nichts. Selbst die Einspritztechnik in Benzinern ist noch ausbaufähig. Hier tut sich im Moment bereits viel und in Zukunft sicher noch mehr, obwohl in der derzeitigen Situation Projekte auch schon mal nach hinten verschoben werden. Doch es ist durchaus ein Stimmungswandel zu beobachten. In der Industrie und auch im Automobilsektor haben einige Unternehmen die Kurzarbeit wieder aufgehoben.

Wenn es um viel versprechende Märkte für die Elektronik geht, erwähnen die Experten gerne auch die Medizintechnik. Häufig hört sich das etwas nach Science Fiction an. Welche realistischen Chancen sehen Sie in diesem Markt?

In der jetzigen Form ist die medizinische Versorgung ja nicht mehr finanzierbar. Vieles, was heute noch in Krankenhäusern und Arztpraxen geschieht, wird sich nach Hause verlagern. Das erfordert automatische Diagnosesysteme. Hier ist vieles vorstellbar: Sensoren am Zeigefinger oder ein Scanner hinter dem Spiegel, der das Auge abtastet und daraus Diagnosen ableitet. Die Diagnose wird an den Arzt gesendet, der dann ein Rezept ausstellt. Solche Systeme sind keine Science Fiction mehr. Länder wie die Schweiz und Irland stellen bereits umfangreiche Mittel für die Entwicklung  zur Verfügung. Insgesamt sehe ich sehr große Chancen für die Halbleiterhersteller in diesem Sektor.


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