Kommentar

Programmierbarkeit und Innovationsfreude

10. Dezember 2010, 12:25 Uhr | Heinz Arnold
Heinz Arnold, Chefredakteur Markt&Technik
© Markt&Technik

Programmierbarkeit war eines der großen Schlagwörter in diesem Jahr. Der Beobachter könnte meinen, dass sich der Markt für programmierbare Logik konsolidiert hätte. Die Marktführer – in alphabetischer Reihenfolge Altera und Xilinx – dürften einen Anteil von mittlerweile über 80 Prozent erreichen. Und dass Microsemi Actel übernommen hat, scheint in diese Richtung zu deuten.

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Parallel dazu wagen sich aber immer wieder Start-up-Firmen auf das Gebiet vor, und sie finden im­mer noch genügend Venture-Capi­tal. Offenbar lockt der Markt mit den leuchtenden Beispielen der Marktführer immer noch genü­gend wagemutige Investoren an.

Für Schlagzeilen sorgte vor allem Achronix, das recht überra­schend ein Abkommen mit Intel geschlossen hat und nun an den Platzhirschen Altera und Xilinx vorbeirauschen könnte: Mit In­tel steigt Achronix gleich in die 22-nm-Ebene ein. Fragt sich nur, was Intel mit der ganzen Aktion beabsichtigt. Will das Unterneh­men etwa mit aller Vorsicht den Wiedereinstieg in die program­mierbare Logik versuchen? Wenn die Geschichte eines gezeigt hat, dann, dass programmierbare Lo­gik und große Firmen nicht zu­sammenpassen.

Einen ganz anderen Markt vi­siert Silicon Blue an: Das Unter­nehmen will die Nische der nied­rig komplexen FPGAs geringer Leistungsaufnahme für den Ein­satz in tragbaren Consumer-Gerä­ten für sich erobern, ein Bereich, den die führenden Firmen mit ihrem Geschäftsmodell eher links liegen ließen. Den VC-Firmen war das Engagement immerhin mehr als 50 Mio. Dollar wert, und erste Erfolge zeichnen sich ab: Die ICs finden sich schon in den Geräten zahlreicher Firmen.

Auch die etablierten PLD-Hersteller haben sich nach neu­en Märkten umgesehen: Sowohl Actel als auch Lattice versuchen, den Gedanken der Hardware-Pro­grammierbarkeit in das Reich der Analogtechnik hinein zu tragen. Ganz neu ist das nicht, denn es gab einige Start-ups, die das be­reits versucht haben. Allerdings sind sie alle gescheitert, zuletzt Anadyne. Was bisher den Erfolg verhindert hat: die Vielfalt analo­ger Funktionen, die schwer unter den Hut der Programmierbarkeit zu zwingen sind, und vor allem der hohe Preis. Doch auch hier gibt es immer wieder neue Ein­steiger, die aus den Fehlern ihrer gescheiterten Vorgänger lernen wollen. Silego beispielsweise bie­tet jetzt programmierbare Analog-Bausteine an, die sich in einem sehr einfach zu bedienenden GUI programmieren lassen und nicht mehr kosten als die vielen diskreten Komponenten, die sie ersetzen. Das spart Platz auf der Leiterplatte und reduziert die Leis­tungsaufnahme.

Ein weiteres Beispiel dafür, wo Programmierbarkeit neue Mög­lichkeiten eröffnet, ist das Power-Management, ebenfalls ein viel versprechender, schnell wachsen­der Markt, der von der Forderung nach Energieeffizienz überdurch­schnittlich profitieren wird.

Die Programmierbarkeit zeigt, dass sich die Halbleiterindustrie 2010 nicht nur wirtschaftlich schnell erholt hat, sondern nach wie vor hoch innovativ ist. Das Schöne daran: Dies ist nur ein Bei­spiel, es gibt noch viel mehr. Es besteht also auch aus technischer Sicht aller Grund, optimistisch ins Jahr 2011 zu gehen.

Ihr Heinz Arnold


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