Elektronik: Sie haben Ihre Firmenzentrale in San Jose verkauft und wohnen jetzt zur Miete – geht es Ihrem Bankkonto so schlecht, dass Sie schnell Geld brauchten?
Laub: (lacht) Nein, sicher nicht. Wir sind einfach umgezogen, weil unsere alte Firmenzentrale zu groß geworden war. Diese war ursprünglich dafür konzipiert, dass in ihr u.a. auch die meisten Testaktivitäten stattfinden würden, die wir nach Asien verlagert haben. Unsere neue Firmenzentrale ist kleiner und auf F&E sowie Administration konzentriert.
Elektronik: Sie haben ja wie viele Mitbewerber auch ein Fab-Lite-Modell installiert und betreiben nur noch eine eigene Fab in Colorado. Bekommt Globalfoundries auch ein Stück des Atmel-Kuchens ab?
Laub: Wir arbeiten hier mit LFoundry zusammen, zudem mit den asiatischen Foundries TSMC und UMC.
Elektronik: LFoundry ist ein gutes Stichwort. Sie haben einen Vertrag abgeschlossen, nach dem Sie viel zu hohe Preise für Ihre Wafer bezahlen….
Laub: Der Vertrag ist in der Tat sehr vorteilhaft für LFoundry.
Elektronik: Wieso haben Sie ihn denn dann überhaupt abgeschlossen? Haben Sie sich von LFoundry über den Tisch ziehen lassen?
Laub: Langfristig ist der Vertrag für Atmel vorteilhaft, da wir die hohen Investitionen in zukünftige Prozessentwicklungen nicht mehr alleine stemmen müssen, sondern diese mit mehreren Kunden unserer Foundry teilen.
Elektronik: Das Fabless-Modell an sich verstehe ich noch, aber nicht, dass Sie für Ihre von LFoundry gelieferten Wafer höhere Kosten bezahlen als der Marktdurchschnitt.
Laub: Wir hatten unsere Gründe dafür.
Elektronik: Sie haben zwischen 14 und 15 % Ihres Umsatzes in F&E reinvestiert, werden Sie diese Höhe auch in den jetzt schlechteren Zeiten beibehalten?
Laub: Wir haben aktuell sogar einen höheren Anteil. Ich gehöre zu den CEOs, die glauben, dass auch in Krisenzeiten weiter investiert werden muss, damit man am Ende von schwächeren Phasen umso besser positioniert ist.
Elektronik: Mit Ihrer neuen SAM4L-Familie wollen Sie jetzt auch mit ARM-Chips in den Low-Power-Markt eindringen – meinen Sie nicht, dass dieser Markt schon total überlaufen ist?
Laub: Sie müssen eben besser sein als Ihre Konkurrenz und das sind wir. Wir haben ja schon lange unsere PicoPower genannte Ultra-Low-Power-Technologie bei den AVR-Controllern eingesetzt und mit SAM4L haben wir diese jetzt erfolgreich in die ARM-Welt überführt.
Elektronik: Wollen Sie zukünftig weiterhin mit zwei unterschiedlichen Architekturen – AVR und ARM – weitermachen?
Laub: Definitiv. AVR ist ja primär eine 8-bit-Architektur und was Sie vielleicht nicht wissen, ist, dass wir sie in spezifischen, optimierten Varianten auch für Applikationen wie z.B. unsere Touch-Lösungen einsetzen. Für die 32-bit-Märkte werden wir aber zukünftig primär in die ARM-Architektur investieren und 8 bit bleibt AVR.
Elektronik: ARM hat ja erst mit dem Cortex-M0 und nun mit dem Cortex-M0+ zwei kleine Cores vorgestellt, die ARMs Lizenznehmern helfen sollen, den 8-bit- und 16-bit-Controllern den Garaus machen sollen. Jetzt könnte doch auch ein Kunde zu Atmel kommen und Ihnen die Vorteile einer Skalierung vom Cortex-M0+ bis zum Cortex-M4 erklären. Was antworten Sie ihm?
Laub: Das Problem ist, Sie können keinen 32-bit-Controller zu dem Preis eines 8-bit-Controllers bauen. Ich gebe Ihnen Recht, der Kunde will Flexibilität und wir erreichen das über unsere Design-Tools. Sie können diese nämlich sowohl für AVR als auch für ARM einsetzen, eine völlig identische Entwicklungsumgebung. Das kommt bei den Kunden extrem gut an. Ich habe noch nie so ein positives Feedback bekommen wie bei der Ankündigung, dass wir eine einheitliche Tool-Suite für AVR und ARM bauen.
Elektronik: Haben Sie bei diesem Ansatz von Microchip abgeguckt?
Laub: (lacht) Nein sicher nicht, wir haben ja schon immer mit einer Umgebung AVR 8- und 32-bit unterstützt, jetzt haben wir diese eben auch noch auf ARM ausgedehnt.
Elektronik: ARM wird ja zu einem Zeitpunkt x den Nachfolge-Core für den Cortex-M4 vorstellen, der derzeit unter dem Codenamen “Pelican” entwickelt wird. Werden auch Sie damit Mikrocontroller bauen?
Laub: Bitte entschuldigen Sie, aber dazu werde ich Ihnen heute sicher nichts sagen.
Elektronik: Am 11. April 2011 hat Ihr deutscher Wettbewerber Infineon vor einem amerikanischen Gericht Klage gegen Atmel eingereicht. In dieser werden Sie beschuldigt, 11 Infineon-Patente verletzt zu haben, des weiteren fordert Infineon das Gericht auf, drei weitere Atmel-Patente für ungültig zu erklären. Was hat es genau damit sich auf sich?
Laub: Status ist, es liegt eine Klage seitens Infineons und eine Gegenklage von uns vor. Infineon hat die ganze Sache angezettelt, davon abgesehen haben sie das mit diversen Firmen gemacht. Sie haben ihre Patente angeschaut und sehen vermutlich in diesem Vorgehen einen Weg, zusätzliche Einnahmen zu generieren. Es ist insofern enttäuschend, als dass wir mit Infineon nicht groß in direktem Wettbewerb stehen, daher waren wir sehr überrascht, dass sie uns verklagt haben. Ich kann aber leider keine weiteren Details dazu preisgeben.
Elektronik: Können Sie mir wenigstens verraten, zu welchem Bereich die betroffenen Patente gehören?
Laub: Primär geht es um Mikrocontroller.
Elektronik: Vielen Dank Herr Laub.