Von außen wird der Photovoltaik-Markt immer wieder von Diskussionen über weitere Reduzierungen der Einspeisevergütung verunsichert. Wer reagiert darauf am schnellsten, die Verbraucher, die ihre Photovoltaik-Pläne noch mal überdenken, die Händler, oder die Wechselrichter- und Solarmodul-Hersteller?
Getrieben wird der Photovoltaik-Markt ganz eindeutig von den Händlern. Sie sind dann auch die Ersten, die sehr schnell auf solche Diskussionen reagieren. Bei entsprechenden politischen Absichtserklärungen treten sie sofort auf die Bremse. Man muss aber auch klar sagen, dass die Händler diejenigen sind, die ins Risiko gehen und im Zweifelsfall auf Millionenwerten im Lager sitzen bleiben, wenn die Nachfrage einbricht. Unsere Kunden, die Hersteller von Solarwechselrichtern sind darum letztlich auch nur Getriebene. Für sie ist es oftmals kaum möglich, einen gesicherten Forecast über vier bis sechs Wochen abzugeben, geschweige den über 4 bis 6 Monate. Eigentlich wäre das eine Firma ja ihren Shareholders schuldig, aber in diesem Marktsegment wissen die Unternehmen zum Teil auch vier Wochen im Voraus nicht, was auf sie zukommt. Wenn sie sich vorstellen, dass die Händler weitgehend synchronisiert agieren, können sie sich vorstellen, was passiert, wenn plötzlich die drei- und vierfachen Bedarfe auf die Hersteller von Wechselrichtern zukommen.
Wie kriegen Sie diese extremen Schwankungen in den Griff? Bedarf es dafür besonderer vertraglicher Vereinbarungen oder einer besonders ausgeklügelten Lieferkette?
Wir müssen ganz einfach in der Lage sein, auf solche Schwankungen in der Produktion zu reagieren. Das bedeutet, wir müssen zeitweise einen erheblich höheren Lagerbestand akzeptieren und alle Prozesse im Unternehmen müssen auf dieses hohe Maß an Flexibilität abgestimmt sein. Unser Lagerbestand beispielsweise ist aktuell sehr hoch. Wir haben derzeit Komponenten im Wert von über 10 Prozent unseres Gesamtumsatzes auf Lager. Diesen Weg können wir aber nur gehen, weil wir in 80 Prozent der Fälle Single-Source-Anbieter sind. Für uns und unsere Kunden gilt das Commitment, die Ware, die wir für sie bestellt haben, wird aufgebraucht – früher oder später. Wären wir vor allem Zweit- oder Drittlieferant, könnten wir dieses Risiko nicht eingehen, wir müssten bei der Bauteilbevorratung viel defensiver agieren. Dann wäre unser Lager viel stärker an den aktuellen Bedarf des Kunden angepasst, und wir würden einen wesentlichen Teil unserer Flexibilität verlieren. Wir haben im Solarbereich teilweise Bauteile auf Lager, die eigentlich in vier bis sechs Wochen verbraucht werden sollten, nun werden sie vielleicht erst in vier bis sechs Monaten zum Einsatz kommen.
Nach der Übernahme durch Mitsubishi im Dezember letzten Jahres verfügen Sie nun über eine weitere Lieferquelle für Leistungshalbleiter. Wird das in Zukunft die Versorgungssituation entspannen?
Bisher bekommen wir von Mitsubishi noch keine Chips, die speziell für den Solarbereich geeignet wären. In unseren bisher verfügbaren Produkten sind unter anderem Chips von Infineon Technologies, Semikron, Fairchild und SemiSouth eingesetzt. Vor kurzem haben wir angekündigt, das nun auch Leistungshalbleiter-Module mit Chips von Mitsubishi für Industrieanwendungen zur Verfügung stehen. Derzeit erhalten die Kunden die ersten Muster. Nach den entsprechenden Test, werden die ersten Design-Ins folgen. Eventuell werden wir schon im nächsten Jahr dann die ersten Serienanläufe von Leistungshalbleitermodulen mit Mitsubishi-Chips erleben. Im Photovoltaikbereich wird sicherlich noch ein wenig mehr Zeit verstreichen, bis wir leistungsfähige Module auf Basis von Mitsubishi Chips anbieten können.
»Speed and Flexibility« kann manchmal auch bedeuten, der Erste zu sein. Bei den SiC-JFETs von SemiSouth kommt Ihnen derzeit ganz klar eine Pionierrolle zu.
Wir wollen unsere Kunden immer mit Best-in-Class-Chips unterstützen. Wenn der Kunde aus Gründen des Wirkungsgrades einen SiC-JFET benötigt, dann bieten wir ihm eine Lösung mit diesem Mehrwert. Auch wenn wir bei solchen Lösungen absolut kundengetrieben handeln, freue ich mich schon, dass die im Vergleich relativ kleine Vincotech bislang der einzige Anbieter ist, der in diesem Bereich eine entsprechende Lösung anzubieten hat und eine entsprechende Expertise aufweisen kann.