Dazu gibt es von CEO Peter Bauer nur eine Aussage: »Wir wollen alle Möglichkeiten ausschöpfen, um die Umstrukturierung der Finanzverbindlichkeiten zu organisieren.« Mehr ist ihm nicht zu entlocken. Allerdings ist es im gegenwärtigen Umfeld mehr als fraglich, ob der Hilferuf gehört wird. Ganz davon abgesehen, dass der Bittgang zum Staat auch ein gewisses Zwielicht auf den Bittsteller wirft. Denn hätte eine Firma mit tragfähigem Zukunftskonzept einen solchen Bittgang nötig? Oder ist er schon der Beweis des Gegenteils?
Dazu ein Blick auf die laufenden, die »realen « Geschäfte von Infineon: Die Kommunikationssparte, nach der BenQ-Pleite Infineons größtes Problem, gibt der Geschäftsführung den jetzt größten Anlass zur Hoffnung. »Hier steigt der Umsatz zum Vorquartal, und wir gewinnen Marktanteile«, so Laudien.
Nach der BenQPleite hatte das damalige Management eisern daran festgehalten, die Kommunikationssparte nicht abzugeben, weil es an den technischen Vorsprung glaubte, der es Infineon ermöglichen müsste, mit seinen ICs in die Handys der führenden Hersteller Eingang zu finden. Derzeit ist der größte Kunde LG.
Design-win bei Nokia
Kürzlich hatte Nokia angekündigt, neben der XMM1010- und der XMM1100-Plattform für Billighandys auch die XMM2130-Plattform von Infineon beziehen zu wollen. Allein über diesen Design-win bei Nokia könnte Infineon nun endlich in die hohen Stückzahlen vorstoßen, die Gewinn versprechen. Infineon gibt zu den Stückzahlen nur vage Angaben, sie könnten aber im dreistelligen Millionen-Bereich liegen.
Insider sprechen davon, dass 300 Mio. Stück pro Jahr möglich wären. Weniger euphorisch dürfte die Stimmung in den Bereichen Automotive und Industrial sein. Zumindest kurzfristig könnte gegenüber den verheerenden vorausgegangen Quartalen wieder ein Wachstum möglich sein. Optimistisch stimmt auch die im März bekannt gegebene Kooperation mit Bosch auf dem Gebiet der Leistungshalbleiter.
Infineon will über die Zusammenarbeit nicht nur den Marktanteil im Sektor der Leistungshalbleiter für Autos ausbauen, sondern wird auch bevorzugter Lieferant von Bosch. Für das laufende Quartal bleibt Infineon jedenfalls bei seiner Schätzung von einem Umsatzplus in Höhe von 10 Prozent.