Nun führt der Zwang zur Integration dazu, dass auch zunehmend digitale Funktionen auf die Analog-ICs wandern. Ändert das die Bedingungen für den künftigen Erfolg eines Analogunternehmens?
Der Zwang zur Integration digitaler Funktionen besteht. Wir machen das auch in Hot-Swap-Controllern, im Batteriemanagement, in der digitalen Überwachung und Steuerung von Stromversorgungen sowie in den A/D-Wandlern. Aber der digitale Teil der Schaltung ist nicht das, was uns vom Wettbewerb differenziert. Was uns differenziert ist, dass sehr gute Analog-Designer bei uns arbeiten, dass wir die volle Kontrolle über die Prozesse haben und dank unserer Die-Bank sehr schnell und verlässlich liefern können.
Warum ist Linear in den HF-Markt eingestiegen? Hier tummeln sich ja bereits viele Mitspieler...
Wir wollen die gesamte Signal-Chain abdecken. Derzeit generieren diese Produkte 40 Prozent des Umsatzes. Ich sehe aber das Potenzial, diesen Anteil auf 50 Prozent zu steigern – trotz des Wachstums im Sektor Power-Management. Im Bereich der Datenwandler sind wir hier schon gut vorangekommen. Um Marktanteile zu gewinnen, müssen wir ja besser sein als der Marktführer. Die Qualität unserer Produkte findet jedenfalls zunehmend Anerkennung im Markt. Die HF-Produkte haben uns in der Signalkette noch gefehlt.
2001 haben Sie begonnen, die HF-Gruppe aufzubauen. Warum haben Sie nicht einfach eine Firma übernommen?
Ich kenne keine, die zu uns gepasst hätte. Es war schon immer unsere Strategie, organisch zu wachsen und in kleinen Schritten voranzugehen. Man sollte erst einmal laufen lernen, bevor man losrennt. Das ist eine längerfristige Strategie. Wir haben auch sehr bewusst die Produkte ausgewählt, auf die wir uns konzentrieren. Receiver, Mixer, Detektoren sind alle sehr analogintensiv. Hier sind übrigens die durchschnittlichen Verkaufspreise doppelt so hoch, wie unsere übrigen Produkte. Wir konzentrieren uns wieder auf Komponenten, die neue Techniken erst ermöglichen und die synergetisch zu unseren übrigen Produkten sind. Das träfe für die digitale Signalverarbeitung nicht zu.
Wie weit sind Sie bisher vorangekommen?
Wir mussten eine Menge lernen und die Design-in-Zyklen sind in diesem Markt recht lang. Ich bin zwar in vielen Dingen sehr ungeduldig und versuche, den Fortschritt voranzutreiben, aber ich weiß auch, dass hier die Dinge nicht über Nacht geschehen. Jetzt sind wir aber am Ende der Startphase angelangt.
Vor dreieinhalb Jahren haben Sie sich von Ihrer Position als CEO zurückgezogen und sind seitdem Chairman. Sie kommen aber fast jeden Tag ins Unternehmen. Wie würden Sie Ihre jetzige Rolle beschreiben?
Ich wollte den Wechsel rechtzeitig vorbereiten und den Wechsel so nahtlos wie möglich gestalten. Es war Zeit für einen Wechsel, schließlich hat es niemand verdient, über 23 Jahre den selben CEO ertragen zu müssen. Aber ich möchte doch sicherstellen, dass die einzigartige Strategie von Linear unverwässert bleibt. Ich möchte also das Management unterstützen und freue mich, wenn mein Rat gehört wird.