Dass Fujitsu heute noch einer der letzten Halbleiterunternehmen ist, die am ASIC-COT-Geschäft festhält, sieht Mc Kearney als Vor- und nicht als Nachteil. Er erklärt denn auch eindeutig, dass sich darin nichts ändern wird. Das Unternehmen könne dank zum Teil einzigartiger IP-Blöcke und einer sehr guten Unterstützung der Kunden während der Design-Phase gutes Geld verdienen, warum sollte man sich also davon trennen. Und weiter: »Wir differenzieren uns mit unseren Mixed-Signal-Fähigkeiten, die wir problemlos mit mehr als 100 Mio.
Gates, Analog-Blöcken und Speichern kombinieren können.« Schwerpunktmäßig liegen die ASIC-Aktivitäten im Bereich der Kommunikation. Darüber hinaus werden in Europa aber auch ASICs für den Industrie und den Automotive-Markt entwickelt, wobei Mc Kearney hinzufügt, dass der Anteil für den Automotive-Markt noch relativ klein ist. Das könnte sich aber schnell ändern, denn bald hat das Unternehmen seine Hochvolt-Technik auch für den Automotive-Markt qualifiziert.Für alle drei Bereiche gleichermaßen macht Mc Kearney folgenden Ansatz geltend: »Der Schlüssel zum Erfolg heißt für uns: „Right Sized Solutions“, die sowohl Hardware als auch Software und sogar Tools umfassen können.« Das sei ein wichtiger Ansatz, um im Vergleich zu den zum Teil deutlich größeren Konkurrenten auch als kleinerer Player Erfolg zu haben. Daneben sieht Mc Kearney aber noch andere Differenzierungsmerkmale, mit denen sich Fujitsu Semiconductor aus der Masse hervorheben kann. In diesem Zusammenhang nennt er beispielsweise umfassendes System-Know-how, »denn damit können wir kostenoptimierte Produkte entwickeln und das Bill-of-Material unserer Kunden reduzieren«. Außerdem versuche Fujitsu Semiconductor, wichtige IP-Blöcke - Hard- und Software – so früh wie möglich verfügbar zu machen. In diesem Zusammenhang verweist Mc Kearney auf die Tatsache, dass Fujitsu Semiconductor das erste Unternehmen war, das beispielsweise ein APIX-Interface auf seine Mikrocontroller und Graphic SoC’s integriert oder einen A/D-Wandler mit 56 GSPS in CMOS entwickelt hat. Als weiteren Pluspunkt führt Mc Kearney den kompetenten, lokalen Entwicklungs-Support für das Design, die Applikation, die Software und die Hardware an, den das Unternehmen leiste. Außerdem sei es das Ziel, sich bezüglich Logistik und Kunden-Support mit den Weltbesten messen zu können. Mc Kearney abschließend: »Darüber hinaus muss natürlich auch unsere Produktqualität stimmen und wir müssen zuverlässig liefern.«
Eine zuverlässige Lieferung als Differenzierungsmerkmal zu erwähnen, klingt fast ein wenig gewagt, zumindest wenn man auf die Produktionsausfälle blickt, die durch die japanische Katastrophe vom 11. März dieses Jahres entstanden sind. Doch Mc Kearney kontert ganz klar: »Wir haben auch nach dem Erdbeben bewiesen, dass wir zuverlässig liefern können.« Und das, obwohl das Unternehmen in diversen Fabriken seine Produktion stoppen musste. Doch mittlerweile laufen alle Fabriken wieder auf dem gleichen Niveau wie vor dem Erdbeben und - vielleicht noch wichtiger - mit dem gleichen Ausstoß. Mc Kearney erzählt: »Seit Juni läuft die Fertigung wieder ganz normal und auch die Lieferzeiten für neue Bestellungen sind wieder auf Normalniveau.« Dass Fujitsu Semiconductor trotz der Produktionsausfälle den Stopp von Produktionslinien bei seinen Kunden verhindern konnte, erklärt Mc Kearney folgendermaßen: »Der Kunde muss Vertrauen haben, denn dann legt er auch seinen wirklichen Bedarf offen. Und unsere Kunden haben Vertrauen zu uns, sie haben sich nach dem Erdbeben sehr kooperativ gezeigt.«
Wobei die Erdbebenkatastrophe natürlich seine Folgen auf die Unternehmensführung hat, denn mittlerweile priorisiert Fujitsu Semiconductor sein BCM (Business Continuity Management) um einiges höher. Zum BCM gehören Maßnahmen, die der Sicherheit der Mitarbeiter, deren Familien etc. dienen, aber auch Vorsorgevorkehrungen, damit ein zweites Desaster vermieden wird sowie Maßnahmen, die die Versorgung der Kunden mit Produkten sichert. Mc Kearney konkretisiert: »Für ein robustes BCM sind mehrere Elemente notwendig. Dazu gehört seit langem, dass wir in mindestens zwei Fabriken die gleichen Produkte fertigen können. Das Erdbeben in Japan hat aber gezeigt, das dieser Ansatz nicht ausreicht. Eine weitere Maßnahme ist dementsprechend eine gute Lagerbevorratung, wobei hier natürlich genau überlegt werden muss, wie viele ICs auf Lager gelegt werden, denn Lagerhaltung ist und bleibt teuer.« Wobei Mc Kearney bei der Lagerhaltung nicht nur die fertigen ICs im Auge hat, sondern mittlerweile ist auch von einer Lagerung von Wafern und Rohmaterialien die Rede. Außerdem wird jetzt auch daran gearbeitet, die Supply-Chain möglichst sicher zu machen. Wobei Mc Kearney noch einmal betont: »Ganz wichtig in unseren BCM-Bemühungen ist eine transparente Zusammenarbeit mit den Kunden und Endkunden, denn nur dann wird im Notfall auch wirklich erst einmal das produziert, was unbedingt gebraucht wird.«