Prozessorkarte zur Verarbeitung rechenintensiver Echtzeit-Modelle

FPGA entlastet Hauptprozessor von I/O-Verarbeitung

22. Juni 2007, 12:49 Uhr | Stefan Merten, Robert Polnau und Rolf Richter
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Trotz schnelllebigem PC-Markt: Vermeidung häufiger Redesigns

Durch die integrierte Speicher-Schnittstelle und den standardisierten Hypertransport- Frontside-Bus des AMD-Opteron- Prozessors erzielt dSPACE mit dem Prozessorboard DS1006 in seinen Echtzeit-Systemen eine sehr hohe Rechenleistung und kann zugleich kurze I/O-Latenzen anbieten. Die Spannungsversorgung und das Kühlkonzept des DS1006 sind darauf ausgelegt, die maximale thermische Verlustleistung des Opteron-Prozessors von 95 W zuverlässig abzuführen. Auf diese Weise ist eine Prozessorplattform entstanden, die sich über viele Jahre hinweg an aktuelle Prozessor- Roadmaps anpassen lässt und ein Höchstmaß an Rechenleistung bietet. Häufige Re- bzw. Neudesigns aufgrund des schnelllebigen PC-Marktes lassen sich mit einem eigenen intelligenten Architekturkonzept vermeiden.

Die Prozessorkarte DS1006 ist seit März 2004 auf dem Markt und wird seitdem weitgehend unverändert produziert. Der darin verwendete AMDOpteron- Prozessor wurde jährlich gegen das jeweils schnellste verfügbare Modell ausgetauscht. Um die Stabilität und Funktionalität sicherzustellen, werden bei einem Prozessor-Update Regressionstests durchgeführt. Die Praxis zeigt, dass nur kleine Anpassungen erforderlich sind, um auf eine höhere Rechenleistung umzusteigen. Daraus resultieren geringe Kosten und eine kurze Entwicklungszeit. Deshalb kann dSPACE seinen Kunden einen Service zum Aufrüsten bereits erworbener DS1006-Systeme anbieten.

Die an die Entwickler gestellte Anforderung der Wiederverwendbarkeit von Systemteilen konnte bei diesem Projekt in hohem Maße umgesetzt werden. Daher konnten die dSPACE-I/OKomponenten und bestehende Funktionen des PowerPC-Board DS1005 im Hardware-Design des DS1006 auch während der Software-Entwicklung erneut genutzt werden. Die Möglichkeiten der modernen FPGA-Technologie haben zusammen mit dem passenden Hypertransport-IP-Core einen Beitrag zu dieser Entwicklung geleistet. Erst so wurde es möglich, die bereits vorliegenden Hardware-Komponenten erneut zu verwenden und den Anschluss an den Prozessor mit geringer Latenzzeit zu realisieren. Joachim Kroll

Unterstützung durch AMD
Seit 2002 unterstützt AMD seine Kunden bei der Entwicklung von Produkten mit dem Ziel, die Entwicklungszeit zu verkürzen. Das umfangreiche Unterstützungspaket ermöglicht den direkten Zugriff auf AMDs Erfahrungsschatz und besteht aus internet- gestützter technischer Unterstützung, Zugang zu Referenzentwicklungen, Schaltplan- und Layout-Überprüfung sowie thermischen Analysen. Dieses reichhaltige Angebot wurde von dSPACE bei der Entwicklung der Prozessorkarte DS1006 genutzt. AMD-Opteron-Prozessoren sind für Embedded-Designs der höchsten Leistungsklasse verfügbar. Direct- Connect-Architektur, integriertes Hauptspeicher-Interface und skalierbare Hypertransport-Schnittstelle sind Merkmale der AMD64-Technologie. Die genannten Prozessoren sind kompatibel mit dem 32 bit breiten x86-Befehlssatz, erfüllen Teile der „Network Equipment Building Specification“ (NEBS) und sind für fünf plus zwei Jahre verfügbar. Viele Embedded-Anwendungen stellen hohe Anforderungen an die Rechenleistung, die I/O-Bandbreite und die Echtzeit-Fähigkeit. In den meisten Anwendungen führen L2-Cache-Misses zu einer verminderten Systemleistung und zu einem verminderten Datendurchsatz. Es gibt zwei Wege, um dieses Problem zu lösen. Eine Option ist die Vergrößerung des Cache auf dem Chip, was jedoch zwangsläufig zur Erhöhung der Transistorzahl, der Chipgröße und des Energieverbrauchs führt. Die zweite Option besteht darin, die Wartezeit bei Speicher- und I/O-Zugriffen zu reduzieren. Mit der Direct-Connect-Architektur hat AMD den zweiten Ansatz gewählt.

Hypertransport-IP-Core kann kostenlos getestet werden
Der Hypertransport Megacore gehört zum reichhaltigen IP-Core-Angebot von Altera. Dieser Core ist auf die Hochleistungs-FPGA-Architekturen Stratix I/II und Stratix GX sowie Stratix GX II optimiert und erfüllt die Hypertransport- I/O-Link-Spezifikation 1.03. Außerdem bietet Altera im Bereich „Enhanced Peripherials and Interfaces“ auch RapidIO und PCI-Express als IP-Core-Lösungen an. Der Hypertransport Megacore kann im OpenCore-Plus-Support von Altera so lange kostenfrei getestet werden, solange eine Verbindung zwischen Ziel-Hardware und der Entwicklungs- Software Quartus II besteht. Dies kann zum Beispiel via USB-Port oder Ethernet erfolgen. Erst wenn die Hardware-Tests des Kunden erfolgreich durchgeführt wurden und die Produktion des Endprodukts starten soll, muss in eine IP-Core-Lizenz investiert werden. dSPACE war einer der ersten Kunden in Europa, die eine Hypertransport- Lösung mit Produkten von Altera implementiert haben.

Unterstützung durch EBV
Unterstützt wurde die Entwicklung des Prozessorboards DS1006 auch von Applikationsingenieuren der EBV, die im Rahmen der Unternehmensstrategie Kunden in allen Phasen ihres Entwicklungsprozesses helfen können und stets über den neuesten Stand der Technik sowie über die neuesten Produkte und Technologien informiert sind. Hauptsächlich konzentrierten sich die EBV-Applikationsingenieure auf die Einbindung des Altera-FPGA in das Design und leisteten ferner Beiträge bei der Ausarbeitung des geeigneten Lösungsansatzes. An der Evaluierung verschiedener Design-Möglichkeiten waren die Ingenieure der EBV ebenfalls beteiligt und leisteten Unterstützung bei der Umsetzung des Konzeptes.

Stefan Merten studierte von 1994 bis 1998 Elektrotechnik, Fachrichtung Informationsverarbeitung, an der Fachhochschule in Bielefeld. Seit 1998 ist er bei dSPACE GmbH in Paderborn als Hardware- Entwickler tätig. Seine Aufgabenbereiche sind u.a. die Entwicklung von schnellen Mikroprozessor-Schaltungen, FPGA-Design, EMV und Signalintegrität. Seit 2004 arbeitet er als Teamleiter in der Hardware-Entwicklung für den Bereich der Prozessor-und Netzwerk- Hardware.
smerten@dspace.de

Robert Polnau in Florida, USA, geboren, studierte von 1992 bis 1996 Elektrotechnik an der Fachhochschule Bremen. Seit 1997 ist er bei dSPACE in der Hardware-Entwicklung tätig und war maßgeblich an der Entwicklung von Prozessor- Boards beteiligt. Als Gruppenleiter in der Hardware-Entwicklung ist er nun verantwortlich für den Bereich Prozessorsysteme und Hardware-in-the-Loop-Simulatoren und wirkt bei Architekturfragen mit.
rpolnau@dspace.de

Dipl-Ing. (FH) Rolf Richter hat an der Fachhochschule Bielefeld Elektrotechnik mit Schwerpunkt Informationsverarbeitung studiert. Von 1992 bis 2001 entwickelte er Prozessor- und Controller-Boards bei der dSPACE GmbH in Paderborn. Seit fünf Jahren ist er Applikationsingenieur für Altera- Produkte beim Distributor EBV Elektronik GmbH & Co KG in Burgwedel bei Hannover.
rolf.richter@ebv.com

Verwandte Artikel:


  1. FPGA entlastet Hauptprozessor von I/O-Verarbeitung
  2. Trotz schnelllebigem PC-Markt: Vermeidung häufiger Redesigns
  3. Lösungen aus Standard-PCs für Echtzeit-Systeme nicht optimal

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!