»Distributoren und Internet sind für uns keine sinnvollen Vertriebskanäle«

28. Juli 2008, 10:25 Uhr | Frank Riemenschneider, Elektronik
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

»Distributoren und Internet sind für uns keine sinnvollen Vertriebskanäle«

Sie sagten gerade schon, dass die Software den größten Kostenanteil am SoC hat. Wie unterstützen Sie denn Ihre Kunden darin, ihre Software- Kosten zu reduzieren?

Wir liefern in unserem riesigen Ecosystem GNU-Tools, Software- Entwicklungskits und die Möglichkeit, Linux 3.0 oder Nucleus RTOS zu implementieren. Das alles vereinfacht die Arbeit unserer Kunden sehr. Am wichtigsten aber sind effektive Möglichkeiten für das Debugging; da glauben wir, mit PDTrace von First Silicon Solutions die beste Lösung am Markt zu haben.

Das sagt ARM über seine Core-Sight-Technologie auch …

(Bourgoin lacht): Wenn Sie es selbst nicht beurteilen können, fragen Sie doch mal einen Software-Entwickler, Sie wohnen doch fast bei Infineon um die Ecke ...

Welche Business-Treiber erwarten Sie durch die Akquisition von Chipidea? Wann können Ihre Aktionäre denn mit einem Return of Investment rechnen?

Wir haben immer gesagt, dass sich das Ganze innerhalb eines Jahres amortisieren soll, und dabei bleibt es. Es gibt nur einen einzigen Business-Treiber, und der heißt: Kostenreduktion durch bessere und höhere Integration.

Nehmen Sie als Beispiel einen PC: Da haben Sie einen Prozessor, Speicher, einen Grafikchip und noch viele analoge Komponenten. Allein die ganzen Gehäuse kosten ein Vermögen, und der Platzbedarf auf dem Board ist indiskutabel hoch. Wenn Sie einen Mikroprozessor und analoge Komponenten integrieren können, sparen Sie richtig Geld. Zum Glück haben wir heute die Prozesstechnik zur Verfügung, um viele Transistoren auf einem Chip unterbringen zu können.

Um das ausnutzen zu können, brauchen Sie aber auch die IP dafür, und deswegen haben wir mit Chipidea die weltgrößte Firma für Analog-IP gekauft. Unser Markt ist dadurch nach unseren Berechnungen um den Faktor 10 gewachsen. Daher sehen wir der Zukunft äußerst positiv entgegen und erwarten starkes Wachstum.

Sie beschäftigen derzeit 200 Mitarbeiter in der Mikroprozessor-Sparte und 350 in der analogen. Wie wollen Sie Mitarbeiter für Ihr angekündigtes Wachstum finden, und wie wollen Sie verhindern, dass Ihnen die besten in Zeiten eines generell ausgeprägten Fachkräftemangels abgeworben werden?

Für das analoge Segment bin ich extrem entspannt. Chipidea ist schon vor Jahren Kooperationen mit Universitäten eingegangen – und zwar an Standorten, die nicht unbedingt für die Halbleiterei bekannt sind, beispielsweise Lissabon, Porto oder Macau. Dort werden Studiengänge für Analog-Technik angeboten, und nach dem Abschluss ist es fast ein natürlicher Prozess, dass diese Studenten zu uns wechseln.

Ein Vorteil für uns ist die Tatsache, dass es für diese Mitarbeiter extrem schwierig ist, uns zu verlassen, wenn sie keinen Ortswechsel vornehmen wollen, da an diesen Standorten kein anderer Anbieter von Analog- IP vorhanden ist.

Bei der Mikroprozessor- Gruppe im Silicon Valley sieht es natürlich etwas anders aus. Hier müssen Sie Incentive-Programme auflegen und Ihren Mitarbeitern interessante Aufgaben geben, damit sie jeden Tag Spaß an ihrer Arbeit haben und Erfolge feiern können. Was uns hier entgegenkommt, ist die Tatsache, dass Mips eine total technikgetriebene Firma ist. Ingenieure fühlen sich dort besser aufgehoben als in einer Firma, wo die Technik nur das Mittel zum Zweck für den Verkauf ist. Sehen Sie, ich bin CEO und auch gelernter Ingenieur.

Planen Sie weitere Akquisitionen?

Oh ja, die Frage ist immer nur: Welche macht Sinn? Was erwartet der Kunde, und was kann ich ihm liefern? Wenn er anfängt, Mips außer nach Cores und Analog-IP auch nach Speichern, DSPs oder was auch immer zu fragen, werden wir handeln. Ich lasse mich überraschen.

Sie generieren 20 Prozent Ihres Umsatzes in Europa, davon die Hälfte in Deutschland. Welche namhafte Kunden haben Sie in Deutschland?

Da gibt es eine ganz klare Aussage: Infineon ist mit Abstand der wichtigste Kunde in Deutschland, mit dem wir sehr gut zusammenarbeiten.


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