Was für die Broadliner gilt, gilt nicht für die Speicherhersteller, denn hier lässt sich im Prinzip sagen, dass der gute Gewinn, den die Speicherhersteller derzeit einfahren, vor allem mit dem Preisanstieg der Chips zusammenhängt und weniger von reduzierten Fertigungskosten herrührt: Der Preis für ein gängiges DRAM – derzeit ein 1-GBit-DDR3-Baustein – liegt bei ungefähr 3 Dollar, und dieses Preisniveau hält sich momentan. Ende 2008, Anfang 2009 haben die DRAM-Hersteller noch die damals gängigen DDR2-Chips zum Teil für nur 70 bzw. 80 Cent verkauft, und dieses Preisniveau lässt sich nur noch mit »Wahnsinn« umschreiben. Wie wahnsinnig, zeigt sich an folgendem Beispiel: Die PC-Hersteller haben wohl aus Marketing-Gründen ihre damaligen PCs (z.B. mit Windows XP) mit einem 4 GByte großen Arbeitsspeicher verkauft, und das obwohl der Arbeitsspeicher auf 3,5 GByte beschränkt war, denn mehr war einfach nicht adressierbar. »Mit Windows 7 ist diese Barriere gefallen. Das heißt, derzeitige PCs werden zum Teil auf bis zu 8 GByte upgegradet.« Das wird am Speichermarkt zu einem positiven Effekt führen, davon ist zumindest Robert Herth überzeugt, Prokurist und Sales & Marketing Direktor der IT Group von MSC.
Das heißt, dass die DRAM-Hersteller jetzt wieder ein Preisniveau erreicht haben, mit dem sie Geld verdienen können - keine Frage. Grund zum Jubeln besteht dennoch nicht, denn Peter Westerdorf, Senior Manager Sales und Marketing von Elpida, weiß: »Die gesamte DRAM-Industrie hat ziemlich hohe Schulden abzutragen.« Denn es gab 2008 und 2009 Zeiten, da haben die Hersteller auf jeden Chip, den sie verkauft haben, Geld obendrauf gelegt. Außerdem: Früher hat der Abschwung im Schweinezyklus zwei, maximal drei Quartale gedauert, die letzte DRAM-Krise zog sich gute zwei Jahre hin.
Die DRAM-Industrie wird also erst mal lange damit beschäftigt sein, die Schuldenberge abzutragen. Es gab kaum einen Hersteller, der im letzten Jahr nicht in irgendeiner Art und Weise »gerettet« worden ist, mit Ausnahme von Samsung. Jetzt muss also erstens das Geld zurückbezahlt werden und zweitens in neue Fertigungen investiert werden. »Aber auch das Equipment ist teurer und die Lieferzeiten für das Equipment sind länger geworden, diesen Aspekt sollte man nicht vergessen«, sagt Peter Westerdorf von Elpida. Er ist optimistisch, dass die Branche das derzeitige Niveau weiter halten können wird und der DRAM-Markt sich stabilisiert. Der nächste Abschwung stünde noch nicht vor der Tür, »vielleicht werden ja die Zyklen im Allgemeinen länger«, so Westerdorf.
Auch er mag die Analyse von iSuppli nicht falsch verstanden wissen und betont, dass die DRAM-Unternehmen nicht immer nur Geld verlieren könnten, irgendwann müssen sie auch wieder Profite erwirtschaften. »Wenn Speicher-Chips kein Zukunftsprodukt ist, was ist es denn dann?«, fragt Westerdorf und merkt an, dass die Speicher-Chips nicht ausschließlich in den PC-Markt wandern würden, sondern auch in boomende Segmente wie Netbooks, Handys und andere mobile Geräte wie das iPad sowie vermehrt auch in die nächste TV-Generation.