2024 stiegen die F&E-Ausgaben deutscher Unternehmen nur leicht um 2,3 % auf 92,5 Mrd. Euro. Dieser Anstieg entspricht in etwa der Inflationsrate, sodass die realen F&E-Ausgaben stagnierten. Doch es gibt deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Branchen.
Diese Entwicklungen zeigen neue Daten, die der Stifterverband jährlich im Auftrag des Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) erhebt. Wie gesagt, die Unterschiede zwischen den Branchen sind groß: Während Unternehmen der Softwareentwicklung ihre internen F&E-Aufwendungen weiterhin erhöhten, hat die pharmazeutische Industrie die Aufwendungen reduziert.
Etwas stärker erhöhten sich die Ausgaben für Forschungs- und Entwicklungsaufträge an andere Unternehmen, Forschungseinrichtungen oder Hochschulen, diese Ausgaben stiegen um 3,7 Prozent auf 33 Mio. Euro. Auch die Zahl der Beschäftigten in F&E nahm leicht zu: um 1,9 Prozent zwischen 2023 und 2024. Das Fazit: Die realen Forschungsinvestitionen sind also kaum gestiegen.
Um die Bedeutung von F&E-Aktivitäten für eine Volkswirtschaft einschätzen zu können, ist der Anteil der internen Aufwendungen für F&E am Bruttoinlandsprodukt eine wichtige Kennzahl. Im Jahr 2024 lag dieser Anteil bei 3,13 Prozent, also gleichauf mit dem Vorjahr. Gut zwei Drittel dieser Mittel stammen aus der Wirtschaft, der Rest verteilt sich auf Hochschulen, staatliche Forschungseinrichtungen und private Organisationen ohne Erwerbszweck.
Ein Blick in die einzelnen Branchen: Software-Entwicklung und andere Informations- und Kommunikationsdienstleistungen haben ihre F&E-Aufwendungen auch im Jahr 2024 stark ausgeweitet. Damit setzt sich der Trend der Digitalisierung weiter fort. Die Software-Entwicklung erhöht die internen F&E-Aufwendungen von 2023 auf 2024 um 6,6 Prozent auf 6,3 Milliarden Euro, das F&E-Personal gar um 7,4 Prozent. Auch technische und wissenschaftliche Dienstleistungen sowie Finanz- und Versicherungsdienstleistungen haben ihre Aufwendungen überdurchschnittlich ausgeweitet, wie auch Unternehmen des Luft- und Raumfahrzeugbaus.
Dagegen haben zentrale Branchen wie die chemische und die pharmazeutische Industrie ihre Ausgaben reduziert. Die Aufwendungen der chemischen Industrie wurden um 2,4 Prozent verringert, die der pharmazeutischen Industrie um 2,1 Prozent. Die chemische Industrie reduziert zusätzlich auch die Vergabe von F&E-Aufträgen. Um 3,7 Prozent geringer gegenüber dem Vorjahr sind auch die internen F&E-Aufwendungen in der Herstellung von Metallerzeugnissen.
Die Schwerpunktbranche des deutschen Innovationssystems bleibt die Kfz-Industrie. Sie steigert ihre internen F&E-Aufwendungen lediglich um 3,3 Prozent. Weitete die Branche bisher ihre Aktivitäten in der Auftragsforschung aus, reduziert sie dieses Mal diese Summe um 3,3 Prozent, allerdings auf hohem Niveau. Allgemein lässt sich sagen: Für jeden Euro, den die Kfz-Industrie intern für Forschung und Entwicklung investiert, werden zusätzlich etwa 50 Cent für externe FuE-Aufträge ausgegeben. Hier ist offenbar der Bedarf, externes Wissen zuzukaufen, besonders hoch.
Unternehmen erhöhen weiterhin die Ausgaben für die Vergabe von F&E-Aufträgen an Externe deutlich stärker als die Budgets für interne Forschung und Entwicklung. Hierbei versuchen Unternehmen vor allem, neues Wissen für sich zu nutzen und zu erschließen sowie Märkte zu sichern oder bestehende auszuweiten.
Auffällig ist zudem, dass Großunternehmen im Durchschnitt ihre F&E-Aktivitäten leicht ausgeweitet haben, kleine und mittlere Unternehmen dagegen die Aufwendungen im Trend reduzierten. Für das Jahr 2025 rechnen die F&E-aktiven Unternehmen mit einer kaum veränderten Entwicklung. Eine Erhöhung der internen F&E-Aufwendungen, die über der Inflationsrate liegt, ist in keiner Branche zu erwarten.
Bundesforschungsministerin Dorothee Bär kommentiert: »Erfreulich ist, dass die Gesamtausgaben von Staat und Wirtschaft für Forschung und Entwicklung einen neuen Höchststand verzeichnen. Wir halten an dem ambitionierten 3,5-Prozent-Ziel fest. Es geht uns darum, die Bedingungen für einen raschen Transfer von Forschungsergebnissen und Innovationen sowohl in wirtschaftliche Anwendungen in Unternehmen, als auch in die Gesellschaft zu verbessern. Damit das gelingt, stärkt die Bundesregierung der Wirtschaft den Rücken. Mit der Hightech Agenda Deutschland wollen wir aus unserer Forschungsstärke mehr Wirtschaftskraft machen. Neue Technologien und Wertschöpfung „Made in Germany“ sollen wieder zum Markenzeichen unseres Landes werden. Ein echter Innovationsbooster ist zudem das steuerliche Investitionssofortprogramm, mit dem auch die steuerliche Forschungszulage ausgebaut wird.« Und Michael Kaschke, Präsident des Stifterverbandes, erklärt: »Das verhaltene Engagement für Forschung und Entwicklung kann nicht beruhigen. Die Transformationserfordernisse sind immens, die globale Wettbewerbsintensität extrem hoch. Für den Wandel werden neue Technologien, neue Produkte und Problemlösungen benötigt, andernfalls misslingt er. Die Hightech Agenda Deutschland deutet den richtigen Weg und setzt notwendige Prioritäten. Jetzt muss es mit klaren Roadmaps schnell in die Umsetzung gehen.«