ARTES bietet allerdings darüber hinaus weitere wichtige Vorteile: Das System kann so optimiert werden, dass nur die Bauelemente eingesetzt werden, deren Leistungsfähigkeit tatsächlich für die jeweilige Anwendung erforderlich ist. »Wir skalieren die Leistungsfähigkeit der Bauelemente einfach so lange herunter, bis das Kundenkonzept noch sicher funktioniert«, sagt Rasmussen. Auch das spart Kosten und reduziert in vielen Fällen die Energieaufnahme.
Es müssen auch nicht für jeden Sensortyp und jede neue Anwendung spezifische neue Elektroniksysteme entwickelt werden. Denn die Designs sind aus Funktionsblöcken zusammengesetzt, die sich nach dem Baukastenprinzip immer wieder neu kombinieren lassen.
Das ist aber noch nicht alles: »Wir können zudem Störgrößen einspielen, die unter realen Einsatzbedingungen auf die Radarsensoren einprasseln«, sagt Rasmussen. Das geht sogar über die Möglichkeiten im Labor hinaus, wo dies nicht simuliert werden kann: Erst wenn das System unter realen Bedingungen in seinem Bestimmungsort arbeitet, können die Techniker sehen, ob es auch hier einwandfrei arbeitet – was leider häufig nicht der Fall ist und damit aufwendige Fehlerbehebungen erforderlich macht.
»Weil wir mit ARTES das System schon vorab verifizieren, können in der realen Welt keine großen Überraschungen mehr auftauchen, es wird funktionieren wie vorgesehen«, erklärt Matthias Göbel, Projektleiter von Embedded Brains.
Eine bekannte Störquelle für Radargeräte sind unerwünschte Reflektionen, wie sie in einigen Bandbereichen schon einfacher Regen auslösen kann, was die Messergebnisse verfälscht. »Wir simulieren den Regen in ARTES, dann sehen wir, wie das System reagiert. Wenn es nicht funktioniert, können wir sofort Gegenmaßnahmen ergreifen, beispielsweise Software-Algorithmen erstellen, die den Einfluss des Regens auf die Messergebnisse ausblenden«, so Göbel.
Bei den Sensorherstellern ist ARTES laut Rasmussen und Göbel bereits auf großes Interesse gestoßen. »Wir sind dabei, großflächige Allianzen mit ihnen zu bilden«, sagt Rasmussen. Die Sensorhersteller seien von der neuen Flexibilität begeistert, die es erlaubt, nicht nur verschiedene Ideen auszuprobieren und die Systeme auf verschiedene Ziele hin optimieren zu können, sondern auch die geeignetsten Bauelemente auszuwählen und die jeweils geeignete Software zu schreiben, um das Gesamtsystem schlussendlich bereits verifiziert zu entwickeln: »Den Anwendern bringt das Zeit- und Kostenersparnisse, um in neue Marktsektoren vorstoßen zu können.«
Wie »ARTES« entstand
Auf die Idee, die »ARTES«-Umgebung zu entwerfen, kamen die Ingenieure von Embedded Brains, als sie den »Street Traffic Recorder« entwickelten, ein radargesteuertes Schutzssystem für geparkte Fahrzeuge. »Als das System ins Feld kam, haben Umwelteinflüsse zu Problemen geführt«, erinnert sich Rasmussen. Das musste dann aufwendig über Algorithmen oder Hardwareänderungen korrigiert werden. Das hatte viel Arbeit, Zeit und Geld erfordert. »Wir wären froh gewesen, wenn es ARTES bereits gegeben hätte, also haben wir es erfunden«, so Rasmussen. Jetzt ist es möglich, solche Probleme schon im Vorfeld zu erkennen. Im günstigsten Fall können sie gleich beseitigt werden. »Zumindest aber werden wir auf die Probleme aufmerksam und können sie soweit in den Griff bekommen, dass sich das System im Feld einfach nachschärfen lässt«, sagt Rasmussen. »Dann können sie viel einfacher beseitigt werden, was schneller geht und weit weniger Kosten verursacht.«