Wenn es so gut passt, warum kam das Kaufangebot nicht früher?
Die Entscheidung war nicht bei Kontron zu suchen, die musste die Thales Gruppe treffen. Wenn uns Thales Computers schon vor zwei Jahren angeboten worden wäre, dann hätten wir auch drauf geschaut, denn das ist sicherlich eine interessante Gesellschaft. Natürlich musste sich auch bei der Thales Gruppe das Vertrauensverhältnis zu Kontron als Lieferanten aufbauen - die Gruppe ist jetzt einer unserer Top-10-Kunden. Die Entscheidung, uns den eigenen Embedded-Bereich anzuvertrauen, ist sicher auch bei Thales über die Zeit gereift.
Warum wurde der 'Mobile' Bereich eigentlich verkauft?
Kontron ist eine Embedded-Computer-Firma: Wir stellen Embedded Computer auf Basis einer CPU und allem, was dazu gehört, her und bieten das auch sehr erfolgreich an. Wir sind mit diesem mobilen Bereich aber praktisch in die Anwendungsgebiete unserer Kunden hinein geraten. Da haben schon einige Kunden Schmerzen verspürt - sie lieben unsere Computer, aber was darüber hinaus geht, ist ihr Geschäft.
Deshalb haben wir diesen Bereich an einen unserer Kunden verkauft. In dem Bereich, in dem man mit seinen Kunden konkurriert, wird man nie erfolgreich sein. Wir wollen der Spezialist für Embedded Computer bleiben. Bei Thales Computer haben wir hingegen den Schwerpunkt auf Embedded Computer - das passt, auch von der Produktpalette.
Kontron will seine breite Produktpalette also noch weiter ausbauen.
Ja, das war schon immer unsere Strategie. In der ersten Stufe von 2000 bis 2002 haben wir eine geografische Expansion vorgenommen, haben uns in Nordamerika eingekauft und sind in die beiden großen Emerging Markets - China und Russland - hineingegangen. Im zweiten Schritt haben wir dann beschlossen, die komplette Wertschöpfungskette abzubilden. Das war dann die Zeit des Mergers mit Jumptec, damit hatten wir den Zugang zu den kleinen Modulen.
Und das war auch die Zeit der Kooperation mit Intel für AdvancedTCA um das Portfolio nach oben hin zu erweitern - wir haben das 'Product Expansion' genannt. In der dritten Stufe können wir uns darauf konzentrieren profitabler zu werden. Wenn wir das nicht schaffen, dann werden wir Objekt der Begierde von großen Konzernen. Wir haben geschafft was wir wollten, wir sind in allen großen Märkten, wir haben die gesamte Wertschöpfungskette, jetzt machen wir Profit.
Die gesamte Wertschöpfungskette ist essenziell für Kontron, weil die kleinen Module oftmals der Einstieg für die Kunden sind und dann entwickelt sich das Business in der Wertschöpfungskette weiter nach oben. Für uns ist es auch von Reiz, dass wir mit den kleinen Modulen mehr Volumina haben und damit bessere Preise bekommen, die uns bei den Spezialsystemen ebenfalls zugute kommen und die Margen steigern.