Wie man Boards untersucht, die kein Lebenszeichen mehr von sich geben

14. April 2009, 14:12 Uhr | Klaus Dembowski
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Fortsetzung des Artikels von Teil 3

Wie man Boards untersucht, die kein Lebenszeichen mehr von sich geben

In den gleichen Problemsituationen wie der Forced Start Mode soll der Jump Start Mode greifen, allerdings mit dem Unterschied, dass Boot und Test dann mit einem angepassten BIOS stattfinden. Ultra-X gibt an, dass auf Anfrage ein Customized „Jump ROM“ geliefert wird, welches gegen das auf dem jeweiligen Mainboard vorhandene auszutauschen ist. In diesem ROM ist dann der Original-Code des BIOS- bzw. des Mainboard-Herstellers mit den von Ultra-X für die Diagnose hinzugefügten Erweiterungen untergebracht.

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Das Customized BIOS ist laut Beschreibung Bestandteil des Testkits. Weil es jedoch zu viele unterschiedliche Versionen gibt, sei eben kein ROM im Kit dabei, was vielleicht noch verständlich sein mag. Gleichwohl wird der Jump Start Mode stets als herausragendes und besonderes Merkmal der Diagnostic Card ausgewiesen, allerdings ohne die Notwendigkeit eines speziellen „Customized Jump ROM“ zu erwähnen. Bei „augenscheinlich toten PCs“ wird man sicher keine Customized Jump ROMs ordern wollen, so dass dieser Modus wie auch der Forced Start Mode als nicht funktionstüchtig zu bezeichnen sind.

Außerdem sollte auch Ultra-X bekannt sein, dass das Auswechseln von ROMs auf Mainboards schon seit geraumer Zeit nicht mehr möglich ist. Ein BIOS-Update wird heutzutage einfach per Flash-Update ausgeführt, so dass auf diese Art und Weise auch das Einspielen eines Customized Jump ROM erfolgen müsste.

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Gedient wäre dem Systementwickler möglicherweise mit einem (einzigen) angepassten ROM für seine Plattform, also für das Mainboard, mit dem er typischerweise den Prototyptest ausführt. Auf E-Mails betreffs Support und Anforderung eines Customized Jump ROM reagiert der deutsche Support von Ultra-X im Übrigen grundsätzlich nicht und gibt telefonisch die erstaunliche Auskunft, dass der Forced Start Mode und der Jump Start Mode ohnehin nicht benötigt werden. Professionelle PC-Diagnostic ist dies sicher nicht. Im Grunde genommen bleibt vom Diagnostic Kit eigentlich nur die Funktion einer einfachen POST-Code-Karte übrig. Die Testfunktionen im Standard Diagnostic Mode und im Extended Diagnostic Mode sind enttäuschend. Übliche Testprogramme, selbst kostenlose, arbeiten demgegenüber zuverlässiger und liefern auch weitaus mehr verwertbare Informationen. Auch wenn diese ein separates Betriebssystem benötigen, ist ein DOS (FreeDOS) oder Linux, mit den gewünschten Programmen auf einem kleinen USB-Stick untergebracht, empfehlenswerter.

Durch die Analyse von POST-Codes, die Messung der Versorgungsspannung sowie des PCI-Bus-Taktes, ergänzt durch hardwarenahe Testprogramme, gewinnt man für die Praxis ausreichende Informationen über den PC-Zustand für Service, Reparatur und auch die Systementwicklung, was nicht viel kosten muss. jk

Literatur
[1] Dembowski, K.: PC-Werkstatt. Markt+Technik 2008.
[2] Dembowski, K.: Das Addison-Wesley-Handbuch der Hardwareprogrammierung. Addison-Wesley 2006.
[3] Dembowski, K.: BIOS-Tabellenbuch. Markt+Technik 2005.

Dipl.-Ing. Klaus Dembowski
ist Wissenschaftlicher Angestellter im Institut für Mikrosystemtechnik an der Technischen Universität Hamburg-Harburg. Zu seinem Zuständigkeitsbereich gehört die Hard- und Software-Entwicklung für Mikrosysteme. Einen Schwerpunkt bildet dabei die Implementierung von Schnittstellen, Bussystemen sowie drahtgebundenen und drahtlosen Netzwerken.

dembowski@tuhh.de


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