Sie sprachen von Bauchschmerzen. Wie erlebten Sie die Entwicklung?
Es haben sich technische Hürden aufgetan, die wir uns damals gar nicht hätten träumen lassen. In dem Moment, in dem wir die Lichtschranke aufbauen können und diese den Tropfen als solches beim Durchflug erkennt, ist das Problem gelöst. So haben wir uns das vorgestellt. Aber es kamen leider noch mechanische Probleme hinzu, zum Beispiel: Wie bringt man die Glasfaser vorne an der Düse an – ohne Prisma oder Spiegel? Das optische Unternehmen, mit dem wir damals zusammengearbeitet haben, hat uns versichert, dass es nie ohne Prismen geht.
Gelöst haben wir das Problem dann mittels eines eigenentwickelten mathematischen Algorithmus, der sehr schwache Signale im weißen Rauschen detektieren kann. Das heißt, wir können nun die kleinsten Signale, die über die Glasfaser zum Controller kommen, durch diesen Algorithmus entdecken und zum Zählen verwenden.
Sie sehen also: Hinter der Entwicklung steckte sehr viel Zeit und Aufwand. Aber jetzt stehen wir kurz vor der Vollendung. Ich gehe davon aus, dass wir dieses „Drop Detection System“ – so heißt das Endprodukt – Ende des Jahres vorstellen werden.
Warum ist es überhaupt wichtig, jeden einzelnen Tropfen zu zählen?
Bei Hochpräzisionsanwendungen im Chipbereich kommt es auf die exakte Menge an Tropfen an. Da machen 12 statt 13 Tropfen einen großen Unterschied, das Produkt ist dann Ausschussware.
Aber wäre das nicht auch via Vision-Control möglich?
Ja, mittels Vision-Control oder optischen Kameras lässt sich die Tropfenmenge überwachen. Aber das ist sehr aufwändig und nicht während des laufenden Prozesses möglich. Der Dosierprozess muss also zunächst abgeschlossen sein, erst dann kann das Substrat unterhalb des Ventils platziert und mit einer Kamera inspiziert werden. Schwieriger wird es aber schon zum Beispiel bei LEDs, denn dabei wird das Substrat in das Gehäuse geschossen. Mittels Vision-Control lässt sich so nicht mehr erkennen, ob sich in der Vertiefung 12 oder 13 Tropfen befinden. Gerade in der Herstellung von LEDs ist es aber extrem wichtig, dass sich alle exakt gleichen. Und genau für solche Anwendungen haben wir die externe Überwachung entwickelt.
Lassen Sie uns zum Abschluss noch einen Blick in die Zukunft werfen: Was planen Sie in den kommenden Jahren – strategisch gesehen?
Wir wollen unsere Auslandsaktivitäten weiter ausbauen. Ganz neu ist zum Beispiel unsere eigene Niederlassung in Korea. Der koreanische Markt ist für uns ein wichtiger Standort. Um unsere Technologie dort besser zu etablieren, haben wir uns mit unserem dortigen, mehrjährigen Partner geeinigt und eine Niederlassung unter der Vermes-Flagge eröffnet. Die Messausrüstung und die Mitarbeiter haben wir übernommen – mittlerweile zählt Vermes weltweit somit 130 Mitarbeiter.
Im Hinblick darauf, wie die Diskussion zwischen den USA und China die Weltwirtschaft und den Welthandel nicht allzu positiv beeinflusst, wird sich doch einiges vom chinesischen in den indischen Markt verlegen.
Das beobachten wir sehr intensiv und wollen deshalb spätestens übernächstes Jahr in Vietnam und Indien einen Standort eröffnen. Auch unsere amerikanische Niederlassung in der Nähe von San Jose läuft mittlerweile stabil und gut.
Im Headquarter in Otterfing selbst werden langsam die Lichter überall ausgeschaltet: Der Umzug nach Holzkirchen steht an. Was die Organisation im Headquarters anbelangt, kommt zu den bestehenden Geschäftsbereichen Mikrodosierung, Medical Equipement und Special Machinery ein weiteres Geschäftsfeld hinzu: hochparallele Technologie. Bei hochparallel sprechen wir nicht von zehn parallelen Controllern, auch nicht von 100, sondern von einer vierstelligen Zahl. Die Düsen sind dann aber so klein, dass sie sich nicht für den Einsatz in unserem üblichen Mikrodosierumfeld eignen. Welchen Zielmarkt wir damit ansprechen, will ich jetzt aber noch nicht verraten.
Vermes auf der productronica 2019: Halle A2, Stand 138