TQ: »Fertige Komponenten ergänzen E²MS und ODM-Leistungen«

31. Juli 2009, 10:31 Uhr | Karin Zühlke, Markt&Technik
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TQ: »Fertige Komponenten ergänzen E²MS und ODM-Leistungen«


Heben Sie sich angesichts dieser großen Anzahl an Entwicklungspersonal überhaupt noch von einer reinen Entwicklungsfirma ab?

Ja, denn ein wesentlicher Vorteil für den Kunden ist, dass er bei uns von der Entwicklung über Produktion und Service bis hin zum Produktlebenszyklusmanagement alles aus einer Hand bekommt. Dadurch entfallen Schnittstellenprobleme und -risiken im gesamten Produktlebenszyklus. Daneben verfügen wir durch die enge Kopplung der einzelnen Leistungsbereiche über einen umfassenden Erfahrungsschatz. Wir berücksichtigen bei der Entwicklung konsequent Aspekte wie Beschaffungsquellen, Second-Source-Verfügbarkeit, Bündelung von Material und Lieferanten sowie Daten des Obsolescence-Managements. Eine reine Entwicklungsfirma kann das nicht leisten.

TQ als EMS-Unternehmen zu bezeichnen, trifft den Kern Ihres Leistungsspektrums wohl nicht. Als was sehen Sie sich oder wollen Sie vielmehr gesehen werden?

Wir sehen uns als »Full-Service-Supplier« für elektronische Baugruppen und Geräte und sind Elektronik-Dienstleister für den gesamten Produktlebenszyklus mit einem hohen Maß an technologischem Know-How und als solcher nehmen uns unsere Kunden auch wahr. Hierbei ist EMS natürlich eine wichtige Säule. Die entscheidenden Vorteile für den Kunden ergeben sich aber durch das Gesamtpaket an Dienstleistungen und Produkten.

Ist EMS dann nur noch »Mittel zum Zweck«?

Nein, denn den maximalen Kundennutzen können wir nur dadurch bieten, dass wir sowohl EMS-Dienstleistungen, als auch komplette kundenspezifische Produkte und fertige Embedded Systeme anbieten. Für viele Kunden sind alle drei Bereiche gleichermaßen von Bedeutung. Dass wir all dies abdecken, ist ein entscheidender Vorteil von TQ.

Worin bestehen Ihrer Meinung nach die technologischen Herausforderungen in der Entwicklung in den kommenden Jahren?

Eine technologische Herausforderung in der Entwicklung liegt in der zunehmenden Komplexität der Systeme, der eingesetzten Bauelemente und der Software. Dies zeigt sich beispielsweise in der Dokumentation heutiger 32/64-Bit-Mikrocontroller. Umfassten die Handbücher zu 8-Bit-Controllern noch wenige hundert Seiten, haben wir bei modernen 32- und 64-Bit-Controllern viele Tausend Seiten Dokumentation zuzüglich umfangreicher Errata-Sheets. Und trotzdem bergen die modernen Chips noch eine Vielzahl von Überraschungen in sich, die nirgendwo dokumentiert sind.

Zur Komplexität der einzelnen Bauelemente kommt die zunehmende Komplexität auf Systemebene, die zusätzlich durch eine immer umfangreicher und mehrschichtiger werdende Software geprägt wird. Die Komplexität der heute im Embedded-Bereich eingesetzten Software ist analog zur Elektronik um Zehnerpotenzen größer als noch vor fünf Jahren. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass immer mehr Software von Bürorechnern und Servern in den Embedded-Bereich portiert wird.

Weitere Herausforderungen sind die fortschreitende Miniaturisierung, die neues fertigungstechnisches Know-How und neue Werkzeuge in der Entwicklung erforderlich macht, ebenso die immer höher werdenden Taktfrequenzen, die zu einer Kombination von Hochfrequenztechnik und Digitaltechnik führen sowie die zunehmende Integration von Schaltungsteilen in Chips.

Worin bestehen aus Ihrer Sicht die Vorteile des System-on-Chip(SoC)-Designs?

SoC-Module werden immer wichtiger, denn die fortschreitende Miniaturisierung und Integration führen zwangsläufig zunehmend zu SoC-Designs. Wir sehen darin große Chancen und eine Vielzahl von Vorteilen: Durch SoC lässt sich nicht nur eine weitere Miniaturisierung erzielen, sondern auch eine erhöhte Flexibilität hinsichtlich späterer Änderungen, eine erhöhte Unabhängigkeit bei Abkündigungen, eine Reduzierung von Entwicklungsrisiken und - bei guter Chip-Ausnutzung – lassen sich darüber hinaus auch die Herstellungskosten senken. Deshalb setzen wir schon lange auch auf den Einsatz von SoCs.

Welche »Fallstricke« gibt es beim Prototyping und der Serienüberleitung und wie lassen sich diese vermeiden?

Beim Prototypenbau und der späteren Serienüberleitung ist eine frühe Abstimmung und enge Kopplung mit den Produktionsbereichen enorm wichtig. Hier ist es ein großer Vorteil, alles in einem Haus zu haben. Dies fängt bei fertigungsgerechter Entwicklung und insbesondere fertigungsgerechtem Layout – Design-for-Manufacturing (DFM) - an, setzt sich über das Design-for-Testability (DFT) fort und betrifft nicht zuletzt die auf die Anforderungen der Produktion und deren Maschinen abgestimmte Dokumentation und Datenbereitstellung.

Nur unter Berücksichtigung all dieser Aspekte lassen sich kurze Entwicklungs- und Lieferzeiten, günstige Herstellungskosten und eine hohe Produktqualität realisieren. Maßgeblichen Einfluss hat hierbei mit etwa 80 Prozent die Entwicklung. Die übrigen Prozentpunkte entfallen auf den Bauteileeinkauf und die Produktion sowie den administrativen Bereich.

Experten prognostizieren, dass zukünftig Plattformkonzepte eine immer größere Rolle spielen werden. Wie beurteilen Sie diese Tendenz?

Ich halte Plattformkonzepte für sehr wichtig und in vielen Bereichen zukünftig für unverzichtbar. Denn durch eine langfristig orientierte Plattformstrategie und entsprechende Plattformkonzepte, lassen sich kürzere Innovationszyklen, ein größeres Produktportfolio und kundenspezifisch angepasste Produkte leichter und kostengünstiger realisieren.

Eine langfristig orientierte Plattformstrategie muss die technologische Entwicklung am Bauelementemarkt genauso berücksichtigen wie die langfristig zu erwartenden Kunden- und Marktanforderungen. Daraus werden Konzepte abgeleitet, die eine schrittweise Weiterentwicklung und Anpassung der Produkte an Kunden- und Marktanforderungen ohne aufwändige Neuentwicklungen erlauben. Eine umfassende Plattformstrategie ist aber nicht darauf begrenzt, sondern berücksichtigt auch Aspekte wie Betriebssysteme, Programmiersprachen, Kommunikationsprotokolle und Schnittstellen.


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