Wird der Markt für Fertigungsausrüster nach der Krise derselbe sein wie vorher?
Nein, wir erwarten ein deutlich anderes Kaufverhalten, denn die Fertigungsstrategien und -konzepte unserer Kunden ändern sich derzeit deutlich. Wie bereits erwähnt, suchen die Kunden nach Optimierungspotenzial in ihrer Fertigungslinie und darüber hinaus in der gesamten Beschaffungskette. Da wird sich noch einiges ändern in den nächsten Monaten. Schließlich lernen wir alle aus der Krise. Und was wir in unserer eigenen Fertigung machen – nämlich ein Losgröße-1-Konzept fahren, mit dem wir aber trotzdem innerhalb von zehn Tagen jeden Auftrag weltweit bedienen können –, das werden unsere Kunden eben auch verstärkt tun.
In welchen Ländern sehen Sie 2009 gute Absatzchancen, wo wird es erwartungsgemäß schlechter laufen?
Asien hat es schon allein wegen der ursprünglich sehr hohen Produktionskapazitäten sicherlich noch mehr erwischt als Europa. Nicht zuletzt deshalb sehe ich eine Marktpotenzialverschiebung von Asien zurück nach Europa.
Wodurch wollen Sie neue Kunden für sich gewinnen?
Ganz klar durch Kundennutzen! Gerade in diesen Zeiten ist es wichtig, unsere Bestands- und potenziellen Neukunden dabei zu unterstützen, so wirtschaftlich wie möglich zu fertigen. Wir fahren dazu einen zweigleisigen Ansatz: Unterstützung auf Consulting- und auf Produkt-Ebene. Da gibt es unsere Compare-Initiative, mit der unsere Kunden anhand eines ausgearbeiteten Leitfadens die Leistung unserer Produkte mit der des Mitbewerbers vergleichen können.
Worauf kommt es derzeit vor allem an, wenn man sich als Fertigungsausrüster gut am Markt positionieren will?
Heute differenziert man sich jedenfalls nicht mehr nur über die technischen Fähigkeiten einer Maschine. Den Unterschied macht der Kundennutzen der gesamten Fertigungslösung. Der Trend geht klar zu einem »Built-to-order«-Ansatz, ganz unabhängig von der Branche. Das heißt, unsere Kunden, aber auch wir, produzieren komplett auftragsbezogen und in einer Fertigungsumgebung mit optimierter Lagerhaltung und schlanken Prozessen. Unsere Kunden unterstützen wir mit Softwarelösungen, die Rüstkonzepte bis zur Losgröße 1 ermöglichen. Wir sehen das Optimierungspotenzial aber nicht nur auf den Bestückautomaten bezogen, sondern auf die ganze SMTProzesskette und arbeiten deshalb, wie bereits erwähnt, eng mit Partnern zusammen.
Setzen Sie nach wie vor auf R&D-Aktivitäten oder werden die jetzt eher zurückgefahren?
R&D hatte immer eine wichtige Bedeutung für uns. Natürlich profitieren wir in diesem Bereich auch weiterhin vom Netzwerk innerhalb des Siemens- Konzerns. Die derzeitige konjunkturelle Situation wird unsere R&D-Aktivitäten nicht stoppen oder verlangsamen. Das Erkennen und Setzen von Trends ist darüber hinaus sehr wichtig.
Wir wollen und müssen mit unseren Entwicklungen nah am Kunden sein. Das erreichen wir über den direkten Kontakt zum Kunden und über Entwicklungspartnerschaften mit Kunden, aber auch über eine vorausschauende Marktbeobachtung zu Entwicklungen, die der Kunde noch gar nicht absehen kann. Auch hier ist der Blick über den Tellerrand ganz wichtig. Wir müssen in unsere Ansätze nicht nur unsere Bestückautomaten einbeziehen, sondern die gesamte Fertigungslinie.
Wie lauten Ihre persönlichen Ziele in Ihrer neuen Position?
Natürlich wünsche ich mir eine erfolgreiche Produkteinführung der Siplace-SX-Maschine. Darüber hinaus möchte ich vor allem unsere Compare-Initiative intensiv weiterführen und ausbauen. Gleiches gilt auch für unser Technologiepartner-Netzwerk, von dem wir entscheidend profitieren können, wenn wir weiterhin konsequent auf Zusammenarbeit entlang der Fertigungslinie setzen.
Siemens Electronics Assembly Systems (SEAS)
Zum 1. Januar wurde das Siemens-Geschäftsgebiet Electronics Assembly Systems (EA) zusammen mit dem globalen Siplace-Team aus dem Siemens-Konzern herausgelöst und firmiert seitdem als SEAS und 100-prozentige Tochter des Siemens-Konzerns. Die Hauptverwaltung befindet sich in München. Darüber hinaus gibt es »Regional-Cluster« als Vertriebs- und Service- Niederlassungen in Deutschland, North-West Europe, South-West Europe, Central Eastern Europe, Americas, China, Asia without China. Die Fertigung soll in München konzentriert werden, daneben zeichnet das »Final Assembly Center Asia« weiterhin verantwortlich für die Maschinen, die für den asiatischen Markt gefertigt oder konfektioniert werden.