In einer schwierigen Zeit machte die productronica 2009 der Branche Mut. Große wie mittelständische Unternehmen nutzten die Messe dafür, wichtige neue Produkte und Techniken anzukündigen. Denn eines steht fest: Wer jetzt Innovationen bringt, profitiert vom Aufschwung.
»Eine Messe lebt immer auch von der Stimmung, und die war auf der productronica 2009 gar nicht schlecht, besser jedenfalls als noch vor einem halben Jahr«, sagt Klaus Dittrich, Geschäftsführer der Messe München. Selbstverständlich will er nicht schönreden, dass die Messe Federn lassen musste: 35 Prozent weniger Ausstellungsfläche und ein Besucherrückgang gegenüber 2007 von 40.000 auf 28.000 sprechen für sich.
Doch es gab durchaus Lichtblicke: Erstens nutzen große Unternehmen die productronica, um wichtige neue Produkte anzukündigen. Besonders der Mittelstand signalisierte wieder Investitionsbereitschaft.
Der zweite Grund für die relativ gute Stimmung: Die Aussteller führten teilweise konkrete Verkaufsgespräche, noch auf der Messe konnten sie Abschlüsse erzielen. »Jetzt ist der Zeitpunkt so günstig wie nie«, lautet der einhellige Tenor aus der mittelständischen EMS-Branche. So hatte beispielsweise das europäische EMS-Unternehmen Preh für den portugiesischen Standort neue Siplace-Bestückungsautomaten geordert, und auch der deutsche Mittelständler Coronex war wie zahlreiche weitere EMS-Mittelständler auf »Einkaufstour«.
Bernd Schenker, Geschäftsleitung Vertrieb, Marketing & Produktmanagement von Ersa, kann das bestätigten: »Wir konnten in den letzten drei bis vier Wochen spüren, dass sich der Markt stabilisiert und ein leichter Aufschwung einsetzt. Wir haben ohne Vorlauf mit Kunden aus verschiedenen Ländern Abschlüsse gemacht.« Ob die Entwicklung nachhaltig ist, ließe sich im Moment kaum abschätzen. Erfreulich ist, dass neben Lötanlagen und Öfen auch das teuerste Gerät der SMT-Linie, der Bestückungsautomat, langsam wieder einen Käufermarkt findet: So berichtet Heinz Schlupp, Marketing Manager bei Juki Automation, von zahlreichen, teils sogar unerwarteten Abschlüssen. Dabei war nicht nur das günstige Einsteigermodell für 58.000 Euro gefragt, auch die teureren Maschinen im sechsstelligen Bereich fanden wieder Abnehmer. Besonders erfreulich sei, so Schlupp, dass man 50 Prozent des Umsatzes über Neukunden generieren konnte.
Eine positive Bilanz zieht auch Siemens Electronics Assembly Systems für den Vertrieb seiner Siplace-Bestückungsautomaten »Für uns war die productronica ein großer Erfolg. Unsere vielen Gespräche und konkrete Aufträge zeigen uns, dass sich die Erholung fortsetzt. Es war strategisch richtig, der Krise mit verstärkten Anstrengungen im Bereich Forschung und Entwicklung und den daraus resultierenden technologischen Innovationen zu begegnen,« kommentiert Thierry Bouchaud, Leiter der Siplace-Vertriebsregion Süd-West Europa.
Stolz ist Klaus Dittrich auf die CEO-Diskussion im Rahmen des ersten »Munich Electronic Summit«, der rund 150 Besucher folgten. 45 CEOs nahmen in privater Atmosphäre teil. »Die CEOs sehen das als eine gute Gelegenheit an, miteinander ins Gespräch zu kommen, ohne dass sich gleich wieder neue Gerüchte verbreiten «, erklärt Dittrich. Erfolgreich verliefen nach seinen Aussagen auch die Aktivitäten im Rahmenprogramm der Messe. Besonders hebt er die Session zur Organic Electronics hervor. Rund 110 Besucher informierten sich über die neusten Trends auf diesem Gebiet. Die lebhafte Diskussion in der Fragerunde zeigte, dass sich die Interessenten intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt hatten.
Auf Begeisterung stieß laut Prof. Eckhard Hohwieler, Leiter Produktionsmaschinen und Anlagenmanagement vom Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik, die Sonderschau »Selbstorganisierende Organisation «. Während die Sonderschau auf Metallverarbeitung fokussiert war, haben viele Besucher sofort Vorschläge für Anwendungen in der Elektronikfertigung vorgeschlagen. »Wir waren überrascht, wie viele Besucher sich die zeitnahe Umsetzung in ihren Unternehmen vorstellen konnten«, so Hohwieler.
Mehr und mehr Besucher sehen die Weiterbildung als ein wichtiges Ziel ihres Messebesuchs an. Die Zustimmung in diesem Punkt stieg nach einer Umfrage der Messegesellschaft von 32 Prozent vor zwei Jahren auf 38 Prozent in diesem Jahr.