Dass alle Einkäufer heute den Ernst der Lage erkannt haben, das bezweifeln die Vertreter der Leiterplattenindustrie. »Die Botschaft muss eigentlich lauten, hege und pflege den deutschen Leiterplattenlieferanten«, sagt Andreas Brüggen. »Der asiatische Markt ist voll ausgelastet. Gerade für kleine und mittelständische Firmen könnten es sich künftig sehr schwierig gestalten, von dort die gewünschten Produkte zu beziehen.«
Zumal dem deutsche Kunde nicht der beste Ruf in Asien vorauseile. Das sieht auch Michael Gasch so. »Deutsche Einkäufer sind in China nicht so beliebt«, erklärt er, weil »sie es aus asiatischer Sicht nicht nur mit der Qualität übergenau nehmen, sondern auch immer den geringstmöglichen Preis bezahlen wollen.« Aber mit diesem Problem kämpfen bekanntlich nicht nur die Anbieter aus Asien, sondern auch die deutschen Firmen.
Jahrelang war die Leiterplattenindustrie aufgrund asiatischen Drucks zu Niedrigstpreisen verurteilt. »Für uns ist es auch keine sehr schöne Situation, jetzt Preiserhöhungen durchsetzen zu müssen«, sagt Marcus Knopp. »Die Preiserhöhungen unserer Zulieferer können wir nicht alleine abfedern.« Weil die Leiterplattenbranche die Preiserhöhungen der Zulieferer oftmals nicht an die Kunden durchreichen kann, schrumpfen die Margen. »Generell sind Preisanpassungen auch die letzte Instanz. Denn der Wettbewerb in unserem Umfeld ist weiterhin groß«, berichtet Marcus Knopp.
Andreas Brüggen von MicroCirtec macht das Preis-Dumping dafür verantwortlich, dass sich die Leiterplattenindustrie in Deutschland jahrlang nahe dem Abgrund bewegt habe. Viele Hersteller konnten in diesem Umfeld nicht überleben, andere hatten nicht mehr genug Kapital, um in neue Technologien zu investieren.
»Mir ist auch heute kein Leiterplattenhersteller bekannt, der einen Gewinn mehr als im unteren einstelligen Prozentbereich erzielt«, sagt Michael Gasch abschließend, »- wenn überhaupt«.