»Innovation in der Solartechnik muss hauptsächlich auf der Maschinen- und Anlagenseite ansetzen«

26. Oktober 2009, 10:25 Uhr | Karin Zühlke, Markt&Technik

Im Jahr 2008 erwirtschafteten die Maschinenbauer in Deutschland rund 2,3 Mrd. Euro mit PV-Produktionsmitteln. 2009 gab es in Q2 laut VDMA »nur« noch ein Plus von 10 Prozent im Jahresvergleich.

Diesen Artikel anhören

Der Auftragseingang erreichte nach Angaben des VDMA im zweiten Quartal 2009 nur noch 79 Prozent des Vorjahresquartals. Insbesondere asiatische und europäische Kunden hielten sich laut VDMA mit Aufträgen stärker zurück als zuvor. Dennoch bleibt die Exportquote mit 83 Prozent höher als im Durchschnitt des Maschinenbaus.

»Einerseits sind die Wachstumsschübe von 100 Prozent pro Jahr in diesem Jahr vorbei, andererseits entwickelt sich der Bereich Photovoltaik-Produktionsanlagen besser als andere Sektoren im Maschinenbau«, beschreibt Dr. Eric Maiser, Leiter des Forums Photovoltaik-Produktionsmittel im VDMA, die Situation. »Betrachtet man die Elektronikfertigung mit einem Umsatzminus von 40 Prozent und einer Auftragsreichweite von zuletzt 2,2 Monaten, muten 10 Prozent Umsatzsteigerung und eine Auftragsreichweite von 8,5 Monate für die Photovoltaik geradezu astronomisch an.«

Die Branche wird nach Ansicht von Maiser noch relativ lange neue bzw. Ersatzinvestitionen in Maschinen für die Produktion von Solarzellen benötigen, weil der Kostendruck auf die Hersteller auch nach der »Netzparität« anhalten wird.

Die Photovoltaik-Hersteller stehen unter hohem Konkurrenzdruck und kämpfen weltweit um die Spitzenposition. Hauptfaktoren sind dabei höchste Qualität – die Kunden fordern mindestens 25 Jahre Lebensdauer für ihre Solaranlagen – und niedrigster Preis. »Wettbewerbsfähig bleiben nur die Hersteller, die diesen Spagat in ihrer Fertigung umsetzen können«, gibt Maiser zu bedenken. Es gebe noch viel Raum für Investitionen, auch für existierende Photovoltaik-Konzepte, so Maiser.

Auch wenn viel über neue, aufwändige Technologien für die PV-Produkte zur Erhöhung des Wirkungsgrades gesprochen wird, die Kunden gehen ungern Experimente mit neuen PV-Konzepten ein. Vielmehr ist es wichtig, die bereits etablierten kristallinen und Dünnschicht-Technologien kosteneffizienter zu produzieren, »denn nur so kann Solarstrom konkurrenzfähig zu konventionellem Strom sein«, erklärt Maiser.

Preiswerte und langlebige Solarzellen zu produzieren, erfordert hocheffizient arbeitende, automatisierte Fabriken. Daher fordert Maiser: »Die Innovation in der Solartechnik muss hauptsächlich auf der Maschinen- und Anlagenseite ansetzen. Neue Technologien sollten sich auf eine erhöhte Ausbeute bei bestehender garantierter Effizienz der Produkte konzentrieren.« Potenzial dafür sieht Maiser in der vertikalen Prozessintegration und Automatisierung, höheren Taktzeiten und Maschinenverfügbarkeiten sowie Reduzierung des Materialeinsatzes, beispielsweise durch Verringerung von Sägeverlusten und Bruchraten, dünnere Silizium-Wafer und generell bei der Dünnschicht-Technik.

Erst in zweiter Linie macht es nach Meinung von Maiser Sinn, an einer weiteren Steigerung der Effizienz bzw. des Wirkungsgrades der Solarprodukte durch neue PV-Technologien zu arbeiten.


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!