An Einfallsreichtum in punkto Optimierungspotenzial mangelt es den Fertigungsausrüstern nicht. Im Fokus stehen dabei weniger weitere technische Raffinessen als wirtschaftliche Aspekte, um die Produktion des Kunden effizienter zu gestalten.
Die Aufgabe eines Herstellers in der Fertigungsindustrie sei nicht damit getan, dem Kunden eine Maschine zu verkaufen, so die Diskussionsteilnehmer. Klaus Gross, Fuji, erklärt: »Wir haben derzeit mehr Anfragen in Richtung Produktionsanalyse und Produktionsunterstützung als in wirtschaftlich guten Zeiten.« Die Losgrößen werden vor allem in der hiesigen Produktion immer kleiner und stellen die Maschinenlieferanten vor eine große Herausforderung hinsichtlich Flexibilität und Effizienz.
»Die Maschine muss mit jedem neuen Produkt in jedem Prozessschritt perfekt funktionieren«, betont Waldemar Christen, BMK. Und fast jeder Hersteller wartet mit einer modularen Plattform oder einem flexiblen System auf, um dem Kunden besonders in schwierigen Zeiten wirtschaftliche Alternativen aufzuzeigen. Denn besonders das EMS-Geschäft ist aufgrund zyklischer Schwankunden nicht über Jahre hinweg auf eine feste Grundlast ausgerichtet und muss die Maschinenkapazität flexibel handhaben können. Deutlich leichter tut sich hier ein selbst produzierender OEM, da er vorausschauender planen kann. »Bedarfsgerecht kaufen« lautet die Parole in der Fertigungsindustrie und das nicht nur bei kostenintensivem Equipment, wie Thomas Müller, Finetech, bestätigt.
Trotz aller Flexibilität, eine Grundinvestition wird man immer tätigen müssen, meint Günter Schindler, Siemens Electronics Assembly Systems: »Wir sehen Grundmodularität als Unterstützung, um die Produktion effizienter zu gestalten und um Spitzen abzudecken.« Ähnlich sieht das auch Gross: »Der Kunde muss sich sein System modular zusammensetzen können, je nachdem wie viel Kapazität er gerade braucht - ähnlich wie einen Legokasten.«
Fast grenzenlose Flexibilität verspricht das vor einigen Jahren aufgekommene Modell »Pay per Use«. Dabei stellt der Kunde dem Hersteller lediglich Stellfläche und Umfeld für seine Maschinen zur Verfügung. Die Bedienung der Linie liegt in den Händen des Maschinenherstellers. Bezahlt wird nach Durchsatz und Anzahl der Bauteile, die monatlich über die Maschine bestückt werden. Als echte Alternative zu flexiblen Maschinenkonzepte sieht Gross das Modell allerdings nicht, denn »es steckt viel administrativer Aufwand dahinter und bietet bei Weitem nicht nur Vorteile.«
Ohne die richtige(n) Schnittstelle(n) geht nichts
Differenzieren werden sich die Hersteller nach Ansicht von Schindler künftig vor allem über die Softwareseite: »Vor uns stehen Herausforderungen wie Traceability und die Verkürzung der Rüstzeiten.« Laut Johann Weber, Vorstandsvorsitzender von Zollner Elektronik ist die Fähigkeit zur Online-Rüstung sogar bei einigen Kunden eine Grundvoraussetzung. Es geht sogar soweit, dass der Bestückprozess zum Bestandteil des Lagers wird und jedes Bauteil online in der Bestandsliste verbucht wird.
Solche durchgängigen Bestückungs- und Logistikkonzepte zum Zwecke einer besseren Rückverfolgbarkeit (Traceability) sind allerdings noch nicht Standard. Die Vernetzung von Maschinen in bestehende Kundensysteme steht vor allem noch vor dem Problem einheitlicher Schnittstellen. Das soll sich in Kürze ändern, wenn es nach dem Willen des ZVEI geht, wie Weber bestätigt. Unter dem Motto »Traceability« wird der Fachverband auf der diesjährigen productronica einen Leitfaden vorstellen, der sich unter anderem mit dem Thema »Schnittstellen« auseinandersetzt und Vorschläge für einheitliche Standards beinhaltet.