Aber es gibt auch Aufgaben zu bewältigen. Weßing sieht noch großen Bedarf in der Wertschöpfungsanalyse: »Da sind noch erhebliche Produktivitätsfortschritte drin. Wir müssen uns vom Export- zum Wertschöpfungsweltmeister entwickeln!«
Wobei die Wertschöpfungsbetrachtung über die reine Produktfertigung hinausgehen sollte, wie Bernhard Rindt betont: »Das fängt in der Zusammenarbeit mit den Kunden bei der Produktentwicklung an und geht bis zum Service über die gesamte Lebenszeit des Produkts.«
Johann Weber fordert, die Supply Chain noch tiefer zu analysieren, Wertstromanalysen durch zu führen und nicht nur den Materialfluss zu betrachten, sondern auch den Informationsfluss. Hier eröffneten sich noch große Chancen zur Steigerung der Effizienz. Das wäre um so wichtiger, als Weber damit rechnet, dass die Konjunkturausschläge eher noch heftiger werden: »Den Wind können wir nicht ändern, also müssen wir die Segel richtig setzen.«
Verbesserungen sehen die Teilnehmer an der Podiumsdiskussion auch im Bereich der politischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen. Johann Weber führt das Beispiel der Doppelbesteuerung an: »Wer hier entwickelt und dann gezwungen ist, im Ausland zu fertigen, muss doppelt Steuern zahlen. Wir sind das einzige Land in Europa, in dem es so was gibt.«
Deshalb wäre es erforderlich, dass sich die Politik mehr Know-how darüber verschafft, wie es in den Unternehmen zugeht, meint Klaus Weßing. Er ruft aber auch die Unternehmen auf, sich aktiv in den Verbänden und der Politik zu engagieren: »Das würde der Wettbewerbsfähigkeit Auftrieb geben.« Und Günter Lauber fordert, dass einigermaßen faire Wettbewerbsbedingungen weltweit etabliert werden und dass Gesetze zum Schutz von IP auch umgesetzt werden.
Alle müssten sich darüber klar werden, dass die Elektrotechnik mit 800.000 Beschäftigten einer der Leistungskerne der deutschen Industrie ist, ein Arbeitsplatz dort schafft 1,27 Arbeitsplätze im Umfeld. Und nicht zuletzt unter dem Eindruck der demografischen Entwicklung sollte sich auch die Politik überlegen, technische Berufe attraktiv zu machen und für gute Ausbildung zu sorgen. Die Industrie trägt dazu durchaus ihren Teil bei. Zollner etwa geht mit Partnerunternehmen in Schulen, bietet Schnupperkurse an, zeigt und erklärt die unterschiedlichen Berufsbilder. »Außerdem müssen wir uns überlegen, wie wir das Wissen auch der Mitarbeiter nutzen können, die über 65 Jahre sind«, meint Weber.
Alles in allem stellen sich der Industrie schwierige Herausforderungen, unlösbar aber sind sie keinesfalls, wie Günter Lauber erklärt: »Ich sehe hinsichtlich des Produktionsstandorts Europa und Deutschland recht optimistisch in die Zukunft. Wir reden uns zu oft die Dinge schlecht, anstatt die Herausforderungen positiv anzugehen.«