Wird es zu weiteren strukturellen Veränderungen kommen – beispielsweise die Schließung von Niederlassungen?
Wir haben kürzlich eine Produktionskooperation mit Connect Systems in Rumänien abgeschlossen, um arbeitsintensive Tätigkeiten in ein europäisches Niedriglohnland auszulagern, denn sobald man größere Volumen hat und Prozesse, die arbeitsintensiv sind, brauchen Sie eine LCC-Produktionsstätte als Ergänzung. Weitere Veränderungen kann ich nicht ausschließen: Wir befinden uns derzeit in Teilbereichen in Kurzarbeit, um den Auftragsrückgang abzufedern, aber schlussendlich müssen wir weitere Kosten einsparen und eine moderate Anpassung der Belegschaft wird unter Umständen erforderlich sein.
Wo steht die EMS-Branche heute? Was wird sich auf dem EMS-Markt verändern?
Die EMS-Branche ist ein Spiegel der Wirtschaft, eine Konsolidierung wird stattfinden. Die Größeren könnten die Kleineren schlucken. Die Krise ist aber auch eine Chance. Viele Firmen haben zwar zu Beginn der Krise Insourcing betrieben, einige werden sich aber auch im Zuge der Rezession intensiv mit dem Gedanken beschäftigen, ihre Produktion ganz aufzugeben, um Kosten zu sparen. Das eröffnet uns als EMS-Unternehmen wieder Chancen. Dass wir billige Preise machen, ist nicht die Lösung, sondern in einer engen Partnerschaft mit viel Effizienz zusammenarbeiten. Ohne Partnerschaft gibt es kein Geschäft. Rein über Pricing wird jeder scheitern, der EMS aber auch der OEM.
Prüfen die Kunden ihre Beziehung zum EMS-Dienstleister in schwierigen Zeiten genauer?
Was uns betrifft nicht, denn wir haben von Haus aus außerordentlich lange Kundenbeziehungen, die schon immer sehr offen waren und informieren unsere Kunden sowieso kontinuierlich.
Die Fertigung in Asien boomt. Sehen Sie das für die hiesigen EMS-Anbieter als Bedrohung?
Der EMS-Standort Deutschland ist sehr wichtig. Die Konkurrenz aus Asien sehe ich nicht. Ich glaube nicht, dass unser Geschäft jemals nach Asien verlagert werden wird. Wir haben ja keine Handy-Produktion oder Ähnliches. Bei unseren Losgrößen und bei der Produktvielfalt – LowVolume/ HighMix wird sich das niemals rechnen. Das wäre so, als wenn wir die Autoproduktion für Europa nach Asien verlagern würden und das macht auch niemand. Selbst in Ost-Europa gibt es Hindernisse, denn sie müssen mit kurzen Durchlaufzeiten arbeiten, sonst bezahlen sie das mit Beständen. Und das ist teuer, denn es gibt immer wieder Change Requests.
Welche Märkte adressieren Sie bislang und wollen Sie zukünftig verstärkt adressieren?
Wir sind heute im deutschsprachigen Raum präsent und das wollen wir ausbauen: Bei den Branchen sind wir heute schon außerordentlich gesund aufgestellt. Wir sind komplett in allen Branchen vertreten. Das hat sich EN über lange Jahre erarbeitet, da wird es keine Veränderungen geben. Sukzessiv wollen wir organisch wachsen und Marktanteile gewinnen.
Prognosen sind derzeit zwar eher ein Blick in die Kristallkugel, dennoch: Wie lautet Ihr Ausblick für das nächste Jahr?
Wir erwarten für 2010 ein anziehendes Geschäft über dem Niveau von 2009. Es gibt bereits konkrete Projekte, die 2010 anlaufen werden.