Wie läuft das Geschäft derzeit? Sie sprachen kürzlich auf unserem Forum von einem Rekordjahr…
Die enorme Dynamik der Märkte überrascht erneut. Nach der tief greifenden Rezession 2009 hat sich die Elektronikfertigung binnen weniger Monate wie Phönix aus der Asche erhoben. Der Weltmarkt liegt seit Monaten deutlich über dem Vorkrisenniveau und erreicht neue historische Höchstwerte. Davon haben wir profitieren können. Unsere Marktanalysen zeigen, dass wir in vielen Regionen und Marktsegmenten überproportional wachsen und somit Marktanteile gewinnen konnten.
Ein Grund dafür ist sicherlich, dass wir anders als viele Wettbewerber auch in der Krise weiter in die Entwicklung neuer Produkte investiert haben: In unserer neuen Bestückplattform Siplace SX mit ihren Capacity-on-Demand-Features und unseren flexiblen Fertigungskonzepten sehen viele Elektronikfertiger die richtige Antwort auf ihre aktuellen Herausforderungen.
Das Wachstum kommt vor allem aus Asien. Hält der Boom an? Wird Asien dauerhaft Treiber des Weltmarktes für den Fertigungsmaschinenbau sein?
In der Tat ist China schneller aus der Rezession herausgekommen und war insbesondere zu Beginn 2010 die Wachstumslokomotive unsere Branche. Aktuell gehen fast 50 Prozent aller weltweit verkauften Bestückautomaten nach China, die gesamte asiatische Region konzentriert fast 75 Prozent des Weltmarktes. Ich bin überzeugt, dass China diese Markt führende Position über einige Jahre halten wird.
Werden Europa und Asien mittelfristig bedeutungslos für die SMT-Fertigung?
Nein! Man darf man aus diesen Statistiken nicht den »Kurz«-Schluss ziehen, Regionen wie Europa und Amerika vernachlässigen zu können. Zum einen verzeichneten diese Regionen seit Mitte 2010 ebenfalls sehr hohe Wachstumsraten, haben in den letzten Monaten gegenüber Asien sogar Boden gut machen und ihre Bedeutung im Weltmarkt wieder steigern können. Tatsächlich sehen wir in einzelnen Bereichen, beispielsweise bei der LED-Bestückung, Rückverlagerungen von Fertigungen in den Westen - zumeist aus Gründen der Marktnähe und wegen Vorteilen in der Logistik. Gerade die europäischen Elektronikfertiger haben enorm an Wettbewerbsfähigkeit gewonnen und setzen vielfach die Trends in der Elektronikfertigung.
Zum anderen weisen solche Absatz-Statistiken nur die finalen Standorte der Maschinen aus. Für viele Fabriken in Asien aber werden die Investitionsentscheidungen in internationalen Konzernen mit Zentralen in anderen Regionen der Welt getroffen. Hier zeigt sich die Stärke der globalen Siplace Cluster-Organisation.
Wie läuft das Geschäft derzeit in Deutschland?
Deutschland ist unser Heimatmarkt und er macht uns aktuell sehr viel Freude. Die deutschen EMS-Unternehmen haben in der hochflexiblen, extrem anspruchsvollen Elektronikfertigung ihre lukrative Nische gefunden. Gerade in Wachstumsmärkten wie Automotive, Automatisierung und Medizintechnik können deutsche Elektronikfertiger überlegene Konzepte bieten, die sich zudem sehr eng in die Supply Chain ihrer Kunden integrieren. Tatsächlich weist der europäische Markt - und hier spielt Deutschland die entscheidende Rolle - in den letzten Monaten vielfach höhere Wachstumsraten als der chinesische Markt auf. Für uns als der klare Marktführer in Deutschland und Europa ist das natürlich sehr erfreulich.
Wird Ihre Umsatzplanung angesichts der Finanzkrise für das kommende Geschäftsjahr konservativer aussehen?
Nun, in der öffentlichen Diskussion scheinen die Pessimisten die Überhand zu gewinnen und Risiken wie die Euro-Krise oder die weiterhin schwächelnde Konjunktur in den USA sind ja auch unübersehbar.
Ich persönlich habe aus der enormen Dynamik unseres Marktes mit ihren extrem steilen Auf- und Abwärtsbewegungen aber Eines gelernt: Statt mit dem Spekulieren über mögliche Marktentwicklungen wertvolle Zeit zu vergeuden, sollten wir uns lieber auf unsere Kunden fokussieren und flexible Modelle entwickeln, mit denen wir auf die tatsächlichen Marktbewegungen schnell und angemessen reagieren können.
Fakt ist: Derzeit arbeitet unsere gesamte globale Organisation unter Hochdruck und die Werke in München und Singapur sind extrem gut ausgelastet. Diese Welle wollen und werden wir reiten, denn unsere Kunden brauchen jetzt - und so wie es derzeit aussieht auch 2012 - unsere Maschinen.
Was, wenn die Nachfrage doch nachlässt?
Wir haben unsere Organisation, den Einkauf und die Fertigung soweit flexibilisiert, dass wir uns bei Bedarf auf der Kostenseite deutlich besser als in früheren Jahren einer nachlassenden Nachfrage anpassen können: z. B. mit Hilfe von Arbeitszeitkonten, flexiblen Schichtmodellen, One-Piece-Flow und der Reduzierung der Lagerbestände. Aber ich bin kein Freund davon, den Bedarf dafür leichtsinnig herbeizureden.
Was wird ASM Assembly Systems Neues auf der productronica vorstellen?
Wir erwarten von der productronica weitere Wachstumsimpulse und unser Team betritt mit einem außergewöhnlichen Messeprogramm einmal mehr Neuland.
Viele Maschinenhersteller wollen es ja noch nicht wahrhaben, aber die Leistung der Bestückautomaten allein wird in den Elektronikfertigungen künftig keine großartigen Effizienzsprünge und Wettbewerbsvorteile mehr erwirken. Viel entscheidender wird künftig sein, wie wir als Equipment-Hersteller die individuellen Prozesse bei unseren Kunden unterstützen, integrieren und optimieren. Mit intelligenten Bestückautomaten, die schnellere und zuverlässigere Rüstwechsel unterstützen, lässt sich beispielsweise heute faktisch deutlich mehr erreichen als nur über weitere Steigerungen bei der Bestückleistung einer Automatenserie. Das wollen wir auf der productronica 2011 zeigen. Je nach Kundenanforderung kombinieren wir unsere Hardware-, Software- und Service-Angebote live zu individuellen Systemen: beispielsweise für beschleunigte NPI-Prozesse, für flexiblere und stillstandsfreie Rüstwechsel oder für eine noch effizientere und ruhigere Serienfertigung.