Lieferketten sind mindestens so alt wie der Handel selbst. Ein Merkmal teilten dabei alle frühen Handelswaren: Sie waren unverderblich wie Salz und getrocknete Gewürze. Heute stellen wir an die Verfügbarkeit und Art von Waren in unseren Supermärkten weitaus höhere Anforderungen. Verderbliche Waren müssen daher in wenigen Tagen ihren Transportweg zum Endkunden finden. Gelingt dies nicht, teilen sie das Schicksal von gut einem Drittel aller weltweit produzierten Lebensmittel – und werden zu Lebensmittelabfällen. Auf ihrer Reise werden sie transportiert, verarbeitet, geprüft, gelagert, verpackt und ausgeliefert, manchmal über mehrere Kontinente hinweg, um dann in einem Lebensmittelgeschäft oder Restaurant in unserer Nähe zu landen.
Digitale Technologien machen die Lieferkette heute transparenter als jemals zuvor. Drahtlose Ortungsgeräte, intelligente Verpackungen und RFID-Tags helfen dabei, dass Waren die Lebensmittelkette rechtzeitig, unversehrt und ohne Unterbrechung der Kühlkette durchlaufen.
Lange Zeit verhinderten die Kosten für die Mobildatenübertragung und die Hardware eine Bereitstellung umfangreicher drahtloser Sensornetzwerke. Mit einer verbesserten geografischen Abdeckung, kostengünstiger Hardware und kostengünstigen Datenplänen sowie einer Akkulaufzeit von manchmal mehr als zehn Jahren überwindet die neuste Generation lizenzierter Low-Power-Wide-Area-Netzwerke wie LTE-M und NB-IoTs, zum Beispiel das NB-IoT-Modul SARA-N3 von U-Blox, diese Einschränkungen. Davon werden vor allem Anwendungsgebiete wie die Nutzpflanzenüberwachung, die Nutztierüberwachung oder die Fahrzeugortung profitieren.
Auch durch die Nutzung der Blockchain-Technologie beziehungsweise der Distributed-Ledger-Technologie kann das Compliance-Reporting heute weitgehend automatisiert und die Genauigkeit der Daten bei jedem Schritt entlang der Lieferkette gewährleistet werden.
Einkaufen als digitales Erlebnis
Während die Lebensmittelversorgungskette für Endverbraucher weitgehend im Verborgenen liegt, sind Veränderungen in Supermärkten und anderen Einzelhandelsgeschäften kaum übersehbar: Supermärkte ohne Kassen oder Roboter, die Regale abscannen, begegnen uns immer häufiger. Und es erwartet uns noch mehr: Schon bald wird die Kombination aus IoT, künstlicher Intelligenz und virtueller Realität ein grundlegend erneuertes, erweitertes Einkaufserlebnis bieten, das den Verbraucher mittels interaktiver Anzeigen über Herkunft, Nährwert und Entsorgungshinweise zu den Waren informiert.
Mesh-Netzwerke bieten außerdem neue Möglichkeiten, drahtlose Sensornetzwerke effizient zu skalieren. Dazu werden Nachrichten im Netzwerk über einzelne Knoten weiterübertragen, wodurch die Reichweite gesteigert wird und vielfältige Anwendungen wie vernetzte Supermärkte möglich werden. Standardisierte Plattformen wie Bluetooth Mesh sorgen dafür, dass Geräte auch dann interoperabel sind, wenn sie von verschiedenen Herstellern stammen. Durch die Einbindung von Knoten, die Informationen über Mobilfunknetze übertragen können und sogenannte Kapillarnetzwerke bilden, können Mesh-Netzwerke zu Cloud-basierten Anwendungen erweitert werden.
Das sind spannende Entwicklungen, die man aber leicht verpasst, werden die Lebensmittel von zu Hause bestellt. Angaben von Tetra Pak zufolge kaufen bereits 14 Prozent der Verbraucher Lebensmittel online ein; 59 Prozent der Befragten könnten sich dies in Zukunft gut vorstellen. Bis 2021 sollen bereits zehn Prozent aller Lebensmittelkäufe per E-Commercegetätigt werden.
Auch die Verpackungen der Lebensmittel werden sich verändern. Intelligente Verpackungen liefern dem Verbraucher möglicherweise bald schon Informationen darüber, ob Lebensmittel noch genießbar sind. So lässt sich die Menge der Lebensmittel reduzieren, die zwar noch essbar sind, aber aufgrund des erreichten Ablaufdatums vorsichtshalber weggeworfen werden.
Damit nicht genug. Weil Einkaufen auch immer mehr als Erlebnis verstanden wird, sollen individualisierte Varianten dem Verbraucher die Möglichkeit bieten, dem Erzeuger oder dem Händler mittels digitaler Codes direkt Rückmeldung zu geben oder mehr über das jeweilige Produkt zu erfahren. Gleichzeitig erhalten die Lebensmittelproduzenten die Chance, ihre Verbraucher besser kennenzulernen.
Neue Anforderungen, neue Erwartungen
Lebensmittel waren ursprünglich im wahrsten Sinne des Wortes »Überlebensmittel«. Wo sie im Übermaß vorhanden sind, verändert sich allerdings die Art der Wahrnehmung: Da sind sie Identitätsmerkmal, Quelle seelischen Wohlbefindens, Mitverursacher der globalen Erwärmung und in manchen Fällen sogar eine schädliche, suchterzeugende Substanz. Alle gesellschaftlichen Tendenzen weisen in Richtung einer immer größeren Lebensmittelvielfalt. Laut Accenture sind die Erwartungen der Verbraucher an gesunde Lebensmittel extrem hoch. Dafür sind sie aber auch bereit, mehr auszugeben. Die Zukunft bleibt dahingehend spannend.
Was werden wir in zehn Jahren auf unseren Tellern finden? Das Gleiche wie heute? Oder werden wir unsere Makronährstoffe aus hochnährstoffreichen und nachhaltigen Lebensmitteln auf Mikrobenbasis beziehen? Oder werden wir an unserem kulinarischen Erbe festhalten und lediglich effizientere Zutaten verwenden? Es gibt noch viele offene Fragen. Eines ist aber sicher: Die Mengenbestimmung, Digitalisierung und Integration aller Schritte entlang der Lebensmittelkette beschleunigen sich. Gleichzeitig tauchen neue Trends wie Nutrigenomik (Entwicklung von Nahrungsmitteln zur medizinischen Prävention und Behandlung, Anm. d. Red.), personalisierte Ernährung, In-vitro-Fleisch und essbare Insekten am Horizont auf.
Ob es den Weg der Nahrungsmittel auf den Teller, in Lebensmittelfabriken, Labors oder Geschäfte betrifft – das Internet der Lebensmittel hat bereits heute schon viele seit langem bestehende Verfahren revolutioniert. Und das ist erst der Anfang.
Der Autor
Sven Etzold ist ein erfahrener Marketer im Bereich der Elektronikindustrie und verfügt über einen breiten technischen Hintergrund. Er ist Head of Business Marketing bei U-Blox und begeistert sich für alle Erfindungen und Entwicklungen, die das Leben der Menschen einfacher und sicherer machen.