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Stagnierende Umsätze – aber kein Totaleinbruch

14. Juli 2020, 12:47 Uhr | Heinz Arnold
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Fortsetzung des Artikels von Teil 3

Die Systemebene lockt

Die Wertschöpfungskette nach oben klettern
Von Standard-Quarzen und Oszillatoren sind keine großen Margen mehr zu erwarten. Deshalb steigen einige Hersteller in der Wertschöpfungskette nach oben. So verfolgt Epson unter anderem den Ansatz, den Anwendern durch den Einsatz frequenzgebender Produkte die Kosten auf Systemebene reduzieren zu können. Ein Beispiel dafür sind Echtzeituhren (Real Time Clocks, kurz: RTC) auf Basis eines 32.768-kHz-Quarzes. Hier fährt Epson gerade die Produktion der neuen Typen RX8111CE und RX4111CE hoch. In einem Gehäuse mit den Abmessungen 3,2 mm × 2,5 mm × 1,0 mm untergebracht, zeichnen sich die RTCs vor allem durch Zusatzfunktionen wie automatische Umschaltung der Versorgungsspannung auf eine Backup-Spannungsquelle bei Ausfall der Primärversorgung und die geringe Stromaufnahme von 100 nA aus – gegenüber ihren Vorgängern (RX8130CE) eine Verbesserung um 67 Prozent. Damit lassen sich kleinere Kondensatoren und Batterien für die alternative Versorgung des Moduls nutzen.

Ebenfalls integriert ist eine Zeitstempelfunktion, sodass sich das zeitliche Auftreten externer Ereignisse aufzeichnen und abspeichern lassen. Das ist wichtig, wenn etwa Software Updates oder Batteriewechsel stattfinden, um Systemalarme aufzuzeichnen oder um Gerätemanipulationen zu registrieren. Die Zeitstempel sind auch dann sicher gespeichert, wenn bei einem Spannungsausfall die Leistungsversorgung auf die Batterie umgeschaltet wird. Das trägt erheblich zur Robustheit und Zuverlässigkeit des Systems bei.

Die Strategie von Axtal besteht darin, sich auf High-End Märkte zu spezialisieren, vor allem auf die Luft- und Raumfahrt und auf den militärischen Sektor. Doch auch auf diesem Nischenmarkt würde es für das klassische Oszillatorgeschäft zunehmend schwieriger, wie Geschäftsführer Bernd Neubig erklärt. Deshalb steigt Axtal in der Wertschöpfungskette nach oben und bietet höher integrierte Produkte an. Beispielsweise 19-Zoll-Module, die die komplette Frequenzaufbereitung bis 8 GHz übernehmen. Auch die Atomfrequenznormale auf Basis von Rubidium und Caesium gehören in diese Kategorie. Die Caesium-basierten Uhren bezieht Axtal von der chinesischen Spaceon, die 19-Zoll-Module mit Rubidium-basierten Uhren baut Axtal weitgehend selbst auf.

Auch von der Frequenzverteilung verspricht er sich viel: Die Distribution Amplifier verteilen die Normalfrequenz bzw. den 1-PPS-Sekundentakt mit sehr hoher Genauigkeit auf verschiedene Geräte und innerhalb von Systemen. Gerade in Zeiten von 5G und der wachsenden Satellitenkommunikation erfreuten sich derartige hochintegrierte Systeme einer wachsenden Nachfrage.

Petermann_Roland
Roland Petermann, Petermann-Technik: »Wir haben uns gut vorbereitet, um auch dann noch weiter liefern zu können, wenn im zweiten Halbjahr die Nachfrage ansteigt.« 
© Petermann Technik

Nach der Übernahme durch Würth Elektronik eiSos

IQD setzt auf Rubidium- und GPS-disziplinierte Oszillatoren
In einer Sondersituation befindet sich die Würth-Elektronik-eiSos-Gruppe mit der im November 2017 übernommenen englischen IQD. Das Unternehmen bietet ein breites Spektrum frequenzgebender Produkte, das von Uhrenquarzen bis zu Rubidium-Oszillatoren reicht. Im Zuge der Integration wurden auch für die IQD-Standardprodukte die bekannten Würth-Elektronik-Services, wie die Verfügbarkeit ab Lager, eingeführt. Die Quarze und Oszillatoren ergänzen die passiven Bauelemente, die Würth Elektronik in ihrem Katalog anbietet. Bereits zur electronica 2018 fanden sich mehrere hundert IQD-Produkte im Katalog des deutschen Bauteileherstellers. »Das haben wir weiter kräftig ausgebaut und mehr Kunden gewonnen«, sagt Peter Schlechtinger, Geschäftsführer von IQD Frequency Products.

Daneben führt IQD spezialisierte High-End-Produkte im Programm, etwa Rubidium-Oszillatoren und GPS-disziplinierte Oszillatoren. Dass im Moment Märkte wie Automotive sowie Luft- und Raumfahrt leiden, spürt IQD nach den Worten von Schlechtinger selbstverständlich auch. Dafür ist der Umsatz im Sektor der Medizintechnik gestiegen. Zusammen mit dem wachsenden Geschäft über Würth Elektronik bliebe deshalb unter dem Strich nur ein geringer Umsatzrückgang.

Vielversprechend entwickle sich der Markt für High-End-Produkte. »Rubidium-Oszillatoren und GPS-disziplinierte Oszillatoren sind auf spezielle Märkte hin konzipiert und werden dort dringend benötigt«, sagt Susanna Engel, Business Development Manager bei IQD Frequency Products. Typische Märkte sind die Telekommunikation oder die Datenübertragung im Finanzbereich, etwa an Börsen, wo es auf höchste Geschwindigkeit und Sicherheit in der Datenübertragung ankommt. Auch wachsende Anwendungen, wie Broadcasting über Satelliten, benötigen diese Produkte. Dabei kommt es auf kompetente Beratung und Design-in-Unterstützung an, denn für viele Einsätze müssen die Produkte kundenspezifisch abgewandelt werden. Auch sind dazu Tests erforderlich.

»Hier kommt uns zugute, dass wir über das dafür nötige Test Equipment verfügen, was nur wenige Anbieter von sich sagen können. Die Kunden bei Entwicklungen unterstützen zu können ist ein weiterer Pluspunkt«, so Engel. Parallel dazu arbeitet Würth Elektronik mit Hochdruck daran, neue Produkte auf den Markt zu bringen. »Schon demnächst werden wir auf diesem Gebiet interessante Neuentwicklungen vorstellen können«, freut sich Peter Schlechtinger.


  1. Stagnierende Umsätze – aber kein Totaleinbruch
  2. Keine übermäßige Euphorie...
  3. Lieferzeiten und Preise steigen
  4. Die Systemebene lockt

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