Gelegenheit zu Produktabkündigungen

Stagnierende Umsätze – aber kein Totaleinbruch

14. Juli 2020, 12:47 Uhr | Heinz Arnold
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Keine übermäßige Euphorie...

Allerdings ist er auch nicht übermäßig euphorisch. Denn dass die Krise ausgerechnet die Quarz- und Oszillatoren-Branche verschonen werde, sei äußerst unwahrscheinlich. Zumal es heute kaum irgendwelche elektronischen Systeme gibt, in denen keine frequenzgebenden Produkte arbeiten. »Deshalb sind sie auch ein guter Frühindikator dafür, wie sich die Industrie insgesamt entwickeln wird, wie ich ich über die Jahre festgestellt habe«, sagt Rüdiger Zahn. Das bedeute auch: Wenn der ZVEI prognostiziert, dass der Elektronikmarkt in diesem Jahr insgesamt um 10 Prozent schrumpft, dann werden auch die Bäume für die Quarz-Branche nicht in den Himmel wachsen können.

»Das Geschäft läuft nach wie vor sehr gut«, sagt auch Roland Petermann, Geschäftsführer von Petermann-Technik. Er rechnet damit, dass die Wirtschaft insgesamt im zweiten Halbjahr 2020 weiter hochfährt und dass dann auch die Nachfrage für frequenzgebende Produkte weiter zunehmen wird. Damit gehört die Timing-Branche zu den Glücklichen, die keinen Einbruch aufgrund der Corona-Krise hinnehmen müssen.

Schweickert_Uwe
Uwe Schweickert, KVG: »Ob in Europa, China oder den USA – überall werden Aktivitäten bisher fortgesetzt. Deshalb ist der Ausblick auf dieses Jahr nach wie vor gut, wir liegen im Plan.«
© KVG

Prinzipiell hätte er immer schon sehr genau darauf geachtet, so zu wirtschaften, dass in Krisenzeiten Ressourcen zur Verfügung stehen, um reagieren zu können, so Roland Petermann. Das zahle sich jetzt aus: »Wir haben uns gut vorbereitet, um dann noch weiter liefern zu können, wenn im zweiten Halbjahr die Nachfrage ansteigt. Es stünden genügend Fertigungskapazitäten zur Verfügung, um kurze Liefertermine einhalten zu können. Eine schnelle Logistik nach Europa ist auch gesichert.« Zudem habe Petermann in die Digitalisierung investiert, um die Abläufe zu beschleunigen und in kürzerer Zeit mehr Aufträge abzuarbeiten. »Damit können wir auch den Anwendern helfen, die in der jüngsten Vergangenheit größere Schwierigkeiten bekamen, weil ihre Lieferketten nicht mehr funktioniert hatten.«

Die optimistischen Einschätzungen dürften auch daran liegen, dass viele Unternehmen hierzulande in den besonders betroffenen Marktsektoren wie Automotive und dem Konsumgütermarkt gar nicht aktiv sind. So freuen sich unter anderem Uwe Schweickert von KVG und Frank Wolf von Quarzwerk, nicht für die Automotive-Industrie tätig zu sein. Wer in der Messtechnik, der Medizintechnik und teilweise sogar in der Luft- und Raumfahrttechnik beliefert, dem geht es vergleichsweise immer noch gut.

Wolf_Frank
Frank Wolf, Quarzwerk: »Der Second-Source-Gedanke ist jetzt wieder in den Köpfen drin, das spüren wir. Deshalb stehen die Zeichen bei uns weiter auf Wachstum.«
© Quarzwerk

Weltweit betrachtet kann die Corona-Krise auf die Unternehmen, die sich mit frequenzgebenden Produkten beschäftigen, selbstverständlich nicht ohne Auswirkungen bleiben.

So hat Epson, weltweit die Nummer 1 in diesem Sektor, in China und Malaysia große Werke vorübergehend schließen müssen. Inzwischen produzieren sie wieder, jedoch teilweise mit noch eingeschränkter Kapazität, wie Stefan Hartmann erklärt. Das könne über Pufferläger in der Supply Chain weitgehend abgefangen werden, in Teilbereichen könne es aber durchaus zu längeren Lieferzeiten und Engpässen kommen. Dazu gesellen sich die Probleme aufgrund der beschränkten Frachtkapazitäten, die derzeit zur Verfügung stünden. Womit nicht nur die Hersteller von Quarzen und Oszillatoren, sondern die gesamte Industrie zu kämpfen hat.

Darüber hinaus sieht er aber auch grundsätzliche Anzeichen für eine Marktverschiebungen in der Quarz- und Oszillatoren-Branche. Wegen des harten Preisdrucks bei vielen Standardprodukten zögen sich nun laut Hartmann auch Hersteller aus manchen Teilbereichen und Projekten zurück. Dann würden die Kunden wiederum bei den verbleibenden Herstellern erhöhte Bedarfe anmelden. »Diese Entwicklung hat schon vor Corona zu teilweise längeren Lieferzeiten geführt. Corona verschärft das Problem nun noch zusätzlich«, erklärt Hartmann.


  1. Stagnierende Umsätze – aber kein Totaleinbruch
  2. Keine übermäßige Euphorie...
  3. Lieferzeiten und Preise steigen
  4. Die Systemebene lockt

Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!