Elektronik: Grüne Elektronik heißt für mich auch ökologisch optimierte Elektronik, wie weit lässt sich ein Relais ökologisch überhaupt optimieren? Theoretisch betrachtet!
Hagen Herbsleb: Ökologisch optimieren heißt, dass sparsam und damit wirtschaftlich mit Energie und Rohstoffen umgegangen wird. Neue, intern entwickelte Technologien – z.B. in der Kunststoffspritzerei – kommen mit wesentlich weniger Angussabfall ohne Einbußen bei der Qualität der Produkte aus. Und auch die Antriebe für Relais werden immer effizienter. Auf diese Weise können Relais immer kleiner gebaut werden.
Elektronik: Was fordert der Kunde bis dato von Ihnen als Hersteller hinsichtlich Eco-verträglicher Produkte? Oder anders gesagt, ist der Markt überhaupt schon auf den Öko-Zug aufgesprungen oder will er sich nur aus Image-Gründen ein ökoverträgliches Mäntelchen umhängen?
Hagen Herbsleb: Der Kunde fordert preiswerte Produkte mit hoher technischer Qualität und Zuverlässigkeit. In der Regel reicht es, dass die Auswahl der in den Relais verwendeten Materialien den gesetzlichen Vorschriften z.B. hinsichtlich der RoHS-Vorgaben erfüllen. In der Haushaltsgeräte- und Unterhaltungselektronik-Industrie sind viele Energie-optimierte Gerätegenerationen erst dadurch entstanden, dass man von Seiten des eurpäischen Parlaments entsprechende Gesetze verabschiedete; beispielsweise mit der EU-Verordnung zur sogenannten Ökodesign-Richtlinie, welche die Leistungsaufnahme im Standby-Modus begrenzt. Ab 2014 dürfen PCs und Notebooks für Privatleute sowie Hausgeräte, elektrische Spielwaren und Unterhaltungselektronik im Bereitschaftsmodus höchstens noch 1 W aus dem Stromnetz ziehen. Vorgaben wie diese haben zu der Einführung neuer Relaisgenerationen entscheidend beigetragen.
Elektronik: Gehen wir mal davon aus, dass es von Panasonic einen neuen Relaistyp gäbe, der die aktuellen Verlustgrenzen nochmals halbieren würde. Welche Mehrkosten würde der Einkäufer für ein derart Öko-optimiertes Produkt hinnehmen?
Hagen Herbsleb: Das ist eine gute Frage. Meine Erfahrung ist, dass die Mehrheit der Kunden, die Massenprodukte für Weiße oder Braune Ware herstellen, nur so viel Geld für Öko-optimierte Produkte ausgeben, wie zwingend notwendig ist. Ein Öko-optimiertes Produkt ist also lediglich eine „nice to have“ Eigenschaft.
Mit modernen Relais, die für nicht mal 1,50 Euro zu haben wären, ließe sich die Standby-Leistung auf wirklich null Watt senken. Die Maschine zöge sich also im übertragenen Sinne selbst den Stecker aus der Dose. Doch laut den Aussagen vieler Weißer-Ware-Hersteller sei der Endkunde nicht bereit, für ein Produkt, das Null Watt Standby-Leistung aufweisen würde, mehr zu bezahlen. Die höchste Effizienzklasse A+++ sei ja bereits erfüllt.
Elektronik: Darf ich das so verstehen, dass Panasonic derart sparsame Bauteile bereits liefern könnte; so sie denn dafür Abnehmer mit nennenwerten Stückzahlen fänden?
Hagen Herbsleb: Panasonic möchte zum Beispiel einen Schalter auf den Markt bringen, der mechanische Energie in elektrische Energie umwandelt. Dieser Schalter könnte unter anderem in solchen Produkten eingesetzt werden, die Null Watt Standby-Leistung aufweisen und mit Hilfe dieses Schalters „aufgeweckt“ werden. Dazu wäre eine enge Zusammenarbeit mit einem Kunden erforderlich, der diese Schalter in einem Massenprodukt einsetzen möchte. Das Interesse dafür ist bei den Entwicklungsabteilungen durchaus vorhanden, jedoch scheitert die Umsetzung bis dato daran, dass die maximal erreichbare Energieeffizienzklasse auch mit anderen Mitteln – wahrscheinlich kostengünstiger – erreicht werden kann.