Sehr zufrieden zeigt sich Uwe Reinecke, Regional Vice President Sales for Central and East Europe bei TTI: »Wir haben keine hohen Erwartungen an 2015 gehabt, und so sehen wir ein Umsatzwachstum von 7 Prozent bei den passiven Bauelementen in Deutschland, und sogar 9 Prozent auf Europa bezogen, sehr positiv!« Besonders erfreulich dabei, der höhere Umsatz war auch mit höherem Projektvolumen verbunden.
Über zweistellige Umsatzzuwächse konnten sich 2015 zwei Aluminium-Elektrolyt-Spezialisten freuen: FTCAP und Jianghai Europe Components. »Wir blicken auf ein sehr erfolgreiches Jahr zurück, mit einem zweistelligen Umsatzplus«, freut sich denn auch Dr. Thomas Ebel, Geschäftsführer der FTCAP in Husum. Erfolgreich war sein Unternehmen dabei vor allem in Nischenmärkten. Wegen der von FTCAP behandelten Sonderthemen rechnet Dr. Ebel auch für dieses Jahr mit einem Umsatzplus, das durchaus wieder das Niveau des Vorjahres erreichen könnte.
Dr. Arne Albertsen, Manager Sales & Marketing bei Jianghai Europe Electronic Components, führt das deutlich zweistellige Wachstum seines Unternehmens im letzten Jahr »vor allem auf strategische Entscheidungen bei den Kunden und weniger auf Mehrbedarfe am Markt zurück«. »Viele Kunden haben sich für uns entschlossen, weil sie mit der bisherigen Liefersituation unzufrieden waren und sich einen zuverlässigen Partner für ihre langfristigen Projekte gesucht haben«, erläutert Dr. Albertsen. »Das starke Wachstum des Vorjahres hat aber auch damit zu tun, dass einige Projekte mit zum Teil jahrelangem Vorlauf zur Ausführung gekommen sind.«
Besonders erfreulich verlief 2015 ganz offensichtlich für japanische Anbieter passiver Bauelemente auf dem deutschen und europäischen Markt. Anders als Hersteller und Anbieter, die ihre Produkte aus Dollar-orientierten Regionen nach Europa exportieren, waren sie nicht der Verlegenheit, ihren Kunden Preiserhöhungen aufgrund von Währungsschwankungen erläutern zu müssen. »Wir haben so ziemlich alle Ziele, die wir uns 2015 gesetzt haben, auch erreicht«, berichtet denn auch Reinhard Sperlich, Vice President Sales bei Murata Europe. »Für uns hat sich das Jahr 2015 ähnlich dargestellt wie 2014«, erläutert er, »es gab keine großen negativen Überraschungen, auch die VW-Affäre hat bislang der Auftragslage im Automotive-Bereich nicht erkennbar geschadet«. Für Sperlich gibt es auch keine Anzeichen, die darauf hindeuten, »dass sich 2016 das Wachstum wesentlich verlangsamen sollte.
Sein Kollege Harald Sauer, Director Sales & Marketing bei Taiyo Yuden, sieht das ähnlich: »In Europe konnten wir im Vorjahr unsere Marktanteile im Automotive-Bereich weiter ausbauen. Damit ist es uns gelungen, die gesetzten Erwartungen an das Jahr 2015 sogar noch leicht zu übertreffen«. Aufgrund der bei Taiyo Yuden in den letzten Jahren durchgeführten Neuausrichtung in Europa, die mehr den Automotive-Bereich in den Vordergrund stellt, sieht Sauer auch für die nächsten Jahre beste Aussichten.
Auch im Fall TDK ist es neben steigenden Umsätzen im Geschäft mit Distributoren vor allem die steigende Nachfrage aus dem Automotive-Bereich, die nach den Worten von Rudolf Strasser, President TDK Europe, »insgesamt zur positiven Entwicklung bei uns im Jahr 2015 beigetragen hat. Insgesamt haben wir uns dabei im Rahmen unserer Erwartungen bewegt.« Trotz der bestehenden globalwirtschaftlichen und geopolitischen Risikofaktoren blickt Strasser optimistisch auf das neue Jahr 2016.
Die zunehmende Elektronikausstattung und Elektrifizierung im Automobilbereich ist auch für Rolf Viehmann, Marketing Leiter der Isabellenhütte, hauptverantwortlich für das Umsatzwachstum des letzten Jahres. Den VW-Skandal um manipulierte Abgaswerte bewertet er in seinen Auswirkungen für die Branche positiv: »Wenn VW, und vielleicht auch andere Hersteller, in Zukunft neue Abgasmodule in ihren Fahrzeugmodellen verbauen, kann das beispielsweise für uns als Hersteller von Shunts nur positiv sein«.
Ähnlich sieht das auch Daria Kriegs, European Sales Manager bei Littelfuse. Sie blickt in Summe auf ein beständiges Jahr 2015 zurück. In dieser soliden Situation geht sie auch davon aus, »dass sich die aufgebauten Lagerbestände in der Branche zeitnah abbauen lassen und es nicht dazu kommt, dass sich ein Preisdruck aufbaut«. Für 2016 rechnet sie wie fast alle Befragten mit einem weiteren Anstieg des Bedarfs im Automotive-Bereich. Neben den klassischen Zuwächsen im Bereich Motorsteuerung, Sicherheit und Komfort weist sie vor allem auf Trends wie Datacom und Onlineverbindungen hin. Wer das Auto zur Kommunikationsschnittstelle im IoT der Zukunft machen will, der wird auch einen steigenden Bedarf an Qualifizierungen von Bauteilen haben, die bisher eher in kommerziellen Anwendungen zum Einsatz kamen, und nun einer Automotive-Qualifizierung bedürfen. Angesichts dieser Entwicklung, setzt sie auf weitere Bedarfs- und Umsatzsteigerungen im Automotive-Segment.
Index für passive Bauelemente
Branchenstimmung gibt im 2. Halbjahr 2015 fast ein Drittel nach
Nach einem sehr guten Start endete 2015 doch eher verhalten. Das schlägt sich auch im Stimmungsbarometer der Branche nieder. Mit 2,71 bewegte sich der Index für die erste Jahreshälfte 2015 auf einem ähnlich hohen Niveau wie ein Jahr zuvor. Für das zweite Halbjahr 2015 wurde bereits im Juni mit einer Abkühlung gerechnet. Doch statt der vor sechs Monaten erwarteten 2,28 sank der Index-Wert im Rückblick auf 1,94 für die zweite Jahreshälfte 2015. Rechnet man zwei positive Ausreißer heraus, dann würde der Wert sogar auf 1,68 sinken. Das wäre dann ein Stimmungseinbruch um deutlich mehr als ein Drittel in der Branche! Gleiches gilt für das erste Halbjahr 2016. Nimmt man zwei Ausreißer heraus, kommt man auf einen Index-Wert von 1,5 statt der oben dargestellten 1,75. Es scheint, dass der kleine Schock über die deutliche Konjunkturbremse in China deutlicher nachwirkt, als sich das mancher eingestehen will. Nach den Lagerkorrekturen in der zweiten Jahreshälfte 2015 hellt sich die Stimmung in der Branche offenbar erst wieder in der zweiten Jahreshälfte 2016 mit einem Wert von 2,16 auf. Auffällig an der aktuellen Branchenumfrage war, dass die Hersteller die Aussichten für 2016 positiver bewerten als die in diesem Bereich tätigen Distributoren. Häufig war es in der Vergangenheit genau anders herum. Es wird also interessant sein zu beobachten, ob die Prognosen des Jahresbeginns 2016 bis zum Jahresende Bestand haben.