In Taipeh besuchte die von Rutronik eingeladene Gruppe den Hersteller von Speichermodulen und -Karten Transcend. 1988 gegründet, belieferte das Unternehmen den Markt zu Beginn lediglich mit zwei Produkten: mit dem Laserdrucker-Treiber JetMate und mit der Verschlüsselungs-Software KeyPro. Das änderte sich später und mittlerweile umfasst das Produktportfolio zusätzlich verschiedene Speicher für unterschiedliche Anwendungen, u.a. in der Medizintechnik, in Panel-PCs, Mobilgeräten, Notebooks oder in elektronischen Plakaten. Laut Unternehmen sind die eigenen Produkte im Vergleich zu Speichern anderer asiatischer Firmen relativ teuer, doch legt Transcend hohen Wert auf die Qualität. Den Hauptteil des Umsatzes generiert das Unternehmen nicht mit Standard-Produkten, sondern über kundenspezifische Ausführungen und mit speziellen Kundenprojekten. Zu den Hauptpartnern des Unternehmens zählen u.a. Samsung, Micron und Hynix.
Um den Partnern die gewünschte Qualität bieten zu können, eröffnete Transcend im Jahr 2011 laut eigenen Angaben die „teuerste Fabrik Taipehs“ mit mehreren SMT-Linien sowie Mess- und Testeinrichtungen, z.B. für Umgebungstests. Das Unternehmen ist nach ISO 9001 zertifiziert.
Dass die Lohnkosten in Taiwan niedriger sind als in Deutschland, lässt sich schon allein an der Personenzahl an einer Fertigungslinie erkennen: Wo in Deutschland in der Regel ein oder maximal zwei Personen tätig sind, sind hier etwa doppelt, manchmal sogar dreimal so viele Fachkräfte mit der Betreuung der Fertigungslinie beschäftigt. Das hat den Vorteil, dass bei Auftreten von Fehlern genügend Personal bereitsteht und es dadurch nicht zu Stillstands- bzw. Leerlaufzeiten in der Fabrik kommt.
Familiär im Süden Taiwans
In den ehemaligen Räumlichkeiten von Philips Passive in Kaohsiung findet man nun den Hersteller von passiven Bauelementen Yageo. Das im Jahr 1977 gegründete Unternehmen kaufte Philips Passive im Jahr 2000 und hat deren Fertigungsstätten übernommen. Die Chip-Widerstände, MLCCs und Ferrite verkauft die Firma unter den Marken Yageo, Phycomp, Ferroxcube, Vitrohm, Chilsin und Teapo. Eingesetzt werden die Komponenten in mobilen Endgeräten und in Stromversorgungen, aber auch in Anwendungen in den Bereichen Erneuerbare Energien, Industrie, Medizintechnik und Automobilelektronik. Im Automobil werden beispielsweise die Kondensatoren und Widerstände in der Lichtmaschine, im Infotainment-System, in Sitzsteuerungen, im Lenksystem, in der Motorsteuerung und in Elektro- und Hybridfahrzeugen auch in Batterie- und Ladesystemen eingesetzt.
Den Süden Taiwans hat sich auch Recom als Fertigungsort ausgesucht. Neben einer nicht automatisierten Fertigung für Wandler betreibt Recom seit 2012 auch zwei SMT-Fertigungslinien. In dieser Fabrik werden ausgewählte Standardprodukte in Losgrößen von 100.000 Stück und mehr produziert. Eine dritte Linie ist in Planung. Rund 85 Prozent seiner Produkte fertigt der Stromversorgungsspezialist in Kaohsiung.
Im Rahmen der Rutronik-Tour stellte Recom sein Produktportfolio vor und führte die Teilnehmer durch beide Fertigungsstätten. Als Highlight ließ Karsten Bier jeden Teilnehmer seinen eigenen DC/DC-Wandler der Reihe RB-0505S bauen – inklusive Spulenwickeln und Löten. Die Aufgabe war nicht trivial und am Ende scheiterten auch erfahrene Ingenieure an der Aufgabe: Rund die Hälfte der Wandler funktionierte, die anderen fielen in den durchgeführten Tests durch. Im Durchschnitt lag der Wirkungsgrad der selbstgebauten und funktionierenden Wandler bei rund 80 Prozent. Die DC/DC-Wandler, die die Mitarbeiter von Recom in Kaohsiung tagtäglich per Hand herstellen, weisen einen Wirkungsgrad von über 90 Prozent auf. Das Qualitätsniveau der nicht automatisierten Fertigung lässt sich beispielsweise auch daran ablesen, dass die Wickelfehler unter einem Prozent liegen.