Neben der Art des Kunststoffs hängt die Wahl des leitfähigen Lacks und seines Applikationsverfahrens auch von anderen Kriterien ab, wie dem erforderlichen Abschirmgrad, der Bauteilgröße, der Fertigungsmenge und ob das Endprodukt im Innen- oder Außenbereich zum Einsatz kommt, wo eventuell extreme Temperaturen, Feuchtigkeit und sogar aggressive Chemikalien einwirken können. Diese Auswahlmöglichkeiten und Flexibilität bieten andere Ansätze wie etwa das stromlose Beschichten und die Vakuum-Metallisierung nicht.
Hersteller leitfähiger Lacke wie Chomerics passen sich dem zunehmenden Angebot hochtemperaturfähiger Kunststoffe für den Einsatz in rauen Umgebungen an. Dazu zählen verstärkte PEEK- und Epoxy-Verbundstoffe, die in den Märkten Verteidigungstechnik, Luft-/Raumfahrt und Automotive zum Einsatz kommen. Viele dieser Gehäuse erfordern eine Abschirmung, so dass neue Generationen leitfähiger Lacke entwickelt werden, die höheren Temperaturen - bis zu 600 °C - standhalten.
Leitfähige Kunststoffe
Eine Alternative zu leitfähigen Beschichtungen sind leitfähige Kunststoffe wie etwa das PREMIER-Material von Chomerics. Es besteht aus nickel-beschichteten Kohlefasern, die in ein spritzgießbares Thermoplast integriert sind. Daraus entstehen Bauteile mit hoher mechanischer Festigkeit und einer Abschirmeffizienz von etwa 85 dB. »Leitfähige Kunststoffe lassen sich mit komplexen Funktionen und Geometrien sowie mit Wandstärken bis hinab auf 0,8 mm fertigen«, führt Loret aus. »Weil eine Spritzgussverarbeitung mit entsprechenden Maschinen erforderlich ist, bietet sich dieser Prozess für hohe Stückzahlen und kleinere Komponenten an. Die Bauteile aus dieser Art von Verarbeitung benötigen keine weiteren Prozessschritte wie z.B. eine Beschichtung. Damit tragen sie zu geringeren Gesamtkosten bei, was im Vergleich zu herkömmlichen metallischen Abschirmungen Einsparungen bis zu 65 Prozent mit sich bringt. Die Platz- und Gewichtseinsparungen erreichen bis zu 75 Prozent.«
Die Frage, welche Abschirmtechnik man wählt, entscheidet über den Schutz der empfindlichen Schaltkreise und letztendlich auch über die Kosten für das Gehäuse sowie über dessen Beständigkeit und Lebensdauer. Entsprechend gut müssen die jeweiligen Vor- und Nachteile überdacht werden.