Ein Isoliersystem besteht nach UL aus zwei Teilen: den Hauptbestandteilen (Major Components) und den Nebenbestandteilen (Minor Components). Bei Ersteren hat deren Ausfall einen gravierenden Einfluss auf die Sicherheit des EIS (z.B. Wicklungsschluss, Schluss zwischen Primär- und Sekundärseite, Brandgefahr und Gefahr eines elektrischen Schlages). Beispiele für solche Hauptbestandteile sind Kupferlackdrähte, Wickelkörper und Flächenisolierstoffe für die Grund- und Zwischenlagenisolation. Nebenbestandteile sind nicht vorrangig an der Sicherheit des EIS beteiligt und stellen Hilfsmaterialien dar. Beispiele dafür sind Isolierschläuche, Lagenisolierstoffe (Folien), Vergussmassen, Kordeln und Klebebänder sowie meist auch Imprägnierharze. Die Unterscheidung erfolgt nicht grundsätzlich aufgrund des Materials sondern aufgrund der Funktion im Endgerät.
Bevor ein Anwender ein neues Elektroisoliersystem zertifizieren lässt, sollten er sich im Vorhinein Folgendes fragen:
Die schnellste, kostengünstigste Methode, ein eigenes EIS zu definieren, ist die Übernahme eines bereits bestehenden EIS ohne jegliche Modifikation (siehe auch Kasten »Welche Modifikationen eines bestehenden EIS sind erlaubt?«). Da es nicht notwendig ist, alle Bestandteile eines solchen EIS zu verwenden, sucht sich der Anwender also ein EIS aus, das alle benötigten Bestandteile enthält. Die Übernahme eines bestehenden EIS erfolgt auf zwei mögliche Arten: die elektronische und die Papierkopie. Die elektronische Kopie übernimmt alle Daten des bestehenden EIS in das kundeneigene EIS. Das neue EIS wird in den Follow-up-Service (Qualitätskontrolle) des Kunden aufgenommen. Eine gesonderte Erlaubnis durch den derzeitigen Eigentümer des Original-EIS ist nicht notwendig. Vorteil der elektronischen Kopie ist die automatische Übernahme aller Änderungen des Original-EIS. Deshalb ist diese Übernahmeform heute die gängigere. Bei der »Papierkopie « wird die Materialliste des OBJS2-EIS in das kundeneigene OBJY2-EIS kopiert.
Was aber, wenn der Anwender kein bestehendes Isoliersystem übernehmen möchte oder kein passendes vorhanden ist? Dann muss er sich ein eigenes, neues Isoliersystem zulassen lassen. Zwei Tests sind hier möglich: der vollständige Alterungstest (FTA, Full Thermal Aging Test) und der »Sealed Tube Test« (STT).