Die Relais-Nachfrage ist weiterhin schleppend

15. Juli 2009, 16:34 Uhr | Erich Schenk
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Die Relais-Nachfrage ist weiterhin schleppend


Entgegen dem Trend hat sich beim chinesischen Hersteller Hongfa laut Theo Reisel, Vertriebsleiter bei Hongfa Europa, »erst zum Ende des ersten Halbjahres bei uns in Deutschland ein leichtes Umsatzminus im niedrigen einstelligen Prozentbereich eingestellt«. Zwar liege bei einzelnen Kunden das Minus bei 20 Prozent und darüber, »allerdings konnten neue Kunden, neue Produkte und neue Projekte hier weitestgehend einen Ausgleich schaffen«. Für das zweite Halbjahr erwartet Reisel in Deutschland eine »leichte Besserung« bei den Umsätzen, denn der Auftragseingang sei positiv. Deshalb ist der Hongfa-Manager optimistisch, den Umsatzrückgang des ersten Halbjahres noch ausgleichen zu können und 2009 zumindest in Deutschland »annähernd« den 2008er Umsatz erreichen zu können.

In einigen anderen, von der Wirtschaftskrise besonders betroffenen Ländern, werde das vermutlich erst 2011 oder 2012 der Fall sein. Regional gebe es sehr wohl Unterschiede, besonders in Nordamerika und hier im Kfz-Segment seien die Umsatzrückgänge »dramatischer«. In Europa seien Spanien, England und Italien von stärkeren Umsatzrückgängen betroffen. Dagegen verzeichne China bei Automobilrelais derzeit hohe Zuwächse im 2-stelligen Prozentbereich, wodurch die Lieferzeiten für einige Kfz-Relais auf ca. 20 Wochen gestiegen seien. Und auch bistabile Hochstromrelais »erfahren eine starke Nachfrage aus den USA und Europa«, hier sei bei einzelnen Baureihen die Produktionszeit auf 80 Tage angestiegen.

Bedingt durch die wirtschaftliche Krise seien die Relais-Preise »zusätzlich unter Druck, viele Kunden erwarten Preisreduzierungen«, versichert Reisel. Weil aber die Preise für wichtige Materialien wie Kupfer und Silber seit Januar 2009 wieder »deutlich gestiegen sind, sind diese Wünsche fast nicht zu realisieren«. Angesichts der Tatsache, dass alle Hersteller um die weniger gewordenen Aufträge kämpften, habe sich die Situation bei den Margen nicht entspannen können.

Was neue Märkte anbelange, sei Hongfa mit intelligenten Stromzählern (Smart Meetering) bereits mit neuen Relais im Geschäft. Das Thema »Energiesparen« (Standby-Kosten) werde zusätzliche Umsätze bescheren. Um aus der Krise »gestärkt hervorzugehen, hat Hongfa Europe in den Vertrieb und die Applikationsberatung investiert, um den Kundenservice zu verbessern «, erläutert Reisel. Das Senken der Fertigungskosten sei prinzipiell ein Dauerthema, »allerdings wurde der Druck, die Kosten zu senken, nochmals erhöht«. Fertigungsverlagerungen seien bei Hongfa hingegen kein Thema, vielmehr werde am Produktionsstandort Xiamen die Automatisierung weiter vorangetrieben.

Im Gegensatz zu Hongfa verbuchte Finder laut dessen Key-Account- Manager Dirk Rauscher im ersten Halbjahr 2009 im Vergleich mit dem Vorjahr »einen Umsatzrückgang von ungefähr 18 Prozent, was etwa dem Umsatzniveau von 2006 entspricht«. Zu berücksichtigen sei dabei allerdings, dass die typischen Kunden vorrangig aus dem Bereich Schaltanlagen- und Steuerungsbau kommen, und die verzeichneten einen Umsatzeinbruch von bis zu 50 Prozent.

Für das zweite Halbjahr rechnet Rauscher »mit einer Stabilisierung, der Tiefpunkt scheint erreicht, denn die Kunden haben sich dem niedrigeren Umsatz-Niveau angepasst«. Bis wieder das 2008er Niveau erreicht werde, dürfte es dank einer kontinuierlichen Erholung nach »ersten Einschätzungen drei bis vier Jahre dauern«. Bereits für 2010 rechne man bei Finder mit einem moderaten Wachstum im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Trotz der Krise seien »Margen und Preise nahezu konstant geblieben«, freut sich Rauscher, lediglich vereinzelt hätten sich stark gesunkene Stückzahlen negativ auf die Herstellkosten und somit die Margen ausgewirkt. Die Reaktion auf die gesunkene Nachfrage seitens Finder bestand in der Anpassung der Fertigungskapazitäten, zudem wurde Kurzarbeit veranlasst.

Martin Kunschert, Geschäftsführer von Elesta relays, sieht »in den letzten Wochen eine Bodenbildung im niedrigen Bereich, nachdem die Umsätze im Vergleich zum ersten Quartal noch weiter leicht nachgegeben haben«. Verglichen mit den ersten 6 Monaten des Vorjahres habe man aber ein Minus von um die 30 Prozent zu verzeichnen. Dabei behaupteten sich Neuentwicklungen wie die SIS- und SIF-Serie von Sicherheitsrelais weitaus besser am Markt als bereits fest im Markt etablierte Produkte. Weil Elesta zumindest indirekt relativ stark vom Maschinenbaumarkt abhängig sei – dort sind Einbrüche von teils über 50 Prozent zu konstatieren –, sei im zweiten Halbjahr 2009 »keine große Erholung« zu erwarten, hinke man doch erfahrungsgemäß diesem Markt sechs bis neun Monate hinterher.

Weltweit betrachtet werde man wohl die 2008er Umsätze mit Sicherheitsrelais erst 2013 erreichen, wobei sich die drei wichtigsten Märkte Europa, USA und Asien unterschiedlich rasch erholten: Für Europa lautet Kunscherts Prognose auf 2013 (Deutschland erst 2014/2015), die USA würden als erste bereits 2012/2013 an die 2008er Umsätze anknüpfen, Japan hingegen erst 2015/2016. Die Marktentwicklung der Relaispreise war »schon vor der Krise angespannt, Kostenanpassungen konnten bisher durch interne Maßnahmen (Lean Production) abgefedert werden« – allerdings teils zu Lasten der Marge. Auch wenn sich bis dato die Auswirkungen der Krise bei Elesta »auf ein ein erträgliches Maß beschränkt haben«, musste man diverse Maßnahmen ergreifen wie Kurzarbeit, Nichtverlängern von befristeten Verträgen, Überprüfen des Investitionsbudgets und dessen Optimierung.


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