Für Mouser Electronics äußerte sich Mark Burr-Lonnon, der als Senior Vice President EMEA and Asia eine wichtige Schlüsselposition im Unternehmen leitet. Der Dienstleister nimmt für sich in Anspruch, dass er sowohl beim Umsatz als auch bei der Zahl der Neukunden stärker wächst als der Wettbewerb. Um dies auch künftig sicherstellen zu können, muss das Unternehmen stets erkennen, was seine Kunden als Nächstes benötigen und welche Ressourcen vorgehalten werden müssen, damit die Nachfrage zeitnah befriedigt werden kann.
Elektronik: Wie lief 2016?
Mark Burr-Lonnon: 2016 war ein weiteres Rekordjahr für Mouser. Unsere Geschäfte in Europa tragen jetzt fast ein Drittel zum Verkaufsvolumen bei und wachsen immer noch in einer Geschwindigkeit, die den Markt als Ganzes und sämtliche Wettbewerber übertrifft. Der regional gemittelte Absatz im Jahresvergleich ist um mehr als 15 % gestiegen, und beim Kundenstamm sieht es noch besser aus – über 19 %. Dies lässt auf einen überaus gesunden Grad an Design-Aktivitäten schließen. 2015 haben wir eine Erweiterung unseres Lagers, aus dem wir weltweit ausliefern, in Betrieb genommen, das jetzt mit mehr als 800.000 lieferbaren Einzelartikeln im Sortiment vollständig betriebsbereit ist. Dies ist ein Zeichen dafür, dass wir fest daran glauben, auch weiterhin in diesem Tempo zu wachsen. Wir planen bereits eine weitere Stufe der Erweiterung, damit das Wachstum sich nicht verlangsamt. Unser Zielmarkt ist natürlich der Design-Ingenieur und wir sind der Überzeugung, dass man zur Unterstützung der Designaktivitäten die neuesten Bauteile versandbereit im Sortiment führen muss. Zur Zeit lagern wir Waren im Wert von fast 500 Mio. Dollar; fast doppelt so viel wie vor zwei Jahren. Nach eigener Überzeugung führen wir zudem mehr Development Kits und -Boards als jeder andere Distributor im Programm, was ein weiterer Vorteil für den Design-Entwickler ist.
Elektronik: Wachstumsimpulse?
Mark Burr-Lonnon: Deutschland ist zwar der größte nationale Absatzmarkt in Europa, aber Großbritannien, Frankreich und östliche europäische Länder wie die Türkei und Polen weisen alle Wachstumszahlen von fast 20 Prozent auf. In Italien ist das sogenannte Maker-Marktsegment besonders aktiv. Fast stürmisch geht es im IoT-Bereich zu – Industrie 4.0, Smart Home, das vernetzte Auto, medizinische Ferndiagnose, usw. – aber auch andere Sektoren wie Beleuchtung, Luft- und Raumfahrt, Verteidigung und der Automobilbau sind immer noch sehr wichtig.
Elektronik: Erwartungen an 2017?
Mark Burr-Lonnon: Zuerst muss man sagen, dass sich bisher eigentlich nichts verändert hat. Offensichtlich haben die Märkte schnell und negativ auf den Brexit reagiert und es gibt sehr konkrete Bedenken darüber, wie es dem Vereinigten Königreich außerhalb der Europäischen Union ergehen wird. Aber die Wechselkurse haben sich langsam wieder erholt und die Wachstumszahlen für das Vereinigte Königreich waren nicht so sehr davon betroffen, wie prognostiziert worden war. Man kann nicht abstreiten, dass zur Zeit überall auf der Welt große politische Veränderungen und Ereignisse vor sich gehen. Brexit war nur der Anfang: Trumps Wahlsieg aus dem Umfragetief heraus hat die meisten Kommentatoren überrascht und wir werden noch sehen, wie sich die zunehmend populären Ansichten vom rechten politischen Flügel in Italien, Frankreich und sogar in Holland an den Wahlurnen bemerkbar macht. Die Geldmärkte mögen keine Ungewissheit und so werden wir wohl fluktuierende Kurse sehen, was im Allgemeinen nicht besonders gut für das Geschäft ist. Auch die Bedrohung durch möglichen Protektionismus und durch Import- und Exportzölle macht den Investoren Sorgen und bereitet einiges Kopfzerbrechen. Aber es wichtig, sich daran zu erinnern, dass wir einfach noch nicht wissen, welche Vereinbarungen letztendlich getroffen werden. Da nicht mehr in der EU, könnte das Vereinigte Königreich einige äußerst steuerbegünstigende Abkommen mit solchen Unternehmen treffen, die sich dort ansiedeln wollen. Aber das liegt noch alles in der Zukunft und wenn uns das Jahr 2016 eines gelehrt hat, dann das, dass man sich auf Prognosen und Vorhersagen nicht immer verlassen kann!
Was ich allerdings mit ziemlicher Sicherheit sagen kann, ist, dass Unternehmen innovativ sein und neue Produkte auf den Markt bringen müssen. Die Elektronik hat mittlerweile in fast jeden Bereich des menschlichen Lebens Einzug gehalten und die Designingenieure werden greifbare und konkrete Problemstellungen angehen – zum Beispiel neue Produkte, neue Eigenschaften – und die Politik denjenigen überlassen, die behaupten, davon etwas verstehen.