Worauf ist dieses Wachstum der Bestücker – oder der EMS-Unternehmen – Ihrer Meinung nach zurückzuführen?
Vor allem darauf, dass viele OEMs ihre Fertigung mehr und mehr auslagern, auch unter dem Aspekt der »Local-for-Local«-Produktion. Die Bestücker haben sich auf fertigungsnahes Engineering und optimierte Fertigungsprozesse konzentriert. Das heißt, dass im Absatzland auch produziert werden soll und das Produkt – oder Zwischenprodukt - nicht um die halbe Welt geschifft wird.
Kommen wir wieder zurück zum IP&E-Segment: Sie sagten, der Markt »plätschert« so dahin, was hat das für Konsequenzen?
Der Margen- und Preisdruck hat deutlich zugenommen. Eine schlichte Feststellung ist, dass es wohl u.a. an Differenzierung der Added Values mangelt, die der Kunde bereit wäre zu bezahlen.
Auf der einen Seite werden die Distributoren immer größer, vor allem im Halbleitersegment. Die IP&E-Distribution hingegen wird immer noch zu circa 50 Prozent durch kleinere Distributoren bestimmt. Woran liegt das?
Die Struktur bei den Herstellern und auf der Einkaufsseite ist eine andere, die persönliche Beziehung ist immer noch ein wichtiges Thema. Die Halbleiterhersteller haben weniger Direktkunden als der Passiv-Bereich. Der ist vergleichbar mit den Strukturen im Halbleitermarkt vor zehn Jahren.
Wie stark sind die einzelnen IP&E Produktbereiche derzeit bei Avnet Abacus vertreten?
Wir erwirtschaften derzeit rund 36 Prozent mit Steckern, 36 Prozent mit Passiven, 13 Prozent mit Elektromechanik und 12 Prozent mit Power.
A propos Power: Vor drei Jahren haben Sie die Best-Fit-Initiative ins Leben gerufen. Wie hat sich dieser Vorstoß in den Power-Bereich entwickelt?
Das Best-Fit-Konzept funktioniert. Wir haben seither einiges erreicht und sind auf einem sehr guten Weg, die Anzahl der Kunden, der Designs und somit auch unser Geschäft weiter zu steigern. Dennoch braucht ein solches Konzept Entwicklungszeit und unterliegt einem kontinuierlichem Verbesserungsprozess.
Im Halbleiterbereich sind Innovationen an der Tagesordnung, IP&E-Produkte haben es da deutlich schwerer. Welche technischen Trends treiben Ihr Geschäft derzeit?
Die Entwicklung im IP&E-Segment bleibt natürlich nicht stehen. Die Miniaturisierung schreitet voran, bei den Passiven und den Steckern, aber auch in der Elektromechanik: Es gibt inzwischen Lüfter in Piezo-Technik und neuartige Halter für LED-Arrays.
Welche Applikationsfelder sind viel versprechend, welche weniger?
Deutschland und (Zentral)europa profitieren bekanntlich nicht vom Tablet Boom, also müssen wir uns auf andere Bereiche konzentrieren: Viel versprechend ist für uns beispielsweise das Lighting-Segment – schließlich gibt es kein LED-System ohne passive Bauelemente. Beim Smart Metering haben wir zwar viele Designs, aber noch fehlen die Stückzahlen. Auch der Automotive-Markt zählt zu den Treibern. Der Wert der Elektronik im Auto steigt stetig, das Potenzial ist noch längst nicht ausgeschöpft. Aber auch neue Bereich wie technisches Gerät für die »smarte« Landwirtschaft haben sich inzwischen zu einem sehr interessanten Markt für uns entwickelt. Die Solartechnik hingegen hat stark Federn gelassen, auch die Windkraft hat sich bisher eher schwach entwickelt. In der Bahntechnik bestünde zwar theoretisch ein großer Ersatzteilbedarf, aber dieser Bereich ist politisch getrieben, und die Mühlen malen hier oft sehr langsam.
Wie sieht Ihr Ausblick 2014 aus?
Wie Sie wissen, sind unser Geschäftsjahr und das Kalenderjahr nicht deckungsgleich. 2014 endet für uns zum 30. Juni 2014. In Beziehung zum Kalenderjahr liegen wir im Wachstum signifikant höher als im Kalenderjahr. Prognostiziert werden von den Verbänden für Deutschland für IP&E momentan 3,2 Prozent Wachstum. - Wir erwarten jedenfalls deutlich mehr und rechnen mit einem zweistelligen Zuwachs.