Interview mit TDK

»Das Internet ist wesentlicher Bestandteil für die Distribution«

19. Juli 2016, 13:59 Uhr | Karin Zühlke
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Geschäfte mit Amazon?

TDK
© TDK-Lambda Germany

Das heißt, TDK macht derzeit keine direkten Geschäfte mit Amazon?

Nein, im Bereich der elektronischen Komponenten haben wir keinerlei Geschäftsbeziehung mit Amazon. Dennoch finden Sie einige unserer Bauelemente auch bei Amazon, weil sie dort von unseren Distributionspartnern angeboten werden.

Bei all den Diskussionen darum, wie die Distribution ihr Internet-Angebot ausbauen muss: Welchen Stellenwert hat eigentlich die ursprüngliche Domäne der Distribution „Verfügbarkeit und Lager“ in diesen Zeiten des Umbruchs?

Es scheint, das von mir immer geforderte „Back to the roots“ ist im Kommen. In Zeiten, in denen die Margen unter Druck geraten, besinnen sich immer mehr Distributoren auf eine gewisse Verfügbarkeit ab Lager, mit der schon Carlo Giersch (der Firmengründer von Spoerle) bewiesen hat, dass damit höhere Spannen realisierbar sind. Aber auch viele Kunden fordern eine bessere Versorgungssicherheit und kehren der Back-to-Back-Versorgung den Rücken. Sicherlich fördert die immer stärker werdende Präsenz der High-Service-Distributoren, also die ursprünglichen Katalogdistributoren, auch diesen Trend.

Das Internet der Dinge, Industrie 4.0, Big Data und die Cloud erzeugen die Phantasie, die auch die Hardwareträume und damit den Komponentenumsatz wachsen lässt – was heißt das für Ihr Geschäft?

Das IoT bietet uns Wachstumsmöglichkeiten auf einer Vielzahl von neuen Anwendungsfeldern. Dazu gehören neben dem Kernfeld für das IoT, der Informations- und Kommunikationstechnologie, auch die Tele-matik und das Smart Metering, vernetzte Beleuchtungssysteme, das Smart Home und die Medizintechnik. Hinzu kommen Anwendungen im Bereich der Automobil- und Industrie-Elektronik. TDK spricht mit seinen HF-Bauelementen und -Modulen, den winzigen flachen Vielschichtinduktivitäten, seinen verschiedenen Sensortechnologien und miniaturisierten extrem flachen Spulen für das Wireless Charging sowie seinen sehr kompakten Batterien letztlich alle Branchen an, die sich derzeit mit dem Design von IoT-Applikationen beschäftigen.

Die weitere Miniaturisierung der Komponenten ist dabei sicherlich eine Grundvoraussetzung. TDK bietet etwa ein ultrakompaktes Bluetooth-Modul auf Basis seiner SESUB-Technologie (Semiconductor Embedded in Substrate) an, das sehr wenig Energie verbraucht. Es eignet sich für die Bluetooth-Smart-Spezifikation und damit bestens für batteriebetriebene Wearables. Die wesentlichen Anforderungen an diese Geräte sind, neben der kleinen Bauform, wenig Gewicht und geringer Energieverbrauch. Und das sind auch die Anforderungen an passive Bauelemente und Module für den Einsatz in IoT-Applikationen ganz allgemein. Das IoT wäre vor zehn Jahren nicht möglich gewesen ohne all die fortschrittlichen Integrationstechnologien wie TDKs SESUB und ohne den heutigen Grad an Miniaturisierung und Performance der Bauelemente sowie der Batterie-Technologien.

Generieren Sie durch Industrie-4.0-Ansätze bereits konkret Umsätze?

Wir sehen bei unseren Bluetooth-Low-Energy-Modulen und unserer Vielzahl an Angeboten für das Wireless Charging bereits gute Umsätze, sowohl im Direkt- als auch im Distributionsgeschäft.

Kernkomponenten der „Things“ wie Sensoren, High-End-Mikrocontroller und Wireless-ICs/Module wuchsen bereits die letzten 12 Monate überdurchschnittlich und werden das auch die nächste Jahre tun. Die meisten „Things“ werden jedoch in Asien gefertigt werden. Was bleibt für Europa und damit für den Kernmarkt der Distribution?

Auch in Europa wird es weiterhin einen Markt geben. Der ist jedoch für kleinere Stückzahlen und höherwertige Anwendungen ausgelegt, also ein guter Markt für die Distribution.

Deutschland hängt am Tropf der Auto-mobilindustrie, und Automotive ist nach wie vor ein sehr wichtiger Markt für die Distribution – vor allem mittelbar durch die Belieferung von Zulieferern:   Welche Auswirkungen hatte der VW-Skandal aus Ihrer Sicht?

Weil TDK eine sehr breite globale Kundenbasis an Automobilzulieferern bedient, die ihrerseits die Automobilhersteller weltweit beliefern, sehen wir in diesem Zusammenhang keine unmittelbaren negativen Auswirkungen auf den Bedarf an passiven Bauelementen. Im Gegenteil, wir gehen davon aus, dass der Anteil der Elektronik in den Fahrzeugen weiter steigen wird; sei es durch mehr und komplexere Systeme in der Abgasbehandlung und Motorsteuerung oder sei es bei Sicherheit und Komfort. Aber auch durch die weiter zunehmende Verbreitung von Hybrid- und Elektrofahrzeugen werden sich weitere Wachstumsimpulse für das Geschäft mit passiven Bauelementen ergeben. TDK ist mit seinem sehr breiten Portfolio bestens gerüstet, um auch neue Marktchancen zu nutzen.

Was passiert, wenn der Wandel zur Elektromobilität wirklich vollzogen wird? Müssen sich dann nicht komplette Lieferketten verschieben bzw. ändern?

Nein. So wie es aussieht, werden die Tier1- und Tier2-Zulieferer auch diesen Part übernehmen, und dabei werden wohl einige Akteure ausgewechselt, also eher eine Evolution als eine Revolution.


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