Gibt es weitere Akquise- bzw. Investitionspläne für dieses Jahr?
Wenn es die Bedingungen erlauben, sind weitere Akquisitionen nicht ausgeschlossen. Logisch korrekt heißt die Antwort, dass es nicht unmöglich ist. Eine weitere Übernahme in diesem Jahr halte ich allerdings eher für unwahrscheinlich, da wir derzeit einen Großteil unserer Kräfte der Unterstützung von Trafomo widmen.
Werden Sie die Marken der drei Distributoren auch künftig getrennt weiterführen?
Im eigentlichen Sinn handelt es sich bei setron, pk components und Trafomo natürlich nicht um Marken. Vielmehr sind es drei Firmen mit ähnlicher Kultur, hohen Ansprüchen und eigener Identität. Wir möchten die angesprochene Kundennähe nicht durch Umfirmierungen belasten – hier hat der eine oder andere Marktbegleiter in der Vergangenheit aus meiner Sicht die daraus resultierenden Konsequenzen unterschätzt. Daher nutzen wir gemeinsame Ressourcen und profitieren von breiteren Strukturen, aber die speziellen Charaktere der einzelnen Unternehmen möchten wir nicht glätten.
Es gibt ja immer die Diskussion »Spezialist oder Broadliner« – ist setron als Muttergesellschaft nun immer noch ein Spezialist, oder wie ordnen Sie sich nach den beiden Übernahmen ein?
Aus dem Gesagten ergibt sich die Antwort. Ich denke, dass die in unserer Branche gebräuchliche digitale Unterteilung in Broadliner und Spezialist zu grobmaschig ist und uns, wie sicher auch anderen Distributoren, nicht gerecht wird. Wenn Sie so wollen, sind wir eher ein »Compactliner«. Ansonsten ist die Zuordnung mitunter müßig, denn wir richten unsere Strategie nicht nach beschreibenden Kategorien aus.
In Ihrer ersten Verlautbarung zur Übernahmen heißt es, Trafomo solle weiter eigenständig arbeiten, aber vorhandene Synergien genutzt und das gemeinsame Angebot an Produkten und Dienstleistungen ausgebaut werden. Würden Sie das konkretisieren?
Die angesprochenen Synergien ergeben sich vor allem durch den regen Austausch von Know-how. Schon kurz nach der Übernahme hat dieser ganz von selbst begonnen, und eine gemeinsame Knowledge-Base ist im Entstehen. Gerade unser Know-how im Design-in sowie Erfahrungen in den Bereichen Stromversorgung, Embedded Computing und Beleuchtung könnten unseren Kollegen von Trafomo die Eröffnung neuer Geschäftsfelder beziehungsweise den Ausbau bestehender Geschäftsbeziehungen ermöglichen. Ich betrachte diese Gebiete aber als Add-On-Geschäft, was nur durch zusätzliche Ressourcen umsetzbar sein wird. Hier werden wir investieren, allerdings wird das Kerngeschäft von Trafomo stets höchste Priorität besitzen.
Wird es gemeinsame Projekte geben?
Weil wir auf eine gewisse Souveränität der Firmen Wert legen, werden auch die Projekte entsprechend umgesetzt. Die Bedingungen der Möglichkeit von umfangreicheren Projekten schaffen wir durch die gemeinsame Knowledge-Base.
Mit pk components ist ja ein satter Umsatzsprung gelungen, welches Ziel haben Sie für Trafomo?
Die Umsatzsteigerung bei pk ist nicht zuletzt auf unsere hoch motivierten Mitarbeiter und den tollen Support unserer Hersteller zurückzuführen. Allerdings hatte in 2010 auch niemand mit der rapiden Erholung der Wirtschaft gerechnet. Weil wir überzeugt sind, dass wir bei Trafomo ebenfalls ein sehr gutes Team haben, gilt es nun, in vernünftigen Schritten eine Plattform für weiteres Wachstum zu schaffen. Hier werden wir keine Kosten und Mühen scheuen, weshalb ich mittelfristig von einem zweistelligen Wachstum ausgehe.
Worin sehen Sie die Herausforderungen für dieses Jahr?
Die größte Herausforderung liegt nun wohl in dem Sieg unserer Fußballmannschaft bei der EM gegen das Team unserer dänischen Kollegen, ansonsten kann ich mich in Kopenhagen nicht mehr blicken lassen – nein, Spaß beiseite: Zwangsläufig gilt es nun, die Zusammenarbeit unserer drei Unternehmen zu vertiefen, um auch in schwierigen Zeiten erfolgreich zu bestehen. Aktuell vermag ja keiner wirklich zu sagen, wo die Reise hingeht – sich in diesen volatilen Zeiten ideal für den Markt auszurichten ist Herausforderung genug.
Das Interview führte Karin Zühlke