Seit Februar gehört der skandinavische Distributor Trafomo zum Firmenverbund von setron. Mit einem Broadliner messen lassen will sich setron nach den Worten von Geschäftsführer Sven Streiff aber auch weiterhin nicht: »Ich bin überzeugt, dass genau das unseren Charme ausmacht!«
Markt&Technik: Warum fiel die Entscheidung gerade auf Trafomo als Übernahmekandidaten – was war der Grund für die Übernahme?
Sven Streiff: Wir hatten schon länger geplant, unsere Aktivitäten in Skandinavien auszuweiten. Bei der geeigneten Suche nach einem Distributor waren uns einige Faktoren besonders wichtig. Hier kann man beispielsweise die technische Reputation im Markt, die Zuverlässigkeit, aber auch die Art und Weise, wie ein Unternehmen geführt wird, heranziehen. Bei allen Faktoren hatten und haben wir bei Trafomo einen sehr guten Eindruck gewonnen, der uns zu der Übernahme bewogen hat.
Wie passen Firmenkultur und Produktspektrum von Trafomo zu setron und der 2010 übernommenen pk components?
Eine homogene Firmenkultur ist eine notwendige Voraussetzung für unsere Akquisitionen. setron, pk components und Trafomo sind inhabergeführte Unternehmen mit sehr ähnlichen Strukturen. Alle Unternehmen zeichnen sich durch Kundennähe und kurze Reaktionszeiten aus. Hinzu kommt, dass sich unsere Produktlinien nur geringfügig überschneiden und jedes Unternehmen in seinen Bereichen ein Spezialist ist. Außerhalb dieser Bereiche bieten sich für die jeweils anderen Unternehmen Chancen, die wir bereits genutzt haben bzw. noch nutzen werden.
Spezialisiert ist Trafomo auf Design-In-Projekte in den Bereichen Hochspannung und Industrie, verlautbarten Sie in der Pressmeldung. Wie schätzen Sie das Potenzial in diesen beiden Marktsegmenten ein?
Der skandinavische Markt bietet eine Reihe an Möglichkeiten in diesen Segmenten. Auch wenn derzeit vereinzelt Konsolidierungen wahrgenommen werden, sehen wir zukünftig im Bereich der regenerativen Energien, der Transportindustrie sowie in Teilbereichen der industriellen Automatisierung gute Wachstumschancen.
Laut DMASS konnte Nordeuropa im letzten Jahr gut zulegen – vor allem das Baltikum profitiert von Fertigungsverlagerungen aus Skandinavien. Ihre Einschätzung dazu?
Im Hinblick auf das letzte Quartal 2011 kann man wohl kaum von großen Gewinnern sprechen. Vielmehr gab es Inseln mit moderaten Zuwächsen. Da wären das Baltikum und einige nordische Länder zu nennen. Osteuropa scheint in der Tat weiterhin von der Low-cost-Produktion zu profitieren. Man erkennt den Trend, dass einige Skandinavier ihre Produktion, wie Sie schon andeuteten, in Richtung Baltikum verlagern. Insofern macht es durchaus Sinn, Skandinavien und das Baltikum in Zukunft als einen Markt zu betrachten. Immer mehr norwegische Unternehmen verlegen ihre Fertigung nach Estland. Hier ist Trafomo voll involviert, und wir sehen mittelfristig gute Chancen für das Baltikum.
Wie haben die Kunden und vor allem die Hersteller von Trafomo reagiert? Bleiben bestehende Verträge wie gehabt?
Weil sich unsere Produktlinien nicht groß überschneiden, wurde die Übernahme im heimischen Markt nur moderat thematisiert. In Skandinavien hingegen gab es extrem positive Resonanz, die uns sogar überrascht hat. Die bestehenden Verträge mit Herstellern bleiben unberührt, und wir hoffen, dass wir genau wie bei der Übernahme unserer pk components den Herstellern von Trafomo einen Mehrwert aufzeigen werden. Dieser soll sich insbesondere in dem weiteren Ausbau der technischen Expertise äußern. Erste Maßnahmen sind hier bereits geplant, und selbstverständlich ergibt sich daraus auch ein Mehrwert für die Kunden von Trafomo.
Nun ist setron an drei Standorten in Europa vertreten. Sehen Sie sich auf dem Weg zum »Europäer«?
Wir möchten behaupten, schon immer europäisch gedacht zu haben. Schließlich haben wir seit vielen Jahren reichlich Erfahrungen auf den osteuropäischen Märkten sammeln können. Gerade diese Ausrichtung wird immer wieder mit dem Namen setron assoziiert. Wir agieren als »Europäer« und wollen unsere strategische Position weiterhin ausbauen. Mit Blick auf das Baltikum sehen wir für uns gute Chancen. Dennoch ist es mir wichtig, hier noch einmal zu unterstreichen, dass wir uns nicht mit Broadlinern messen wollen. Unsere drei Unternehmen haben alle ihre eigene Identität und sind auf ihren Gebieten Spezialisten. Ich bin der Überzeugung, dass genau das unseren Charme ausmacht und unsere Kunden überzeugt.