Trotz aller Unkenrufe läuft die Realwirtschaft in vielen Bereichen nach wie vor sehr gut. Für einen Nicht-Volkswirtschaftler ist das offen gesagt schwer nachvollziehbar.
Die Realwirtschaft befindet sich trotz moderater Abkühlung in robuster Verfassung. Finanzwirtschaft und Realwirtschaft sind aber keine Parallelwelten. Sie sind über mehrere Kanäle miteinander verbundenWenn man immer nur Horrormeldungen aus dem Finanzsektor liest, kann sich das schnell in zunehmender Unsicherheit, Stimmungseintrübungen, Investitions- und Konsumzurückhaltung äußern. Außerdem werden die Spielräume für Kredite an die »Realwirtschaft« enger, wenn der Finanzsektor in Schwierigkeiten gerät. Aktuell drohen die Gefahren wieder mal mehr von der Finanzseite als von der Realwirtschaft.
Gesetzt den Fall, die Konjunktur würde mittelfristig einbrechen - wären die Firmen jetzt finanziell besser aufgestellt?
Viele Firmen haben sich unabhängiger gemacht von der Fremdfinanzierung. Aber natürlich bleiben die Firmen auch auf Fremdkapital angewiesen, und wenn die Banken geschwächt wären, könnte sich das auch wieder auf die Unternehmen auswirken.
Aber besonders die Elektroindustrie ist hier sehr gut aufgestellt: Unsere Branche hat eine durchschnittliche Eigenkapitalquote von 40 Prozent, das sind rund 10 Prozent mehr, als in der restlichen Verarbeitenden Industrie.
Also kein Grund zur Panik?
Nein. Mit Blick auf die strukturell gute Verfassung der Industrie gibt es keinen Grund zur Panik. Der Konjunkturmotor wird nicht abrupt stillstehen, sondern läuft langsamer.
Wir erwarten also eine moderateres Wachstumstempo, keine Katastrophe.
Besonders die Elektroindustrie ist außerdem strukturell sehr gut aufgestellt, besser als andere Industriezweige. Wir haben zahlreiche Wachstumsfelder, die am Ende ohne die Technologien aus unserer Branche gar nicht zu realisieren wären: Das sind beispielsweise die Themen Energieeffizienz, Elektromobilität, Embedded Software & Systems oder die Energiewende. Und wer für solche Wachstumsfelder steht, der tut sich wiederum auch leichter, Kredite zu bekommen.
Könnte man das Bankenwesen nicht besser kontrollieren?
Das ist alles nicht trivial, weil es die verschiedensten Wirkungskanäle gibt, die ineinander greifen. Wenn Sie zu stark regulieren, schneiden Sie den Banken mitunter die Möglichkeit ab, Kredite zu vergeben. Konjunkturell schwierige Situationen tun noch mal ihr Übriges dazu. Da werden die Spielräume der Banken sowieso enger. Zudem: Für die Staatsschuldenkrise der Euro-Länder und der USA können die Banken vergleichsweise wenig.
Das Interview führte Karin Zühlke