Interview mit Silica

»Es gibt deutliche Unterschiede in der Software-Qualität«

8. November 2012, 13:02 Uhr | Frank Riemenschneider
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Auf welcher Basis empfiehlt Silica eigentlich Chips?

Elektronik: Auf welcher Basis empfiehlt Silica eigentlich Chips?

Karl-Heinz Weigl: Wir haben natürlich Erfahrungen, welche Hersteller und welche Tools eine gewisse Effizienzrate bringen, das geben wir selbstverständlich an unsere Kunden weiter, um deren Time to Market zu verkürzen.

Elektronik: Keil läuft ja prinzipiell auf allen Cortex-M4-Chips, da gibt es also Unterschiede, ob ich einen STM32, einen LPC von NXP oder einen Stellaris von TI nehme?

Karl-Heinz Weigl: Es gibt Unterschiede in der Codedichte, d.h. auf manchen Chips ist sie besser als auf anderen; offenbar arbeitet der Compiler chipabhängig effizienter oder weniger effizient. Das hängt vermutlich u.a. mit der unterschiedlichen Initialisierung der Peripherie zusammen. Wir haben eine Matrix zusammengestellt, welche Tools aus unserer Sicht am besten mit welchen Chips zusammenarbeiten.

Elektronik: Sehen Sie eigentlich auch Grenzen bei Ihrer Beratungskompetenz?

Karl-Heinz Weigl: Ganz ehrlich: Gerade bei den Cortex-A-Chips ist die Software-Thematik so komplex geworden, dass wir trotz unserer Software-Spezialisten auch mal an Grenzen stoßen; dann holen wir den Hersteller selbst oder externe Partner an Bord.

Elektronik: ARM liefert ja viele Cores, die von den Chip-Herstellern in m.E. teilweise abstrusen Kombinationen zusammengeschraubt werden, z.B. werden Cortex-A15 mit Cortex-M4 kombiniert. Wenn ein Kunde die optimal programmieren will, muss er da schon zaubern können?

Karl-Heinz Weigl: Solange auf jedem Core dedizierte Tasks laufen, geht es ja noch, aber wenn die Cores dann noch untereinander kommunizieren müssen, wird es in der Tat sehr herausfordernd. Solange man die Basis-Software-Module der Hersteller runterladen kann, ist alles gut, aber wenn es dann darum geht, diese zu verbinden und daraus ein reales Produkt zu machen, ist es meistens aus. Über die Dokumentation will ich gar nicht reden. Diese Module sind darauf ausgelegt, möglichst schnell irgendeinen Prototyp zum Laufen zu bringen, aber kein Hersteller gibt Ihnen eine Garantie, dass das immer so laufen wird.

Elektronik: Meinen Sie, dass das Problem ist, dass niemand mehr für Software bezahlen will?

Karl-Heinz Weigl: Den Herstellern wird nichts anderes übrigbleiben, mit zunehmender Komplexität der Chips in funktionierende Software mehr zu investieren, weil die Chips sonst nicht mehr verkaufbar sein werden – ob sie dann irgendwann da mal Geld für Software nehmen werden können, ist eine andere Frage.

Elektronik: Auf unserer ARM-Entwicklerkonferenz haben die Teilnehmer an der Podiumsdiskussion im Schnitt gesagt, dass die Software der Hardware um 7,5 Jahre hinterherhinkt. Was sagen Sie dazu?

Karl-Heinz Weigl: Ja, das ist leider wahr. 6 Monate wären vielleicht noch OK, aber der Ist-Zustand ist völlig inakzeptabel aus Kundensicht.

Elektronik: Lassen Sie mich zum Abschluss noch auf einen speziellen Chip zu sprechen kommen, Zynq von Xilinx, über den wir bei der Elektronik im Oktober 2011 sehr früh einen ausführlichen Fachbeitrag gebracht haben [3]. Wie ist die Marktakzeptanz dieser vom Konzept ja innovativen Kombination von Cortex-A9 und programmierbarer Logik aus Ihrer Sicht?

Karl-Heinz Weigl: Das hat mich wirklich überrascht. Wenn die Designs eine gewisse Komplexität überschreiten, spüren wir eine sehr starke Nachfrage. Das ist ein echter Renner, z.B. bei komplexen Maschinensteuerungen. Es werden 2-Chip-Lösungen mit MCU und separatem FPGA durch Zynq ersetzt; das Interesse am Markt daran ist überwältigend. Erst im Mai haben wir im Rahmen unserer X-fest-Trainings den Zynq im Detail vorgestellt; wir konnten die Teilnehmer kaum noch unterbringen – insgesamt haben 1.200 Entwickler die X-fest-Events besucht, das spricht für sich.

 

Literatur:
[1]    Böhringer, K.; Schaar, V.; Riemenschneider, F.: Energy Micro gegen STM Teil 1. Elektronik 2012, H. 14, S. 36 ff.
[2]    Böhringer, K.; Schaar, V.; Riemenschneider, F.: Energy Micro gegen STM Teil 2. Elektronik 2012, H. 15, S. 26 ff.
[3]    Riemenschneider, F.: Wie ein ASIC. Elektronik 2011, Sonderheft Embedded, S. 56 ff.


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