Konsequenz des VW-Skandals: SCR-Katalysatoren in Diesel-Fahrzeugen

Chinaschwäche wiegt schwerer als VW-Skandal

1. Februar 2016, 11:54 Uhr | Engelbert Hopf
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Schärfere zur Abgasreinigung ziehen erhöhten Bauteilebedarf nach sich

So sind es denn auch eher die Sorgen über das weitere Kaufverhalten der Chinesen, die Bedenken über das weltweite Wachstum des Automobilmarktes wecken. So sagt Ferdinand Leicher, Vice President Sales EMEA bei Bourns: »Insgesamt sind die Automobilkunden in den letzten Monaten vorsichtiger geworden, aber das hängt wohl weniger mit dem VW-Skandal, sondern eher mit der großen Unsicherheit zur Marktentwicklung in China zusammen.«

Ähnlich argumentiert Uwe Reinecke, Regional Vice President Sales for Central and East Europe bei TTI: »Probleme mit rückläufigen Zahlen hat VW vor allem wegen seiner Absatzprobleme in China und nicht unbedingt wegen seines „Diesel-Gate“.« Für ihn bleibt Automotive auch in Zukunft ein treibender Markt, vor allem wegen der gestiegenen Volumen im Bereich Sensorik. »Damit wächst dann natürlich auch der Bedarf an passiven und elektromechanischen Bauelementen in diesem Bereich.« Festzuhalten bleibt: Auch wenn 2015 in Deutschland 7,7% mehr PKWs verkauft wurden als 2014, die Bedarfsstückzahlen des lange Jahre boomenden China-Marktes kann das nicht ersetzen.

Wie sich das Problem der zu hohen CO2-Emissionen von Dieselfahrzeugen lösen lässt, ist schon seit längerem klar: Die Lösung heißt SCR-Katalysator. Die »selektive katalythische Reduktion« sorgt mittels Harnstoffeinspritzung für die Neutralisierung der Stickoxide. Mit dieser aufwendigen Abgastechnik haben auch schwere SUVs aus Deutschland keine Probleme mit den strengen kalifornischen Grenzwerten. Der Unterschied zwischen einem SCR- und dem unter anderem in den getesteten VW-Modellen verbauten einfachen Speicher-Kats liegt nach Einschätzung des internationalen Verkehrsexperten Axel Friedrich (Mitgründer des International Council on Clean Transportation, ICCT) bei ein paar hundert Euro Mehrkosten. Nach Euro-Norm 6 dürften Dieselfahrzeuge aktuell maximal 80 mg Stickoxid/km ausstoßen. In einem realitätsnahen Test des ADAC stieß der schlechteste Diesel-PKW zuletzt 1167 mg Stickoxid/km aus.

Ereignisse wie der in der zweiten Januarwoche ausgerufene »Feinstaub-Alarm«, dürften mit dazu beitragen, die Anstrengungen, den CO2-Ausstoß zu minimieren, zu verstärken. Unter dem Eindruck der Ereignisse in den USA hatte beispielsweise VW schon am 13. Oktober 2015 angekündigt, nun alle seine für den europäischen, und den US-Markt bestimmten Dieselfahrzeuge mit SCR-Katalysatoren auszustatten – was laut dem IHS-Analysten Bouchaud vor allem eine erhöhte Nachfrage nach Druck-, Level-, Temperatur- und NOx-Sensoren für die SCR-Katalysatoren nach sich ziehen wird. Zu direkten Gewinnern des VW-Skandals zählen für ihn darum Firmen wie Sensata, Heraeus, Sensornite und Denso, aber auch Bosch.


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